Kreis Mettmann. Zum bundesweiten Aktionstag des Jugendmigrationsdienstes und der Migrationsberatung für Erwachsene haben sich Vertreterinnen und Vertreter der Diakonie, der Caritas und des Internationalen Bundes getroffen, um mit Abgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Peter Beyer (CDU) über die Folgen der geplanten Kürzungen für den Kreis Mettmann zu sprechen.
In einem ungezwungenen Gespräch haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der drei Verbände von ihrer Arbeit und den möglichen Folgen der Kürzungen berichtet. „Der Haushaltsentwurf 2024 sieht dramatische Kürzungen im sozialen Sektor vor“, so Panagiota Balagka von der Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann. Bei Umsetzung seien verheerende Folgen für gemeinnützige Dienste, die Kinder- und Jugendhilfe, Freiwilligendienste, Integrationsarbeit und Beratungsangebote zu erwarten. „Etablierte Strukturen, die sich jahrelang gewährt haben, wären gefährdet“, mahnt Balagka.
Die Kürzungspläne gaben letztlich den Anlass für das Treffen mit den beiden Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Peter Beyer (CDU) im Haus der Begegnung in Mettmann, zu dem die Verbände eingeladen hatten.
Panagiota Balagka bilanziert: „Im Kreis Mettmann wurden im Jahr 2022 über 1.000 Menschen von der Migrationsberatung für Erwachsene beim Zugang zu Kitas und Schulen, zu Sprach- und Integrationskursen, zur Integration in den Arbeitsmarkt und anderen grundlegenden Bedarfen beraten“. Knapp 500 junge Menschen aus mindestens 16 Nationen seien zudem vom Jugendmigrationsdienst individuell und in Gruppenangeboten unter Vernetzung mit Schulen, Ausbildungsbetrieben, Integrationskursträgern und Einrichtungen der Jugendhilfe begleitet worden. Durch Workshops und Diskussionen seien demokratische Haltung, kritisches Denken, Diskussionsfähigkeit und Verständnis für vielfältige Perspektiven bei mehr als 1.000 Schülerinnen und Schülern von der Mitarbeiterin im JMD-Programm „Respekt Coaches“ gefördert worden. Im Juli dieses Jahres startete im Kreis die Asylverfahrensberatung, die vulnerable Gruppen im Asylverfahren unterstützt. Hierzu zählen Menschen, die unter den Folgen von Folter und Gewalt oder unter psychischen Erkrankungen leiden.
„Für unseren Kreis würden die massiven Kürzungen von 30 Prozent bei der MBE und 40 Prozent beim JMD bedeuten, dass Integrationsleistungen wegfallen würden, die unser Kreis bei einer kreisweiten Steigerung der Zuwanderung von 27 Prozent dringend braucht“, kritisiert Balagka. Und es würde das vorzeitige Aus für die Respekt-Coaches zum Jahresende bedeuten. Panagiota Balagka zeichnet ein düsteres Bild: Der Wegfall des Respekt-Projekts hätten zur Folge, dass „Schulen einen verlässlichen Kooperationspartner in der Präventionsarbeit gegen Menschenfeindlichkeit verlieren und das gerade in einer Zeit, in der extremistische Tendenzen wieder die Oberhand gewinnen“. Mögliche Kürzungen würden sich auch negativ auf die Qualität, Rechtsstaatlichkeit und Effizienz im Asylverfahren auswirken.
„Auch das Programm ‚Bildungsberatung Garantiefonds Hochschule‘, mit dem der JMD eng zusammenarbeitet, würde Ende des Jahres den Kürzungen zum Opfer fallen“, so die Diakonie-Vertreterin. Das Programm bereitet Migrantinnen und Migranten auf ein Hochschulstudium in Deutschland vor und „wirkt somit dem Fachkräftemangel entgegen“, mahnt Balagka. Letztlich müssten womöglich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um ihre Stellen bangen, die Wohlfahrtsverbände um ihre Wirtschaftlichkeit.
Die Vertreterinnen und Vertreter von Diakonie, Caritas und Internationalem Bund fanden sowohl bei Kerstin Griese als auch bei Beyer ein offenes Ohr für ihre Anliegen: „Es bleibt nur zu hoffen, dass sie sich genauso wie viele andere Bundespolitikerinnen und Bundespolitiker im Bundestag für den Erhalt etablierter, bewährter und nachhaltiger Strukturen und Instrumente und gegen die geplanten Kürzungen im sozialen Sektor einsetzen“, so Balagka.