Leere Bänke in einem Restaurant. Foto: pixabay
Leere Bänke in einem Restaurant. Foto: pixabay

Kreis Mettmann. Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Gästeankünfte im Kreis Mettmann laut Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten um 56 Prozent zurück gegangen.

Im ersten Halbjahr haben rund 124.000 Gäste den Kreis Mettmann besucht und damit 56 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 51 Prozent auf etwa 244.000. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit und beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes.

„Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt“, so Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal. „Erst mussten Hotels, Pensionen, Kneipen und Restaurants über viele Wochen ganz schließen. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an.“

Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen. Die Folgen seien auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch. „Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen – in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt“, betont Torun. Mit Sorge blickten nun viele Beschäftigte auf die Herbst- und Wintersaison. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe im Kreis Mettmann rund 7.400 Menschen.

NGG: Kurzarbeit für Qualifizierung von Mitarbeitern nutzen

Allerdings habe die Kurzarbeit bislang einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern können. Dank staatlicher Hilfen sei eine Pleitewelle im Gastgewerbe ausgeblieben. „Die Gewerkschaften haben sich in Berlin seit Beginn der Pandemie für das Kurzarbeitergeld starkgemacht und auch durchgesetzt, dass es bis Ende nächsten Jahres verlängert wird. So kommen Beschäftigte und Betriebe besser durch diese schwere Zeit“, sagt Torun. Entscheidend sei zudem, dass die Leistung nach sieben Monaten auf 80 Prozent des Nettoverdienstes – für Eltern 87 Prozent – ansteige. „Am Ende steht fest: Jeder Kurzarbeiter ist ein möglicher Arbeitsloser weniger.“

Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts waren im August bundesweit 377.000 Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes in Kurzarbeit – das ist gut jeder dritte Arbeitnehmer (34 Prozent), so die NGG. Dabei seien die vielen Minijobber der Branche nicht mitgerechnet, sie haben keinen Anspruch auf das Lohnausfallgeld.

In der gesamten Wirtschaft lag der Anteil der Kurzarbeitenden zuletzt bei 14 Prozent. Während des Lockdowns zwischen Anfang März und Ende April wurde laut Arbeitsagentur für neun von zehn sozialversicherungspflichtige Beschäftige im Gastgewerbe Kurzarbeit beantragt.

Die Gewerkschaft appelliert an die Unternehmen, die Kurzarbeit für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu nutzen. „Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, der in Hotels und Restaurants unabhängig von der Pandemie eklatant ist. Und Beschäftigte können einen Schritt auf der Karriereleiter machen – etwa von der Küchenhilfe zur Köchin, vom Restaurantfachmann zum Hotelfachmann“, unterstreicht Torun. Zudem müssten Beschäftigte auch im Gastgewerbe für die Digitalisierung fit gemacht werden. Hier berge die Krise eine große Chance.