Über viele Wochen haben sich die Strompreise im Frühsommer entspannt, inzwischen ziehen sie schrittweise wieder an. Der Grund dafür ist auf den weltweiten Energiemärkten und bei sogenannten Merit-Order-Prinzip zu suchen.
So richtig deutlich nach unten geht es mit der Inflation in Deutschland derzeit nicht. Im August lag sie laut Meldung des Bundesamtes für Statistik vom 8. September bei 6,1 Prozent. Bei den Verbraucherpreisen sei im Vergleich zum Vormonat Juli ein Plus von 0,3 Prozent zu verzeichnen.
„Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie liegen oberhalb der Gesamtteuerung und halten die Inflationsrate hoch. Im August machte sich noch einmal der Basiseffekt vom 9-Euro-Ticket aus dem Vorjahr bemerkbar, der sich erhöhend auf die Inflationsrate auswirkte und den preisdämpfenden Effekt des Deutschlandtickets überlagerte“, so Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. Dieser Basiseffekt falle ab dem nächsten Monat weg.
Die Verbraucherpreise bewegen sich daher weiterhin auf einem hohen Niveau. Besonders spürbar ist das aktuell bei den Strompreisen, denn die steigen wieder. Der der Spitze im Oktober und November des vergangenen Jahres sanken die Energiepreise im Mittel bis Juli 2023 sukzessive. Im August zeigte die Kurve nun wieder leicht nach oben. „Die Preise für Energieprodukte lagen im August 2023 um 8,3 % über dem Niveau des Vorjahresmonats (nach +5,7 % im Juli 2023)“, schreibt das Statistische Bundesamt. Vor allem Strom sei im August 2023 mit einem Plus von 16,6 Prozent deutlich teurer als ein Jahr zuvor gewesen.
„Merit Order“: Ranking der Energiequellen
Der Grund für diesen Anstieg ist im sogenannten Merit-Order-Prinzip zu finden. Demnach ist der Preis für Strom an den Markt für Gas gekoppelt, weil Energieerzeuger in einer Reihenfolge ihre Produkte zur Verfügung stellen. Während Erneuerbare günstig sind, ist die Stromerzeugung durch Gas nicht zuletzt aufgrund des durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Erdgaspreises zu der teuersten Variante. Steigt die Nachfrage nach Strom, können sich somit auch die Preise erhöhen, obwohl nach der „Merit Order“ Gaskraftwerke erst zuletzt aktiviert werden. Zudem hatte ein Streik in Australien den europäischen Preis für Gas in die Höhe schnellen lassen – um elf Prozent.
Das Vergleichsportal Verivox hatte jüngst die Abgaben auf Strom europaweit analysiert. Demnach sei der Staatsanteil in Deutschland auf 29 Prozent gesunken, vor zehn Jahren war es noch über die Hälfte. Der deutsche Staat sei somit nicht länger der größte Preistreiber bei Strom, so Verivox. Im europaweiten Vergleich liegt die Bundesrepublik dennoch weiterhin unter den Top-3 der abgabenreichsten Länder. Der Blick des Vergleichsportals geht zudem in Richtung Aus der Preisbremse: Verivox rechnet dann mit einer Teuerung bei der Energie von rund 6,3 Prozent. Für einen Musterhaushalt hat man 229 Euro pro Jahr als Mehrkosten errechnet.
Verivox weist zugleich auf die großen Preisunterschiede hin: Demnach würden neue Tarife bereits flächendeckend unter der Preisdeckelung liegen, sie wären dann ohnehin nicht mehr von einem Auslaufen der Preisbremse betroffen.