Kerstin Griese und Martin Engels beim Gesprächskreis. Foto: Büro Griese
Kerstin Griese und Martin Engels beim Gesprächskreis. Foto: Büro Griese

Kreis Mettmann Oberkirchenrat Martin Engels bezeichnete das „Brückenbauen“ als Ziel seiner Arbeit als evangelischer Beauftragter beim Landtag und der Landesregierung NRW. Die SPD-Abgeordnete Kerstin Griese hatte ihn zum Gesprächskreis „Kirche und Politik Niederberg/Ratingen“ eingeladen. Dieser trifft sich bereits seit 20 Jahren, um über Themen aus Religion und Gesellschaft zu diskutieren.


Beim „Brückenbauen“ gehe es um Themen, die die Kirche „im politischen Raum unterbringen möchte und umgekehrt“, so Engels. Er müsse regelmäßig erklären, dass die Kirche „nicht nur am Sonntag zwischen 9 und 11 Uhr“ aktiv sei. Dies sei die erste Säule seiner Tätigkeit in Düsseldorf.

„Die zweite Säule nenne ich Lobbyismus, auch wenn man das nicht so gerne hört. Ich trete für die Interessen unserer Kirchen und für die Menschen ein, für die sich unsere Kirchen stark machen“, sagte Martin Engels und wies damit auf seinen Einsatz für diejenigen hin, „die selber keine Stimme“ haben. „Das ist im gesamten Feld der Migration der Fall.“ Konkret geht es dabei um das Thema Kirchenasyl und darum, dass ausreisepflichtige Menschen gut behandelt werden. Zudem setze er sich regelmäßig für eine bessere Kindergartenfinanzierung ein und dafür, dass soziale Angebote „bei den Sparzwängen nicht hinten runterfallen“. Auch der Religionsunterricht ist regelmäßiges Thema der Landespolitik. Griese und Engels waren sich einig, dass muslimischen Schülerinnen und Schülern flächendeckend islamischer Religionsunterricht angeboten werden sollte. „Da erheben wir die Stimme für diejenigen, die keine laute Stimme haben“, sagte Martin Engels bei der Diskussion mit dem Publikum im Ratinger Haus am Turm.

Die dritte Säule, seine seelsorgerische Arbeit, ist ihm am wichtigsten. „Ich bin nicht weniger und nicht mehr als der Pastor am Landtag.“ Jeden Donnerstag in einer Plenarwoche des Landtages lädt er zusammen mit seinem katholischen Amtskollegen zu einer gut besuchten Andacht ein.

„Wir hatten einen schweren Konflikt, als die CDU/CSU bewusst auf eine Mehrheit mit der AfD gesetzt hat“, erinnerte Kerstin Griese an den Brief, den die Prälaten der beiden Kirchen im Januar an alle Abgeordneten geschickt hatten. „Dieser Brief war ein wichtiges und starkes Signal, obwohl wir normalerweise nicht in einen Wahlkampf hineingehen“, stellte Engels sich hinter seine Berliner Amtskollegin. Kerstin Griese, die dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angehört, betonte, dass ihre Kirche die Pflicht habe, sich in grundsätzliche politische Debatten einzumischen, auch wenn dies auf Widerspruch stoße.