Eine Frau hält ein Smartphone in der Hand. Foto: pixabay/symbolbild
Eine Frau hält ein Smartphone in der Hand. Foto: pixabay/symbolbild

Mainz. In der Coronakrise hat die Arbeit beim Opfer-Telefon des Weißen Rings deutlich zugenommen. Das teilt die Opferschutzorganisation mit.

Nachdem die Zahl der Gespräche bereits von 2019 auf 2020 um zehn Prozent angestiegen war, setzte sich dieser Trend auch in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 fort. Durchschnittlich führen die 75 Beraterinnen und Berater derzeit insgesamt 1822 Gespräche pro Monat – fast 300 Gespräche mehr als 2019.

Deshalb brauchen die Helferinnen und Helfer dringend selbst Unterstützung: Der Weiße Ring, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, sucht weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sein Opfer-Telefon. Wer im Rhein-Main- oder Rhein-Ruhr-Gebiet wohnt und drei Stunden in der Woche Menschen helfen möchte, die Opfer einer Straftat geworden sind, kann sich ab sofort auf www.weisser-ring.de bewerben.

Die meisten Anrufer melden sich wegen Sexualdelikten (2021: 15,6 Prozent der Fälle), dicht gefolgt von Häuslicher Gewalt und Stalking. Etwas zurückgegangen ist zuletzt der Anteil der Fälle von Körperverletzung außerhalb des häuslichen Umfelds (9,9 Prozent). Das hat vermutlich mit den Kontaktbeschränkungen während der Pandemie zu tun.

„Nach dem Schrecken einer Straftat kann und will nicht jeder sofort offen und persönlich mit anderen Menschen darüber sprechen“, sagt Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings. „Manchen Betroffenen fällt es leichter, zunächst am Telefon über das Erlebte zu reden, vielleicht auch anonym. Auf diesen Weg erreichen wir Menschen in Not, die sich sonst nie bei uns gemeldet hätten.“ Die Beraterinnen und Berater am Opfer-Telefon haben seit der Einrichtung 2009 fast 200.000 Gespräche geführt.

Einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Ausbildung müssen Bewerber um ein Ehrenamt beim Weißen Ring nicht vorweisen. Wichtige Eigenschaften für die Aufgaben am Opfer-Telefon sind psychische Stabilität und Entscheidungsfreude, Einfühlsamkeit sowie die Fähigkeit, gut zuzuhören und sich verständlich auszudrücken. Gearbeitet wird von zu Hause aus; ein eigener Computer mit Internetanschluss sowie IT-Grundkenntnisse sollten vorhanden sein. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in einer Schulung professionell ausgebildet und auf ihre Aufgabe vorbereitet, im Anschluss finden regelmäßige Teamtreffen und Superversionen statt.

Das Opfer-Telefon kann bundesweit und kostenlos in Anspruch genommen werden. Die aktuell 75 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unter der Rufnummer 116 006 täglich von 7 bis 22 Uhr erreichbar. Die Beraterinnen und Berater verstehen sich als Lotsen, die allen Ratsuchenden die bestmögliche Hilfe für die jeweilige Situation aufzeigen.

Bewerbungen sind möglich unter www.weisser-ring.de.