Chefin Birgit Kugler der Firma Kugler-Alarm mit Azubi Moritz Mainzer. Foto: Agentur für Arbeit / Stefan Fries
Chefin Birgit Kugler der Firma Kugler-Alarm mit Azubi Moritz Mainzer. Foto: Agentur für Arbeit / Stefan Fries

Düsseldorf/Kreis Mettmann. Rund 5.400 Berufsstarter gibt es in der Region um Düsseldorf und den Kreis Mettmann. Die Agenturen für Arbeit Düsseldorf und Mettmann veröffentlichen gemeinsam mit den Kammern die Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt 2022.

Die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt seien für die Jugendlichen weiterhin sehr gut, so das Resümee der Agenturen. „Die Bilanz zeige jedoch auch, dass der Ausbildungsmarkt sich von seinem Einbruch im Jahr 2020 noch nicht vollständig erholt hat“, hieß es. Die Unternehmen schrieben insgesamt weniger Ausbildungsstellen aus, nicht wenige Jugendliche zogen einen weiteren Schulbesuch oder andere Alternativen einer Ausbildung vor.

Dieser Trend setzte sich im aktuellen Ausbildungsjahr in abgeschwächter Form fort. Die duale Ausbildung ebnet jungen Menschen den Weg in eine sichere Beschäftigung, sie wachsen hierüber in spannende, anspruchsvolle Tätigkeitsfelder hinein. Für die Herausforderungen der Zukunft werden gut ausgebildete Fachkräfte benötigt.

Düsseldorfer Unternehmen meldeten im Zeitraum Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 3.902 Ausbildungsstellen beim gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter. Das waren 48 Ausbildungsstellen oder 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr (2020/2021).

Dem standen 3.336 Bewerber und Bewerberinnen gegenüber, die sich innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate die Unterstützung der Berufsberatung in Anspruch nahmen und sich für die Ausbildungsvermittlung registrieren ließen. Dies waren 170 Jugendliche weniger (-4,8 Prozent) als im Jahr zuvor. Zurzeit sind noch 401 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. 525 Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt. Somit ist aktuell jede siebte Ausbildungsstelle noch unbesetzt.

Unternehmen aus dem Kreis Mettmann meldeten im aktuellen Ausbildungsjahr insgesamt 2.331 Ausbildungsstellen beim gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter. Das waren 51 Stellen oder 2,2 Prozent mehr als im Ausbildungsjahr zuvor. Dem standen 2.658 Bewerber und Bewerberinnen gegenüber, die sich im Laufe des Ausbildungsjahres bei den Berufsberatungen gemeldet haben. Das waren 83 Jugendliche oder 3,2 Prozent mehr als im Ausbildungsjahr zuvor.

Zurzeit sind noch 199 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Gleichzeitig sind noch 202 Ausbildungsplätze unbesetzt.

Erstmals wieder Plus bei Ausbildungsverträgen

„Erstmals seit Beginn der Pandemie konnten die IHK-Betriebe 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder ein deutliches Plus bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verzeichnen“, so Clemens Urbanek, Geschäftsführer der IHK Düsseldorf.

Hilton-Küchenchefin Daniela Hinterberger und Azubi Erblin Cesku. Foto: Agentur für Arbeit / Wilfried Meyer
Hilton-Küchenchefin Daniela Hinterberger und Azubi Erblin Cesku. Foto: Agentur für Arbeit / Wilfried Meyer

Bis zum 30. September 2022 konnten die IHK-Ausbildungsbetriebe mit 3.943 Jugendlichen Ausbildungsverträge abschließen. Das sind 260 Verträge mehr als im Vorjahr (+ 7,1 Prozent). Dabei fiel der Zuwachs in Düsseldorf stärker aus (210 Verträge oder +8,6 Prozent) als im Kreis Mettmann (+ 50 Verträge, beziehungsweise +4 Prozent).

„Die Zahl der abgeschlossenen Verträge in den gewerblich-technischen Berufen stieg im selben Umfang wie in den kaufmännischen Berufen“, so Urbanek. Diese erfreuliche Entwicklung ist auch das Ergebnis der vielen Aktionen, die die IHK mit den Partnern am Ausbildungsmarkt unternommen hat, um Jugendlichen für eine Ausbildung zu gewinnen. Das war eine größere Herausforderung als vor der Pandemie. Denn in der Zeit des Lockdowns konnten die Jugendlichen deutlich weniger Berufsorientierungsangebote wahrnehmen und waren zunächst weniger aufgeschlossen für eine Ausbildung.“

Auch im Handwerk habe sich der Ausbildungsmarkt in Düsseldorf und im Kreis Mettmann stabilisiert, so Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf. Bei den Betrieben sei die Ausbildungsbereitschaft hoch. „Aktueller Boom-Beruf ist der Anlagenmechaniker Sanitär-Heizung-Klimatechnik“, sagte Henke. Dort geht es mitunter um Zukunftsthemen: Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen, Klimaziele.

Der Markt hat sich gedreht

Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Foto: Arbeitsagentur
Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Foto: Arbeitsagentur

Karl Tymister, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mettmann, sieht bei der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt die richtige Richtung eingeschlagen. „Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen liegt leicht über der des Vorjahres und auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber hat etwas zugenommen“, erklärt Tymister.

Eine duale Ausbildung bleibe dabei für viele junge Menschen der „ideale Karrierestart“.  Unternehmen benötigten dringend Fachkräfte. „Dabei hat sich der Markt inzwischen zugunsten der jungen Menschen gedreht: Gute Betriebe bewerben sich bei ihren Nachwuchskräften“, so Karl Tymister.

In der Praxis bestätigt sich das. Birgit Kugler, Geschäftsführerin und Ausbilderin der Firma Kugler-Alarm in Hilden, die Kaufleute für Büromanagement und Informationselektroniker ausbilden, erklärt, man haben den „Top-Azubi“ über die Aktion „Bei Anruf Praktikum“ der Arbeitsagentur gefunden.

„Als Unternehmen müssen wir bei der Nachwuchsgewinnung neue Wege gehen. Unsere Nachwuchskräfte bereichern uns. Sie sind nicht nur unsere Fachkräfte von morgen sondern heute bereits unsere Digitalisierungsscouts“, so Kugler.

Und der Azubi? Ist zufrieden. Moritz Mainzer macht eine Ausbildung zum Informationselektroniker. Er erklärt: „Das Praktikum bei der Firma Kugler-Alarm hat schon super gepasst und viel Spaß gemacht. Meine Ausbildung ist sogar noch besser.“ Kein Tag sei wie der andere.

„Besonders gut gefällt mir, dass ich viel rumkomme und andere Firmen und viele Leute kennenlerne. Wir haben Wartungsverträge mit großen Firmen“, so Mainzer. „Ich gehe mit auf Montage und wir installieren beispielsweise Bewegungsmelder, Rauchmelder oder Alarmanlagen. Der Kontakt zu den Kunden ist der absolute Hammer.“