Niels Nowak von der Caritas mit Tarik Suleiman, der über die Maßnahme eine Anstellung fand. Foto: Caritas
Niels Nowak von der Caritas mit Tarik Suleiman, der über die Maßnahme eine Anstellung fand. Foto: Caritas

Kreis Mettmann. Die Einsatzstellen für Langzeitarbeitslose in Arbeitsgelegenheiten des Caritasverbandes, vielen Menschen besser bekannt als 1-Euro-Job, sind über den ganzen Kreis verteilt. Vermittelt vom Jobcenter ME-aktiv, nehmen jedes Jahr etwa 35 Menschen an einer Arbeitsgelegenheit beim Caritasverband teil.

„Wir vermitteln Arbeitsgelegenheiten nah an regulären Arbeitsplätzen, bieten eine individuelle pädagogische Begleitung und bei entsprechender Entwicklung auch eine Weiterleitung in reguläre Beschäftigung, in Ausbildung oder in weitere berufliche Orientierung“, erläutert Thomas Rasch, zuständiger Bereichsleiter der Caritas.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind in sozialen Einrichtungen direkt neben dem ersten Arbeitsmarkt eingesetzt. „Unsere Einsatzstellen sind in unterschiedlichen Einrichtungen angesiedelt. Die Teilnehmenden können sich ohne Leistungsdruck erproben und wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickeln“, erklärt Niels Nowak, zuständig für die Beschäftigungsförderung beim Caritasverband.

In den Einsatzstellen in Altenpflegeheimen können sich die Teilnehmenden im Bereich der Betreuung und Hauswirtschaft erproben, bekommen so auch einen Einblick in die Altenpflege. Dazu sind einige Einsatzstellen in der Caritas-Geschäftsstelle, in Naturschutzprojekten und bei Caritas-Sozialdiensten angesiedelt. „Wir schauen sehr genau, welche Fähigkeiten und Möglichkeiten die jeweilige Person mitbringt. Auf Basis der Grundkompetenzen wie Verlässlichkeit und Engagement wird dann gemeinsam mit betreffenden Fachabteilungen eine mögliche Einsatzstelle geschaffen und weiterentwickelt“, erläutert Rasch.

Durch die Nähe zum ersten Arbeitsmarkt können Betroffene den Einsatz zudem zur beruflichen Orientierung nutzen und empfehlen sich nicht selten zur Einstellung als verlässliche und gute Arbeitskraft.

Viele der Teilnehmenden an AGHs konnten in den letzten Jahren auf diese Weise wieder in reguläre Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. „Seit Anfang 2019 wird dies durch erhöhte Lohnkostenförderungen des Jobcenters ME-aktiv erleichtert. So kann seitdem langjährig arbeitslosen Menschen die Teilhabe am Arbeitsleben und ein erster Schritt in den regulären Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Da sie oft mehrere Jahre nicht mehr im Arbeitsprozess waren, ist eine Arbeitsgelegenheit zur Erprobung und einem schonenden Wiedereinstieg für die Menschen oft ein wichtiger und notwendiger Zwischenschritt.

Gut 25 % der Teilnehmenden gelang durch diese Maßnahme der Wiedereinstieg in ein reguläres Arbeitsverhältnis. Arbeitsgelegenheiten und Teilhabeförderung sind somit zu einem erfolgreichen Tandem der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt geworden.

Über eine Arbeitsgelegenheit in der Logistik des Caritasverbandes ist Iris Gollor nun mit regulärem Arbeitsvertrag im Caritas-Beratungszentrum in Mettmann tätig. Für Iris Gollor ein echter Glücksfall: „Ich habe besonders von den hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen profitiert, die mich von Anfang mit großer Geduld unterstützt haben.“ Tarik Suleiman war ebenfalls zuvor ohne Anstellung. Heute ist er beim Caritasverband im Hausmeisterdienst tätig. „Nach einem Praktikum bin ich in reguläre Arbeit übernommen worden. Von Anfang an hat mir neben der Begleitung das gute Arbeitsklima bei der Caritas sehr gefallen“

Ein Erfolgsrezept der Caritas-Beschäftigungsförderung ist sicher die individuelle Gestaltung der einzelnen Stellen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen freiwillig und zeigen allesamt Interesse und Ausdauer für ihren Job. In ihrer ursprünglichen Lebenssituation fiel ihnen oft die Decke auf den Kopf und sie brauchten eine sinnvolle Aufgabe, Tagesstruktur und Teilhabe.

Bei den Caritas-Arbeitsgelegenheiten nimmt man Rücksicht. Verlorenes Selbstvertrauen kann nicht von heute auf morgen entstehen. Viele Langzeitarbeitslose brauchen Zeit und einen geschützten Rahmen, um ihre Fähigkeiten wieder zu entdecken. Arbeitsgelegenheiten dauern zumeist sechs Monate und bieten daher die Chance dazu. In guter Zusammenarbeit mit den Jobcentern vor Ort werden die Einsätze zeitlich und inhaltlich passend zu den teilnehmenden Menschen gestaltet.

„Für uns als Einrichtung bietet es die Möglichkeit, Personen länger im Arbeitsprozess kennenzulernen. Wenn es gut läuft, merken die Kollegen in den Teams dann, dass die zusätzlichen Kräfte zwar erst Aufwand bedeuten, dann aber auch eine echte Bereicherung sind, die sie nicht mehr missen möchten. So sind die AGHs für beide Seiten ein Gewinn“, so Rasch abschließend.

Und Nowak ergänzt: „Wir erleben es tatsächlich sehr oft, dass die Teilnehmenden an Arbeitsgelegenheiten traurig sind, wenn die Zeit herum ist. Um Arbeitsgelegenheiten und Anschlussperspektiven für die Menschen weiterhin ermöglichen zu können, ist es daher wichtig, dass die Jobcenter in die Lage versetzt werden, deren finanzielle Förderung auch in Zukunft in notwendigem Maße sicherzustellen.“