Dr. Med Constantin Pagouras ist Experte für Brustkrebserkrankungen. Foto: EVK Mettmann
Dr. Med Constantin Pagouras ist Experte für Brustkrebserkrankungen. Foto: EVK Mettmann

Mettmann. Am 4. Februar wird jährlich der Weltkrebstag begangen. Der Aktionstag soll auf die Relevanz von Krebsprävention sowie Erforschung und Behandlung der Erkrankungen hinweisen. Brustkrebs-Experte Dr. med. Pagouras stellt seine Expertise im Evangelischen Krankenhaus zur Verfügung.


Im Jahr 2000 hatte man auf dem „Weltgipfeltreffen gegen Krebs“ den Weltkrebstag vereinbart, sechs Jahre später wurde der Aktionstag zum ersten Mal begangen. Weltweit beteiligen sich rund 300 Organisationen in 86 Ländern an der Aktion. In Deutschland werden dafür unter anderem die Deutsche Krebshilfe und das Deutsche Krebsforschungszentrum aktiv.

Die „American Association for Cancer Research“ geht in Schätzungen davon aus, dass im Jahr 2030 rund 21 Millionen Krebsneuerkrankungen weltweit auftreten werden   Der Weltkrebstag soll auch in diesem Jahr wieder auf die Relevanz von Vorsorgeuntersuchungen hinweisen und die Behandlung sowie Erforschung der verschiedenen Krebserkrankungen in das öffentliche Bewusstsein rücken.

Informationen über Krebsvorsorge und Krebserkrankungen gibt es online unter anderem über:

Herr Dr. med. Pagouras, Ihr Name ist bekannt, Sie zählen zu den erfahrensten Ärzten im Rheinland, wenn es um das Thema Brustkrebs geht. Nun hätten Sie sich Ihren Ruhestand sicherlich längst verdient, aber Sie stellen Ihre Expertise weiterhin dem EVK Mettmann zur Verfügung.

Pagouras: „Das stimmt, ich bin immer noch einige Tage im EVK Mettmann vor Ort und kümmere mich dort ausschließlich um den Schwerpunkt der Senologie, also Erkrankungen der weiblichen Brust. Ich genieße also nun eine gesunde Mischung aus Teilzeit-Ruhestand und Teilzeit-Krankenhausarbeit.“

Was ist Ihr Antrieb, den Arztkittel immer noch überzustreifen und dem Krebs den Kampf anzusagen?

Pagouras: „Ich habe nun wirklich sehr viele Jahre Berufserfahrung, über 10.000 Brustkrebspatientinnen behandelt und in der Tat eine große Expertise samt Netzwerk wenn es um das Thema Brustkrebs geht – daher freue ich mich, dass sowohl die Patientinnen im Evangelischen Krankenhaus Mettmann davon profitieren können und ich mein Wissen in diesem Schwerpunktbereich an die jüngeren Kollegen weitergeben kann.

Ich will und werde nicht ewig arbeiten, umso wichtiger ist es, dass Wissen mit den nachfolgenden Medizinern zu teilen und im Austausch zu sein.“

Seit wie vielen Jahren behandeln Sie Patientinnen mit Brustkrebs und was fasziniert Sie an dem onkologischen Schwerpunkt?

Pagouras: „Seit 36 Jahren gehört das Thema Brustkrebs zu meinem Arbeitsalltag. Auch wenn es seit den letzten Monaten „nur“ um das Corona-Virus geht, man darf nicht vergessen, dass jährlich zehntausende Frauen in Deutschland die Diagnose Brustkrebs erhalten.

Und all diese Patientinnen sollen bestmöglich medizinisch, pflegerisch und psychoonkologisch versorgt werden. Brustkrebs ist – abhängig von unterschiedlichen Faktoren heilbar, aber es braucht eben gute Ärzte und eine gute medizinische Infrastruktur. Und es ist nach wie vor meine Motivation, Patientinnen bestmöglich mit dieser Diagnose zu betreuen.“

Brustkrebs ist mit knapp 70.000 Erstdiagnosen jährlich in Deutschland immer noch die häufigste Krebsart, an der Frauen erkranken. Gibt es Ursachen, die den Brustkrebs begünstigen oder ist eine Erkrankung „Zufall“?

Pagouras: „Es gibt natürlich den genetischen Faktor. Wenn also eine Vorbelastung in der Familie, bei der Mutter oder auch Großmutter vorliegt, gibt es ein höheres Risiko selbst an Brustkrebs zu erkranken. Häufig spielt aber auch das Östrogen, das weibliche Hormon, eine Rolle. Frauen, die früh ihre Periode bekommen und erst spät in die Wechseljahre kommen, haben auch ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.

