Gelsenkirchen. Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich einer Preiserhöhung zugestimmt: Die Fahrkarten werden somit zum 1. Januar 2023 um durchschnittlich 3,9 Prozent teurer.
Auch Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr müssen sich auf Preissteigerungen gefasst machen und ab Jahresbeginn tiefer in die Tasche greifen. Nach einem preisstabilen Jahr 2021 und einer in diesem Jahr moderaten Erhöhung machen die hohen und stetig steigenden, inflationsbedingten Betriebskosten bei den Verkehrsunternehmen eine Tarifanpassung von durchschnittlich 3,9 Prozent notwendig, wie der VRR mitteilt.
„Allein der zusätzliche, jährliche Finanzierungsbedarf zur Sicherung des Leistungsangebots im Verbundraum beträgt 500 Millionen Euro“, so der Verbund.
Wenig Trost, aber immerhin: Die für das kommende Jahr geplante Preisanpassung liege deutlich unter der derzeitigen allgemeinen Inflationsrate, erklärt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.
Die Tarifentscheidung sei als Beitrag zur zukünftigen Aufrechterhaltung des ÖPNV-Angebots trotz der aktuellen Diskussion um ein „Klimaticket“ als Nachfolgeprodukt zum 9-Euro-Ticket notwendig. Zudem benötige eine reguläre Tarifumstellung bei allen Verbundunternehmen in der Regel rund drei Monate.
Inflation und steigende Kosten im ÖPNV
Auch die Verkehrsunternehmen bekommen laut VRR nach wie vor die aktuell angespannte Preisentwicklung mit einer Inflationsrate in Höhe von fast acht Prozent zu spüren. „Neben den allgemein steigenden Kosten für Personal sind es insbesondere die Kosten für Energie, die es zu finanzieren gilt“.
Aus aktuellen Hochrechnungen ergibt sich für 2023 ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf für den Nahverkehr im VRR von 500 Millionen Euro pro Jahr, der sich aus erwarteten Mehraufwendungen für Energie und Corona-Schäden zusammensetzt. Dieser Bedarf sei durch die kommunalen Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen allein nicht kompensierbar, so der VRR.
Der Ausblick fällt nicht besonders positiv aus: Die derzeitigen Einnahmen reichten denmach nicht mehr aus, um die Aufwandssteigerungen bei den Verkehrsunternehmen zu decken.
„Bleibt die Situation so, wie sie ist, wird es perspektivisch nicht möglich sein, den Status quo des derzeitigen Angebots zu halten“, so der VRR. Dort sieht man die Bestandsverkehre zunehmend gefährdet. Um also das Verkehrsangebot für das kommende Jahr aufrechterhalten zu können, werden die Nutzer in der aktuellen Situation einen Beitrag zur Finanzierung des Angebots der Unternehmen leisten müssen.
Trotz erneut steigender Ticketpreise will man bei VRR mehr Fahrgäste für eine klima- und umweltfreundliche Mobilität mit Bus und Bahn gewinnen. Eine entsprechende Resolution zur auskömmlichen und nachhaltigen Finanzierung des ÖPNV hat die VRR-Verbandsversammlung verabschiedet. Bund und Land müssten die Finanzierung zur Aufrechterhaltung der Nahverkehrsleistungen und für erforderliche Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge auf ein verlässliches Fundament stellen. Die Fraktionen in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes VRR fordern Bund und Land nun gemeinschaftlich auf, ihren finanziellen Beitrag zur Sicherung der Bestandsverkehre leisten.
Sozialticket im Abonnement
In den letzten zwei Jahren hatte die Corona-Krise enorme Auswirkungen auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Insbesondere Menschen aus einkommensschwachen Haushalten, sind immer häufiger auf Sozialleistungen angewiesen.
Umso bedeutender ist es, das Sozialticket weiterzuentwickeln und im Sinne der Daseinsvorsorge einkommensschwachen Menschen im Verbundgebiet den Zugang zu den öffentlichen Mobilitätsangeboten zu ermöglichen. So wird berechtigten Kunden ab dem 1. Januar 2023 das Sozialticket auch als attraktive preislich günstige Abo-Variante angeboten.
Einen kleinen Lichtblick gibt es angesichts der steigenden Preise im ÖPNV zumindest: Der VRR will nach eigenen Angaben die Einführung eines bundesweiten Klimatickets als Nachfolgeticket des 9-Euro-Tickets zum 1. Januar 2023 vollumfänglich unterstützen.
„Ein solches bundesweites Angebot wird sich auch auf das VRR-Tarifsystem auswirken. Wenn die Rahmenbedingungen feststehen, werden wir unser Portfolio von Grund auf prüfen. Auch bei der weiteren Tarifinitiative des Bundes wird der VRR sicherstellen, dass alle Nahverkehrskundinnen und Nahverkehrskunden profitieren“, sagt Castrillo.„Voraussetzung ist allerdings, dass gleichzeitig Finanzmittel von Bund und Land für die erheblichen Aufwandssteigerungen und Einnahmeausfälle zur Verfügung gestellt werden.“
Wann eine neuerliche Tarif-Initiative innerhalb des VRR und seiner Verkehrsunternehmen umgesetzt wird, liegt an der jeweiligen Ausgestaltung. Der VRR geht davon aus, dass es zu Jahresbeginn 2023 an den Start geht.