Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Foto: Arbeitsagentur
Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Foto: Arbeitsagentur

Mettmann. Die Agentur für Arbeit hat ihren Jahresbericht 2020 zum Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann veröffentlicht.

„Die Arbeitslosigkeit stieg im Jahr 2020 deutlich aufgrund der Corona-Krise, blieb aber
unter dem Niveau der Finanzkrise von 2009“ ,heißt es aus der Arbeitsagentur. Im Kreis Mettmann waren im Jahr 2020 durchschnittlich 17.239 Menschen arbeitslos gemeldet, 2.545 Personen oder 17,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote stieg auf 6,6 Prozent im Jahr 2020. Vor einem Jahr betrug sie noch 5,6 Prozent, im Jahr der Finanzkrise 7,5 Prozent.

Die Arbeitskräftenachfrage ging im Frühjahr deutlich zurück und erholte sich im
Herbst wieder auf Vorjahresniveau. Insgesamt meldeten die Unternehmen im Kreis
Mettmann insgesamt 8.053 neue freie Stellen, das sind 2.731 Stellen oder 25,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Bestand an freien Arbeitsstellen lag im Jahresdurchschnitt bei 2.719, das waren 1.103 Stellen oder 28,8 Prozent weniger als 2019.

„Der Ausbildungsmarkt liegt in diesem Jahr deutlich hinter dem Vorjahr zurück. Es
bestehen aber immer noch gute Chancen, in das laufende Ausbildungsjahr einzusteigen. Jeder jetzt noch geschlossene Ausbildungsvertrag erspart einem Jugendlichen eine Warteschleife und sichert dem Arbeitgeber eine gute ausgebildete Fachkraft“, so Karl Tymister.

Die ersten Auswirkungen der Corona-Krise zeigten sich laut Arbeitsagentur bei der geringfügigen Beschäftigung. Diese ist um 1.423 Minijobber oder 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Kurzarbeit klettert auf Allzeithoch

Die Kurzarbeit ist im Jahr 2020 auf ein Rekordhoch gestiegen, so das Resümee der Agentur für Arbeit. Bis Mai hatten 5.327 Betriebe für 78.755 Beschäftigte vorsichtshalber Kurzarbeit angezeigt. Tatsächlich kurzarbeiten mussten davon im Mai 38.780 Beschäftigte in 3.341 Betrieben. In den Folgemonaten ging die Inanspruchnahme der Kurzarbeit dann zunächst kontinuierlich zurück.

Von Oktober auf November zeigt sich allerdings eine deutliche Erhöhung der angezeigten Kurzarbeit aufgrund der neuen Einschränkungen. „Die Kurzarbeit war im Jahr 2020 für viele Unternehmen der Rettungsanker und bleibt es auch im nächsten Jahr. Die hohen Zahlen zeigen, wie hart die Corona-Krise die Wirtschaft getroffen hat. Sie verdeutlichen aber auch, wie viele Betriebe mit Hilfe des Kurzarbeitergeldes ihre Beschäftigten halten möchten. Das Kurzarbeitergeld verhindert damit die Arbeitslosigkeit von tausenden Menschen. Es hilft dabei, Arbeitsplätze und Unternehmen zu erhalten“, erläutert Karl Tymister.

Teilhabechancengesetz schafft Fördermöglichkeiten

Mit dem Teilhabechancengesetz wurden 2019 neue Fördermöglichkeiten auf dem allgemeinen und dem sozialen Arbeitsmarkt geschaffen. Damit soll die Beschäftigung von Kundinnen und Kunden gefördert werden, die seit mindestens sechs Jahren nicht oder nur sehr kurzfristig am Erwerbsleben teilgenommen haben.

Nathalie Schöndorf verantwortet die Leitung des Jobcenters in Mettmann. Foto: Arbeitsagentur
Nathalie Schöndorf verantwortet die Leitung des Jobcenters in Mettmann. Foto: Arbeitsagentur

Mit diesem Instrument wird der Einstieg in Beschäftigung mit einem begleitenden Coaching und einer Weiterbildungsmöglichkeit unterstützt. Auch in diesem Jahr förderte das Jobcenter ME-aktiv 100 Beschäftigungsaufnahmen. „Ich freue mich, dass seit dem Inkrafttreten des Teilhabechancengesetzes insgesamt 280 Menschen eine neue Perspektive erhalten haben und auf dem Weg ins Erwerbsleben durch uns begleitet werden. Besonders schön ist, dass wir einen Großteil der geförderten Beschäftigungen in der Privatwirtschaft realisieren konnten“, erläutert Nathalie Schöndorf, Geschäftsführerin des Jobcenters.

„Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2021 wird davon abhängen, wie lange und in welchem Umfang die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie noch erforderlich sein werden. Die Kurzarbeit wird auch im kommenden Jahr zunächst noch der wichtigste Rettungsanker der Unternehmen sein, um ihre Beschäftigten über die Krise zu bringen und dann sofort durchstarten zu können. Absehbar ist, dass nach Überwinden der Corona-Pandemie der Fachkräftemangel sehr bald wieder das bestimmende Thema auf dem Arbeitsmarkt sein wird“, so Karl Tymister.

„Neben der schnellen Sicherstellung des Lebensunterhalts werden wir im Jobcenter
alle Möglichkeiten nutzen, unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich zu
beraten und bei Ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Wir werden auch
2021 Qualifizierungsmöglichkeiten eröffnen und die Integration in den ersten und den
sozialen Arbeitsmarkt aktiv mitgestalten“, so Nathalie Schöndorf.