Sarah Philipp und Kerstin Griese auf der kleinen Bühne. Foto: Büro Griese
Sarah Philipp und Kerstin Griese auf der kleinen Bühne. Foto: Büro Griese

Heiligenhaus. Im Club in Heiligenhaus hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese die SPD-Landesvorsitzende Sarah Philipp empfangen.


„Wir wollen Industrieland bleiben, das hat uns stark gemacht“, sagte die SPD-Landesvorsitzende Sarah Philipp bei „Kerstin Griese trifft“ im Heiligenhauser Club. „Thyssen Krupp ist nicht nur für Duisburg entscheidend, sondern für den gesamten Industriestandort NRW“, betonte Kerstin Griese. Denn was da passiert, habe Auswirkungen auf viele Unternehmen über Duisburg hinaus.

„Wir stehen in einem sehr engen Schulterschluss mit der IG Metall und den Betriebsräten“, berichtete Philipp. „Wir sind sehr davon überzeugt, dass wir grünen, klimaneutralen Stahl brauchen“, so die Duisburger Landtagsabgeordnete. „Bundeskanzler Olaf Scholz war in Duisburg und hat bei Thyssen Krupp mit Auszubildenden gesprochen.“ Diese seien für Klimaschutz, machten sich aber gleichzeitig Sorgen, weil sie auch in zehn, zwanzig Jahren dort noch arbeiten wollen, so Philipp. Deswegen sei Weiterbildung so wichtig.

Sarah Philipp ärgert sich darüber, dass bei Thyssen Krupp die Sozialpartnerschaft mit Füßen getreten worden sei. Konzernchef López habe ewig nicht mit den Betriebsräten gesprochen. „Das geschah, obwohl Bund und Land viel Geld zur Verfügung stellen, um den grünen Stahl möglich zu machen.“ Griese prognostizierte, dass es nach der Wahl einen Angriff der CDU auf die Arbeitnehmerrechte geben wird. Die für Arbeit und Soziales zuständige Parlamentarische Staatssekretärin fordert auch mehr Tarifbindung. „Der Mindestlohn ist immer nur eine Untergrenze“, betonte sie.

Nicht zu Unrecht sei bezahlbares Wohnen die soziale Frage des zwanzigsten Jahrhunderts, meinte Griese und fragte nach dem Wohnungsbau. „Die Bilanz ist gar nicht so schlecht, denn trotz der schwierigen Lage sind fast 300.000 neue Wohnungen entstanden“, blickte Sarah Philipp auf die Bundesebene. „Und es ist gut, dass man sich ambitionierte Ziele setzt.“ Solange es aber zu wenig Wohnungen gibt, brauche man „preisdämpfende Maßnahmen“ bei den Mieten. „Nicht nur in Düsseldorf, in Köln oder Münster steigen die Mieten, sondern auch hier“, sagte die NRW-Bauexpertin. Die neue Mieterschutzverordnung der Landesregierung sei nun auf dem Weg, greife aber zu kurz, kritisierte Philipp.

Auf die Publikumsfrage nach der von den Jusos geforderten 400-Euro-WG-Garantie antwortete Sarah Philipp: „Das ist gut, dass das im SPD-Wahlprogramm steht. Wir haben das für das Azubi- und Studie-Wohnen auch auf die Tagesordnung des Landtags genommen.“ Es werde ja zunehmend auch auf der Arbeitgeberseite als Problem gesehen, dass die WG-Kosten durch die Decke schießen. Griese betonte: „Es geht darum, ein Signal an die junge Generation zu senden, dass wir deren größtes Problem sehen.“ Studierende und Azubis müssten ein WG-Zimmer für unter 400 Euro Miete erhalten, forderte Kerstin Griese.

Ein wichtiges Thema in der Diskussion waren auch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und insbesondere die unterbrochene S 6, unter der die Pendlerinnen und Pendler aus Heiligenhaus und Ratingen leiden. Da müsse es möglich sein, unbürokratisch und schnell zu bauen, lautete eine Forderung. Kerstin Griese hatte damals mit Nachdruck gefordert, auf ein zeitraubendes Planfeststellungsverfahren zu verzichten. Stattdessen gebe es nun ein vereinfachtes Plangenehmigungsverfahren, erläuterte die Bundestagsabgeordnete. Sie dringt darauf, dass die Deutsche Bahn ihr Versprechen einhält, 2026 die Strecke wieder zu eröffnen.