Revierförster Volker Steinhage. Foto: privat
Revierförster Volker Steinhage. Foto: privat

Düsseldorf/Kreis Mettmann. Mehrere Dürrejahren in Folge haben den Wald klimagestresst: Während Trockenheit und Hitze im Sauerland oder dem Oberbergischen für das großflächige Absterben der dort dominanten Fichten verantwortlich sind, geht es in Region um Düsseldorf und das Kreisgebiet vor allem den Buchen schlecht.

Bei der Jahreshauptversammlung der Kreisjägerschaft warb Revierförster Volker Steinhage nun für eine Allianz zwischen Waldbesitzern, Förstern und Jägern, damit „der Umbau des heimischen Forstes zu einem klimaresistenteren Wald gelingen kann“.

Steinhage, der als Revierleiter im Angertal für die Forstbetriebsgemeinschaft Ratingen-Hösel unterwegs ist, beschrieb die Situation als dramatisch. 40 Prozent des Waldes bestehe in unserer Region aus alten Buchen-beständen, die sichtbar leiden. „Viele Kronen sind vertrocknet, nur noch die unteren Etagen schaffen einen Blattaustrieb“, so Steinhage. Und: „Wir erleben den schleichenden Niedergang unserer Buchenwälder.“

Naturverjüngungsflächen hätten es schwer. Wo kranke Bäume gerodet würden, entstehe schnell eine Brombeerwüste, die die jungen aus den Bucheckern keimenden Bäumchen gar nicht hochkommen lassen. Alternativ werde aufgeforstet.

Und das mit gewaltigem Aufwand und finanzieller Förderung durch das Land. „Die Fördermittel fließen aber nur, wenn mindestens vier Laubaumarten angepflanzt werden“, so Steinhage. Und die müssen nach vier Jahren auch noch nachzuweisen sein. Was nicht überall einfach ist, denn das Rehwild tue sich gerne zum Beispiel an Trieben junger Traubeneichen gütlich. Und die Böcke bevorzugten die Vogelkirsche, um den Bast vom nachgewachsenen Gehörn zu fegen, bis die Rinde von den Stämmchen gewetzt ist.

Im Rahmen einer standardisierten Verbissaufnahme bei jungen Bäumen zwischen einer Höhe 20 bis 150 Zentimetern ermitteln nun Revierförster wie Volker Steinhage, wo ein hoher Rehwildbestand die Aufforstungsflächen gefährdet. Waldbesitzer, Förster und Jäger sollen im Einvernehmen Strategien entwickeln – das kann eine Erhöhung des Rehwildabschusses bedeuten oder eine Umplatzierung von Hochsitzen.

Ein grundsätzliches „Wald vor Wild“, wie man es häufig aus der Forstwirtschaft hört, formulierte Steinhage aber nicht. Es gehe vielmehr darum, für einzelne Aufforstungsflächen individuell abgestimmte Maßnahmen zu entwickeln.

Bernhard Richter, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann, sagte die Unterstützung der Jägerschaft zu, formulierte aber auch die Forderung, dass bei allen Maßnahmen die Interessen der Waldbesitzer und die der Jägerschaft ausgewogen berücksichtigt werden. Zudem wurde der Wunsch benannt, dass beim Thema Waldschutz auch die Landwirtschaft ins Boot geholt werden solle. Ein erfahrener Jäger und Naturbeobachter schilderte seine Beobachtungen: „Wo früher das Rehwild artenreiche Wiesen zur Äsung zur Verfügung hatte, wächst heute vielfach eintöniges und auf Effizienz gezüchtetes Weidegras. Da schmecken dem Rehwild die frischen Blattknospen der jungen Bäumchen eben besser.“