Das Coronavirus hält sich nicht an Betretungsverbote. Foto: IG Bau
Das Coronavirus hält sich nicht an Betretungsverbote. Foto: IG Bau

Kreis Mettmann. Auf immer mehr Baustellen im Kreis Mettmann werde gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt.

„Viele Baufirmen nehmen die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, sagt der Vorsitzende der IG BAU Düsseldorf, Uwe Orlob. Immer häufiger werde wieder „im alten Trott“ gearbeitet – wie vor der Corona-Pandemie. Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion inzwischen aus, so die IG BAU.

Bei ihren Baustellen-Visiten stoße die Gewerkschaft auf „grobe Corona-Sünden“: „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, sagt Uwe Orlob.

Corona-Schutz auf dem Bau koste Geld. Diese Kosten für die Bauunternehmen im Kreis Mettmann sieht die IG BAU Düsseldorf als notwendig an: „In der Corona-Pandemie zeigen Baubeschäftigte volle Leistung. Dafür haben sie auch vollen Gesundheitsschutz verdient.“

Der IG BAU-Bezirksvorsitzende Orlob appelliert an die Baubeschäftigten im Kreis Mettmann, strikt darauf zu achten, sich zu schützen: „Regelmäßiges Händewaschen, Schutzmasken und das Arbeiten mit Abstand gehören zu den „To-dos“ auf dem Bau. Denn Corona-Schutz ist Arbeitsschutz. Und den müssen Beschäftigte notfalls selbstbewusst einfordern“, macht Orlob deutlich.

Infektionsgefahr insbesondere in den Pausen

Dass das Arbeiten unter freiem Himmel das Infektionsrisiko reduziere, sei nur die halbe Wahrheit. Spätestens beim Innenausbau und beim Sanieren sehe das dann schon ganz
anders aus. Zudem lauere bei gemeinsamen Pausen eine hohe Infektionsgefahr.

Ebenso auf dem Weg zur Baustelle im Sammeltransporter: „Hier müssen Arbeitgeber
Einzelfahrten möglich machen – und den Bauarbeitern dafür auch etwas bieten“, fordert
Uwe Orlob. An- und Abfahrten zwischen Wohnort und Baustelle würden bislang in der
Regel nicht entschädigt. „Dabei legen Bauarbeiter oft enorme Strecken zurück. Das ist
verlorene Zeit für sie“, kritisiert der IG BAU-Bezirksvorsitzende.

Für diese Wegezeit nichts zu bekommen, sorge für immer mehr Unmut und Ärger unter den Bauarbeitern. Immerhin diktiere der Chef, wer wann zu welcher Baustelle fahren müsse. Die Wegezeit ist für einen Großteil der Baubeschäftigten im Kreis Mettmann längst zu einem „wunden Punkt“ geworden, so die IG BAU. Trotzdem hätten die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe zur Wegezeit kein Angebot auf den Tisch gelegt. „Auch in puncto Lohn und Gehalt kam nichts von den Arbeitgebern. Sie gehen stattdessen auf Konfrontationskurs“, so Uwe Orlob.

Die IG BAU wolle nicht lockerlassen: „Gerade auch nach den Erfahrungen, die
viele Baubeschäftigte in der Corona-Pandemie gemacht haben und nach wie vor
machen müssen, wird die IG BAU die Wegezeit in der bevorstehenden Schlichtung
wieder auf den Verhandlungstisch packen.“ Dies wird, so die Erwartung der IG BAU, in
der letzten Augustwoche – voraussichtlich am 26. August – der Fall sein.

Im Fokus der Verhandlungen steht dann auch die Lohnforderung der IG BAU: ein Plus
von 6,8 Prozent, mindestens jedoch 230 Euro pro Monat mehr für die Baubeschäftigten.
Darüber hinaus sollen Azubis aller Ausbildungsjahre 100 Euro zusätzlich im Monat
erhalten. „Mehr Arbeitsschutz und mehr Lohn – das hat der Bau verdient. Und die
Bauunternehmer können es sich leisten. Denn der Bau boomt – auch im Kreis
Mettmann“, sagt Uwe Orlob.