Im Depot des Ruhr-Museums in Essen haben Forscher eine rätselhafte Entdeckung gemacht. Symbolfoto: pixabay
Im Depot des Ruhr-Museums in Essen haben Forscher eine rätselhafte Entdeckung gemacht. Symbolfoto: pixabay

Essen. Forscher haben im Fundus des Essener Ruhr-Museums über 90 Millionen Jahre alte Dinosaurierknochen entdeckt.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat in der renommierten Zeitschrift „Cretaceous Research“ einen bemerkenswerten Saurierfund aus der Sammlung des Ruhr-Museums in Essen bearbeitet. Die seltenen, etwa 92 Millionen Jahre alten Knochen stammen aus der späten Kreidezeit. Entdeckt wurden sie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Nordrhein-Westfalen in einer ehemaligen Kohlegrube in Unna.

Es stellte sich heraus, dass die Fossilien von einem Exemplar eines ungewöhnlichen Plesiosauriers stammen. Bei Plesiosauriern handelt es sich um eine bestimmte Gruppe schwimmender Reptilien, die zum Zeitalter der Dinosaurier die Meere bevölkerten. Ihre größten Vertreter werden auf Körperlängen von bis zu 15 Metern geschätzt. Solche Meeresgiganten standen an der Spitze der Nahrungskette.

„Das Tier aus Unna gehörte mit einer geschätzten Körperlänge von etwa drei Metern zu einem kleineren Vertreter der Plesiosaurier. Das Besondere an dem Fund ist, dass die Halswirbel des Sauriers einen Mix an anatomischen Merkmalen zeigen, der bisher weltweit einmalig ist und Fragen hinsichtlich der stammesgeschichtlichen Beziehungen aufwirft. Einige dieser Merkmale waren der Wissenschaft bislang nämlich nur bei stammesgeschichtlich deutlich älteren, längst ausgestorbenen Plesiosaurier-Arten bekannt.“ sagt Sven Sachs vom Naturkunde-Museum Bielefeld, der Leiter der Studie.

Knochen werden einem Meeresreptil zugeordnet

„Da die computerbasierte Analyse der verwandtschaftlichen Beziehungen des Meeressauriers aus Unna keine eindeutigen Ergebnisse erbrachte, wurde ein detaillierter Vergleich zu anderen Plesiosaurier-Arten durchgeführt“, führt Koautor Daniel Madzia vom Institut für Paläobiologie der Akademie der Wissenschaften in Warschau (Polen) aus. „Dieser ergab, dass das Tier vermutlich zu einer bestimmten Gruppe innerhalb der Plesiosaurier gehörte, welche Polycotyliden genannt werden.“

Benjamin Kear vom Evolutionsmuseum der Universität in der schwedischen Stadt Uppsala ergänzt: „Diese Meeresreptilien hatten während der späten Kreidezeit eine weltweite Verbreitung. Ihre Funde sind speziell aus Nordamerika, aber auch aus Australien und der Antarktis bekannt, wo sie Ihren Lebensraum mit viel größeren Räubern teilten. Dennoch blieben sie mit einer Körperlänge von ca. drei bis vier Meter eher klein.“

„Bisher sind nur wenige Plesiosaurierfunde aus Gesteinen der Oberkreide von Deutschland bekannt. Einmal mehr zeigt ein Fund wie der aus Unna, dass auch alte in Sammlungen schlummernde Museumsstücke durchaus neue, spannende Erkenntnisse liefern können. Werden solche Schätze ein zweites Mal entdeckt helfen sie dabei, die Artenvielfalt der fossilen Welt besser zu verstehen.“ resümiert Ko-Autor Tobias Püttmann vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen in Krefeld.