Natalie Pawlik mit Kerstin Griese. Foto: Büro Griese
Natalie Pawlik mit Kerstin Griese. Foto: Büro Griese

Velbert. Staatsministerin Natalie Pawlik ist bei Kerstin Grieses Talkformat “Kerstin Griese trifft” in Velbert zu Gast gewesen. 


„Ein Drittel der Bevölkerung hat eine Zuwanderungsgeschichte“, sagte Kerstin Griese, als sie die Staatsministerin Natalie Pawlik begrüßte. Pawlik ist Integrations- und Migrationsbeauftragte der Bundesregierung und war zu Gast bei „Kerstin Griese trifft …“ im Velberter Bürgerhaus BiLo.

„Wie gelingt Integration in einer offenen Gesellschaft?“, fragte Sozialstaatssekretärin Griese. Da Pawlik in Sibirien geboren wurde und erst im Alter von sechs Jahren nach Deutschland kam, konnte sie aus eigenem Erleben berichten. „Wir mussten nachweisen, dass wir ein ‚besonderes Kriegsfolgenschicksal‘ erlitten hatten.“ Außerdem musste ein Sprachnachweis vorgelegt werden, und dann durfte die Familie ausreisen und erreichte zuerst das Lager Friedland. „Dann kamen wir nach Hessen. Ich habe erst hier in Deutschland Deutsch gelernt“, erzählte Natalie Pawlik. „Entscheidend für den Integrationserfolg war, dass wir wussten, dass wir bleiben können“, betonte die Staatsministerin.

„Man muss über Probleme in den Städten und Nöte in den Kommunen reden“, ging Griese auch auf die aktuellen Auseinandersetzungen ein. „Solche Debatten basieren auf Empörung, aber wir kommen nicht dazu, in der Sache zu debattieren“, beklagte Pawlik. „Wir dürfen keine Gruppen gegeneinander ausspielen. Es ist schade, dass wir ausgehend von der Aussage von Friedrich Merz nur diese gereizte Debatte führen und nicht über Lösungen sprechen“, so Pawlik.

„Wir haben in Deutschland einen massiven Fachkräftemangel“, sagte Griese. „Ganze Bereiche in unserer Gesellschaft würden nicht mehr funktionieren, wenn dort keine Menschen mit ausländischem Pass oder mit Migrationsgeschichte arbeiten.“ Pawlik beschrieb das Problem: „Wir haben zu viele Hürden, die Menschen daran hindern, hier Fuß zu fassen.“ Griese setzt auf die neue „Work and Stay“-Agentur. „Das ist ein großes Vorhaben: eine IT-Plattform, durch die alles viel schneller gehen soll.“ Sie erhofft sich unter anderem eine Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse.

„Die Ukrainerinnen und Ukrainer kommen hierher, weil Krieg ist, nicht, weil sie Bürgergeld bekommen“, stellte Kerstin Griese in der Diskussion mit dem Publikum klar. Trotzdem solle es einen so genannten „Rechtskreiswechsel“ geben und die aus der Ukraine kommenden Flüchtlinge sollen auf Wunsch der CDU/CSU ins Asylbewerberleistungsgesetz fallen. „Ich finde das nicht klug, aber es ist eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag“, kommentierte Natalie Pawlik. „Das ist ein großes symbolpolitisches Anliegen der Union.“ Leider sorge dies für eine erschwerte Integration in den Arbeitsmarkt. „Es ist nicht gut, wenn die Leute nicht adäquat unterstützt werden.“ Aber Bärbel Bas und Kerstin Griese hätten in den Verhandlungen bislang das Beste herausgeholt, so Pawlik.