Der Verein "Neue Wege" hatte eingeladen - rund 100 Fachleute kamen, um den Ausführungen von Professor Menno Baumann zu folgen. Foto: Verein
Der Verein "Neue Wege" hatte eingeladen - rund 100 Fachleute kamen, um den Ausführungen von Professor Menno Baumann zu folgen. Foto: Verein

Mettmann. „Der Sog der Straße“ lautete der Titel einer Veranstaltung, zu der der Verein „Neue Wege“ eingeladen hatte. Zu Gast war Professor Menno Baumann von der Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf. 


„Dass jugendliches Fehlverhalten soziale Arbeit auslöst, ist gut und richtig und
lässt sich wissenschaftlich belegen“, erklärte Menno Baumann zu Beginn seines Vortrags den 100 Fachleuten in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kulturvilla.

Kinder entwickelten sich gemäß der Lebensbedingungen, die man ihnen als Gesellschaft
stelle, so Baumann. So gebe es auf der einen Seite zwar erfreuliche Entwicklungen wie
einen messbaren Rückgang der familiären Gewalt, auf der anderen Seite seien
steigende Armut und die Zuspitzung auf dem Wohnungsmarkt besorgniserregende Bedrohungen – „auch für die Entwicklung von Kindern und Jugendliche“, erklärt Baumann. Er identifiziert drei Faktoren für problematische Biografien: Das Erleben von Entwertung, der Abbruch oder Ausschluss von der Gesellschaft und die Dehumanisierung von emotionalen Erfahrungen.

„Es wundert daher nicht, dass eine gute Integration in das Schulsystem zu den
wichtigsten Erfolgsfaktoren gehören“, so Professor Baumann. Den „Sog der Straße“ lösten letztlich viele Faktoren aus. Nicht auf alle aktuellen Phänomene gebe es bereits passgenaue Antworten. Das ist jedoch für Baumann kein Grund, sich in eine Verzweiflungsspirale treiben zu lassen.  „Wir kennen die Instrumente, wir müssen sie nur anpassen und
dürfen sie uns nicht aus der Hand nehmen lassen.“

Sein Appell: Soziale Arbeit müsse mit Stolz geleistet werden können. Die Rahmenbedingungen dafür sicherzustellen und die Fachleute an der Basis zu hören, sei eine der dringendsten Aufgaben, um der Straße die Sogwirkung zu nehmen.

Der Verein „Neue Wege“ hilft straffällig gewordenen Jugendlichen bei der Ableistung von verhängten Arbeitsstunden und hilft gefährdeten Kindern und Jugendlichen aus den Städten Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Mettmann und Wülfrath. Mit präventiven Angeboten will der Verein dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche straffrei bleiben. Dieses Jahr stehen verschiedene Projektpläne auf der Agenda, darunter Anti-Aggressionstrainings, oder Diebstahlspräventionskurse.

Unter professioneller Anleitung und mit Unterstützung der Mitarbeitenden der Jugendgerichtshilfe will der Verein auch 2024 Jugendliche Graffiti-Projekte umsetzen. Geeignete und vorbereitete Flächen in den Städten Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Mettmann oder Wülfrath können dem Verein für 2024 noch vorgeschlagen werden. „Für die Graffitis werden möglichst breite und nicht zu hohe Flächen benötigt, so dass die Jugendlichen nebeneinander und ohne Leiter arbeiten können“, schreibt Neue Wege. Informationen gibt es unter www.verein-neue-wege.de.