
Wülfrath. Mit einer Fahnenaktion beteiligt sich Wülfrath heute am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.
Bürgermeister Sebastian Schorn stellte heraus, dass das Hissen der Fahne „Frei leben – ohne Gewalt“ kein symbolischer Akt sei, sondern „ein deutliches Bekenntnis: Wülfrath ist eine Stadt, die Haltung zeigt“.
Schorn betonte, Gewalt habe in der Stadt keinen Platz. Er verwies darauf, dass Demokratie nur funktionieren könne, wenn Menschen sicher leben, und erklärte: „Gewalt an Frauen und Mädchen zerstört diese Sicherheit jeden Tag.“
Das Recht auf ein gewaltfreies Leben sei ein Menschenrecht, und die Kommune trage Verantwortung, damit Hilfe „klar, schnell und zugänglich“ ankomme. Schorn hob die Bedeutung des Netzwerks Gewaltprävention hervor, in dem Polizei, SKFM, Caritas, VHS, Kirchen, Moscheeverein und Stadtverwaltung zusammenarbeiten.
Die Stadtgesellschaft sei ein wesentlicher Schutzfaktor, weil viele Menschen aufmerksam und solidarisch handelten. „Wülfrath schaut nicht weg“, sagte Schorn und erinnerte daran, dass Gewaltschutz eine dauerhafte Verpflichtung sei.
Gleichstellungsbeauftragte Franca Calvano betonte anschließend, Gewalt gegen Frauen sei kein Randthema und betreffe auch Wülfrath. Sie schilderte eine Begegnung im Rahmen der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, bei der eine Betroffene auf die Gewaltschutzbank zeigte und sagte: „Diese Bank würde ich am liebsten mit nach Hause nehmen.“ Die Frau habe berichtet: „Niemals hätte sie gedacht, dass ihr das passieren würde.“
Der Fall mache deutlich, dass Gewalt vielen Frauen nahe sei, aber auch, dass es Wege aus belastenden Situationen gebe. Calvano verwies auf hohe Fallzahlen häuslicher Gewalt und nannte für Wülfrath 41 gemeldete Fälle, hinter denen jeweils ein persönliches Schicksal stehe. Das Gewalthilfegesetz sei ein Fortschritt, schaffe aber erst später verbindliche Ansprüche und verlange umfangreiche Vorarbeiten. Bundesweit fehlten viele Schutzplätze, wodurch Betroffenen notwendige Hilfe verwehrt bleibe.
Sie erläuterte Maßnahmen in Wülfrath wie „One Billion Rising“, das Notrufsystem „Luisa ist hier!“ und die Gewaltschutzbank. Die Verteilung von 131.000 Brötchentüten im Kreis mit dem Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, darunter 5.000 in Wülfrath, solle Aufmerksamkeit schaffen. Diese Schritte könne institutionelle Angebote nicht ersetzen, sie setzten aber wichtige Signale.
Calvano dankte den beteiligten Einrichtungen und allen, „die im Alltag hinschauen, Unterstützung anbieten und Betroffenen glauben“. Sie rief dazu auf, aufmerksam zu bleiben, nachzufragen und einzugreifen, wenn Hilfe nötig sei, und betonte: „Es gibt Wege aus der Gewalt. Es gibt Unterstützung. Und es gibt Hoffnung.“



