Tabakrauch gilt als Risikofaktor Nummer eins für COPD. Foto: pixabay
Tabakrauch gilt als Risikofaktor Nummer eins für COPD. Foto: pixabay

Kreis Mettmann. Im Kreis Mettmann leiden deutlich mehr Menschen an COPD als im deutschlandweiten Durchschnitt. Dieses Fazit zieht die AOK Rheinland/Hamburg und weist anlässlich des Weltnichtrauchertages auf die schwere Lungenerkrankung hin.


Während im Kreis Mettmann 8,2 Prozent der Menschen ab 40 Jahren von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung betroffen sind, sind es bundesweit 7,1 Prozent. Das zeigt der „Gesundheitsatlas COPD“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), den die AOK Rheinland/Hamburg vor dem Weltnichtrauchertag am 31. Mai veröffentlicht hat.

Tabakrauch gilt als Risikofaktor Nummer eins und auch die Feinstaubbelastung der Luft kann COPD begünstigen. Bei COPD handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Lungen, die zu einer Verengung der Atemwege führt. Zu den typischen Symptomen zählen Atemnot, Husten oder Auswurf. Meist verschlimmert sich die Krankheit im Laufe der Jahre. Experten gehen davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der COPD-Patienten Raucher sind oder waren. Zigarettenrauchen erhöht das Risiko um das 13-Fache.

Insgesamt waren im Jahr 2019 fast eine halbe Million Menschen im Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein an einer COPD erkrankt, nämlich rund 464.000. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Bei den Männern haben in der Region 19 Prozent der 85- bis 89-Jährigen die Diagnose COPD bekommen, bei den Frauen trifft es mit 13,6 Prozent die Gruppe der 80- bis 84-Jährigen am stärksten. „Die unterschiedlichen Werte können durch das Rauchverhalten von Männern und Frauen erklärt werden“, sagt Hans-Werner Stratmann, Regionaldirektor der AOK im Kreis Mettmann. „Statistiken belegen, dass in den vergangenen Jahren stets mehr Männer als Frauen geraucht haben.“

Der Gesundheitsatlas verdeutlicht diesen Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und den Lungenbeschwerden: Die COPD-Häufigkeit nimmt mit dem Anteil rauchender Menschen in einer Region auffällig zu. „Daher sind Angebote und Kurse zum Rauchverzicht eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung von COPD“, so Hans-Werner Stratmann.  Nach Angaben aus dem Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums raucht in Nordrhein-Westfalen fast jeder vierte Erwachsene (23,3 Prozent). Deutschlandweit sieht es ähnlich aus (23,0 Prozent).

Neben dem Tabakkonsum spielt auch die Feinstaubbelastung eine Rolle bei den COPD-Erkrankungen: Deutschlandweit beträgt die Prävalenz in den Regionen mit der niedrigsten Feinstaubbelastung laut Gesundheitsatlas lediglich 6,7 Prozent, in Regionen mit der höchsten Belastung dagegen 7,7 Prozent. Der Kreis Mettmann hat auch hier schlechte Werte. „Luftschadstoffe können zur Entstehung einer COPD beitragen oder die Symptomatik bei Erkrankten verschlimmern. Die Auswirkungen von Feinstaub auf den Gesundheitszustand und auf die Sterblichkeit bei COPD-Erkrankten sind durch Studien belegt“, erläutert Prof. Dr. med. Georg Sabin, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Experte des Medizinischen Kompetenz Centrums (MKC) der AOK Rheinland/Hamburg.

Zudem zeigt der Gesundheitsatlas auch einen Zusammenhang zwischen der COPD-Häufigkeit und der sozialen Struktur der Regionen: Menschen aus materiell und sozial benachteiligten Regionen sind häufiger betroffen als Menschen aus vergleichsweise wohlhabenden Regionen mit einem hohen sozialen Status.

Für den Gesundheitsatlas wurde ein Verfahren verwendet, das vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt wurde. Es erlaubt auf Basis der Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen zu Krankheitshäufigkeiten in der Gesamtbevölkerung Deutschlands bis auf die regionale Ebene. Ziel dieser Analysen ist es, den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen.

Corona: COPD-Patienten zählen zur Risikogruppe

Die AOK Rheinland/Hamburg engagiere sich für eine bessere und strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit einer COPD, heißt es von der Krankenkasse. So sei das Disease-Management-Programm (DMP) „AOK-Curaplan“ für COPD-Patienten seit fast 15 Jahren ein fester Bestandteil der Versorgung.

„Das wichtigste Ziel bei der Versorgung der Erkrankten ist es, die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten“, sagt Hans-Werner Stratmann. „Neben dem Rauchverzicht wird im DMP ein körperliches Training angestrebt. Zudem sollen akute Verschlechterungen des Gesundheitszustands und Krankenhausaufenthalte vermieden werden, sodass Patienten in ihrem Alltag möglichst wenig eingeschränkt sind.“

Im Verlaufe der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, dass COPD-Patienten zu der Risikogruppe gehören, die häufiger von schweren Corona-Verläufen betroffen ist. Hans-Werner Stratmann bestätigt: „Es hat sich herausgestellt, dass auch das Risiko für einen Krankenhaus-Aufenthalt bei COPD-Erkrankten leicht erhöht ist. Die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung, der Gabe von Sauerstoff oder einer invasiven Beatmung war etwa doppelt so hoch.“

Der „Gesundheitsatlas Nordrhein“ zur chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD steht zum kostenlosen Download zur Verfügung unter www.gesundheitsatlas-deutschland.de.