Aber all diese Dinge sucht sich natürlich niemand aus, das kann keine Frau beeinflussen. Was man jedoch beeinflussen kann, ist der eigene Lebensstil. Der Verzicht auf Nikotin und Alkohol, viel Bewegung und eine gesunde Ernährung können das Risiko einer Brustkrebserkrankung minimieren. Dennoch: das Wichtigste ist eine regelmäßige Vorsorge beim Gynäkologen. Je früher Erkrankungen der Brust bekannt werden, desto besser sind die Möglichkeiten einer erfolgreichen Behandlung.“

Sie arbeiten nun bereits seit Jahrzehnten in der Frauenheilkunde. Haben sich die Diagnostik und Behandlung so gut weiter entwickelt, dass auch die Überlebenschancen deutlich besser sind?

Pagouras: „Ja, definitiv. In der Medizinwissenschaft wird 24/7 geforscht und davon profitieren auch die Brustkrebspatientinnen heute. Nicht nur die Therapien, also die Chemotherapie oder Hormontherapie haben sich deutlich weiterentwickelt, sondern auch die Operationstechniken. Diese waren früher deutlich radikaler, heute können wir 80 Prozent der Brustkrebspatientinnen brusterhaltend und somit deutlich schonender operieren. Aber soweit muss es erst gar nicht kommen, denn ich freue mich sehr über eine verbesserte Vorsorgesituation.

Erst vor zehn Jahren wurde das kassenärztliche Screening-Programm für Frauen zwischen 50 bis 69 Jahren eingeführt, für die Zielgruppe, die statistisch gesehen am häufigsten die Erstdiagnose Brustkrebs erhält. Der Krebs kann dadurch viel früher erkannt werden und das fördert die Heilungschancen sehr. Daher kann ich an nur daran appellieren, die Einladung zum Screening alle zwei Jahre anzunehmen. Vorsorge kann Leben retten.“

Wie kann man Brustkrebs behandeln und wie gut sind heutzutage die Chancen auf Heilung oder ein Leben mit dem Krebs?

Es gibt heute viele unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Hormon- und Chemotherapien, Bestrahlunge, eine OP oder eben auch kombinierte Verfahren. Für jede Patientin gibt es einen individuell erstellten Therapieplan. Brustkrebs lässt sich gut behandeln.

Sie beraten und behandeln Brustkrebspatientinnen im EVK Mettmann. Neigen die Patientinnen mit einer Krebsdiagnose nicht eher dazu in eine große Klinik mit Brustzentrum zu gehen?

Pagouras: „Jede Patientin soll natürlich dort hingehen, wo Sie sich persönlich am besten aufgehoben fühlt. Das EVK Mettmann erfüllt bereits alle Kriterien eines Brustzentrums und hat sehr erfahrene Ärzte hier am Standort und eine ausgesprochen gute Zusammenarbeit mit dem MVZ.

Wir tauschen uns sehr regelmäßig interdisziplinär aus: Chirurgen, Radiologen, Gynäkologen, Onkologen – Sie alle bilden gemeinsam ein starkes Behandlungsteam. Mein Ziel ist es ausdrücklich, dass auch das EVK Mettmann „Brustzentrum“ wird. Und ein Faktor sticht natürlich auch die großen Zentren bei vergleichbarer medizinischer Qualität aus: die familiäre Atmosphäre in diesem Haus.“

Frauen im Alter zwischen 55 und 70 Jahren erkranken statistisch gesehen am häufigsten an Brustkrebs. Was raten Sie als Arzt, um das Risiko einer Erkrankung und ihren Folgen bestmöglich zu minimieren?

Pagouras: „Die Vorsorge ist das Entscheidende. Und dazu zählt nicht nur das Screening im höheren Alter, sondern auch die jährliche Kontrolle beim Frauenarzt, aber auch das Wahrnehmen von Veränderungen des eigenen Körpers. Hier gilt es wirklich aufmerksam zu sein – 80 Prozent der Frauen entdecken den Tumor in der Brust selbst.

Und auch hier möchte ich nochmal betonen: nicht jeder Knoten in der Brust ist gefährlich, aber er muss eben abgeklärt werden. Und natürlich übernehmen die Krankenkassen im begründeten Verdachtsfall die Kosten zur weiteren Diagnostik. Also sollte niemand zögern, bei einem nur kleinsten Verdacht zum Arzt zu gehen. Der Brustkrebs muss erkannt werden, damit er behandelt werden kann.“