Die Gruppe im Bundestag. Foto: BPA/StadtLandMensch
Die Gruppe im Bundestag. Foto: BPA/StadtLandMensch

Kreis Mettmann/Berlin. Auf Einladung der SPD-Abgeordneten Kerstin Griese waren 48 Angehörige niederbergischer und Ratinger Kirchengemeinden und von Wohlfahrtsverbänden für dreieinhalb Tage nach Berlin gekommen.


Zu Beginn hielt Maret Schmerkotte, Pfarrerin der Velberter Hoffnungsgemeinde, eine kurze Andacht im vom Düsseldorfer Künstler Günter Uecker eindrucksvoll gestalteten Andachtsraum im Reichstagsgebäude.

In einem Ausschusssaal des Bundestages und in Arbeitsgruppenräumen wurde über interreligiösen Dialog, Diakonie und die Rolle der Kirche in einer säkularen Gesellschaft diskutiert. Anja Saloum (Caritas Ratingen) brachte die Idee ein, mehr Begegnungen zu schaffen und an Schulen konfessionsübergreifenden Religionsunterricht anzubieten. Kerstin Griese, die sowohl dem Bundestag als auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, schloss sich der Forderung nach mehr religiösem Dialog an. „Wir sind vielfältig und müssen deutlich machen, wie unterschiedlich wir schon in unserer eigenen Religionsgemeinschaft sind.”

Bei einer Diskussion mit Anne Gideon, der EKD-Beauftragten am Sitz der Bundesregierung, gab es viele Fragen zu aktuellen politischen Themen. Kerstin Griese erinnerte an den Brief, den Gideon gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen am Vorabend der Bundestagsentschließung zum Thema Migration geschrieben hatte, die von CDU/CSU mit den Stimmen der AfD zu einer Mehrheit gebracht wurde. „Das war keine tagespolitische Frage, sondern eine zutiefst moralische Frage“, betonte Griese und unterstrich damit die Notwendigkeit dieser christlichen Stellungnahme zum Zusammengehen von Demokraten mit Rechtsextremisten. „Kirche darf nicht parteipolitisch sein, aber Kirche muss politisch sein“, stimmte der in Heiligenhaus lebende Pfarrer David Gabra der Haltung seiner Kirche zu. Damit drückte er aus, was auch die überwiegende Mehrheit der nach Berlin gereisten Gruppe so sah.

Anne Gideon unterstrich, dass es weiterhin wichtig sei, dass sie mit Abgeordneten unterschiedlicher Parteien spreche: „Alles, was ich sage, ist von Gastfreundschaft getragen.“ Von der Friedensbewegung bis zur gleichgeschlechtlichen Ehe sei es schon immer um die Frage gegangen, wie politisch Kirche sein darf. Allerdings habe die gesamt- und geopolitische Lage für eine dramatische Verschärfung gesorgt.

Neben den Diskussionsrunden im Rahmen des „Gesprächskreises Kirche und Politik“ besuchte die Gruppe auch das Jüdische Museum und die Gedenkstätte Plötzensee. In dem dortigen Gefängnis wurden während der NS-Zeit viele Menschen ermordet, die teilweise kirchlichen Widerstandsbewegungen angehört hatten.