Kreis Mettmann. Zum neunten bundesweiten Aktionstag der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) und des Jugendmigrationsdienstes (JMD) habe die Träger die Politik zum Gespräch eingeladen. Angesichts der geplanten Mittelkürzungen machen sich die Migrationsberatungen große Sorgen.
Deutschland erlebt momentan die höchste Zuwanderung seit 70 Jahren. Um hier gut anzukommen und die Gesellschaft bereichern zu können, benötigen Zugezogene Unterstützung und Beratung. Der Bund finanziert teils seit Jahrzehnten Angebote, die im Kreis Mettmann zur etablierten Beratungslandschaft gehören: Die Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) hat im Kreis Mettmann im Jahr 2022 über 1.000 Zugewanderte zu Sprach- und Integrationskursen, zur Integration in den Arbeitsmarkt, beim Zugang ihrer Kinder zu Kitas und Schulen und anderen grundlegenden Bedarfen begleitet und beraten. Im Jugendmigrationsdienst (JMD) wurden 2022 rund 500 junge Menschen aus mindestens 16 Nationen individuell und in Gruppenangeboten unter intensiver Vernetzung mit Schulen, Ausbildungsbetrieben, Integrationskursträgern und Einrichtungen der Jugendhilfe begleitet und beraten. Die Nachfrage und der Bedarf sind hoch.
Dazu gibt es weitere Angebote im Kreis Mettmann, die ebenfalls aus Bundesmitteln finanziert werden: Die Respekt-Coaches unterstützen in Schulen in Form von AGs oder Workshops die Demokratiebildung und gesellschaftliche Emanzipation von Schüler*innen. Die Asylverfahrensberatung (AVB) widmet sich Antragssteller*innen, die zu besonders vulnerablen Gruppen gehören, etwa Betroffene von (sexualisierter) Gewalt oder Folter, aber auch Menschen der queeren Community.
Im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Peter Beyer (CDU) konnten die drei Träger die Wichtigkeit ihrer etablierten Arbeit deutlich machen und einige Klienten und ihre Wege vorstellen. Die konkreten Beispiele zeigten eindrücklich die Notwendigkeit einer gestärkten und vernetzten Beratungslandschaft im Kreis auf. Beyer zeigte großes Interesse an den einzelnen Angeboten MBE, JMD, Respekt-Coaches und AVB und unterstrich die Notwendigkeit dieser Arbeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Doch im Haushaltsentwurf für 2024 sieht die Bundesregierung dramatische Kürzungen im sozialen Sektor vor: Rund 30 Prozent weniger Mittel sollen in die hier etablierten Migrationsprogramme fließen; die Respekt-Coaches würden demnach sogar ab Januar gänzlich gestrichen werden. Das hieße für den Kreis Mettmann, dass der Bedarf an Beratung bliebe oder aufgrund von Zuwanderung steigen könnte – den aktuell gut ausgelasteten Beratungsstellen aber mit weniger Kapazitäten eine vorprogrammierte Überlastung droht, was zu Lasten der Klient*innen und der Integration ginge. Herr Beyer sicherte zu, die Argumente und die Sorgen der Träger mit nach Berlin zu nehmen.