Bürgermeisterin Sandra Pietschmann mit Stadtarchivar Marinko Betker, Jacqueline Muhlack (Volontärin im Stadtarchiv) und Schülerinnen und Schüler des Konrad Heresbach-Gymnasium in der Ausstellung Foto: Kreisstadt Mettmann
Bürgermeisterin Sandra Pietschmann mit Stadtarchivar Marinko Betker, Jacqueline Muhlack (Volontärin im Stadtarchiv) und Schülerinnen und Schüler des Konrad Heresbach-Gymnasium in der Ausstellung Foto: Kreisstadt Mettmann

Mettmann. Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hat die Stadt am Montagabend, 5. Mai, eine besondere Ausstellung mit dem Titel „Heimatfront Mettmann – Alltag zwischen Luftangriffen, Propaganda und Ideologisierung“ im Rathaus eröffnet. Originale Quellen aus dem Stadtarchiv wurden dafür aufbereitet und geben einen einzigartigen Einblick in die Geschehnisse und die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung der Stadt. Die Ausstellung kann noch bis Ende des Monats während der Öffnungszeiten des Rathauses im Foyer des Ratssaales in der zweiten Etage besichtigt werden.


„Die Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag, um das historische Erbe unserer Stadt zu bewahren und zugleich an das Kriegsende vor 80 Jahren zu erinnern“, sagte Bürgermeisterin Sandra Pietschmann bei der Eröffnungsfeier. Zahlreiche Dokumente, Fotografien und Archivalien veranschaulichen dieses Kapitel der Geschichte. Sie wurden
wissenschaftlich und grafisch aufbereitet, um ein breites Publikum anzusprechen. „Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit den Erfahrungen und Herausforderungen der Menschen
in dieser Zeit auseinanderzusetzen“, erläuterte Stadtarchivar Marinko Betker.

Bei der gut besuchten Eröffnungsfeier am Montagabend wurde nach der Vorstellung der Ausstellung durch Marinko Betker und Jacqueline Muhlack, der wissenschaftlichen
Volontärin im Stadtarchiv, ein Kurzfilm gezeigt, der als erstes Projekt der erst vor kurzem geschlossenen Bildungspartnerschaft zwischen dem Stadtarchiv Mettmann und dem Konrad-Heresbach-Gymnasium (KHG) entstanden ist. In dem Film zeichnen die Schülerinnen und Schüler den Einmarsch der Amerikaner am 16. April 1945 in Mettmann
nach. Als Grundlage dienten ihnen Berichte von Augenzeugen, die das Archiv den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt hatte.

In einer Gesprächsrunde, die von Bürgermeisterin Sandra Pietschmann geleitet wurde, schilderten die Zeitzeugen Hans Jüngling und Anita Schäfer, die 2. Vorsitzende der Bürger-
und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“, ihre Erlebnisse aus den letzten Kriegswochen.
Bewegend waren die Berichte von Hans Jüngling, der in Ostpreußen erlebte, wie seine Mutter und sein jüngerer Bruder von Tieffliegern getötet wurden und der im Winter
1945 unter unvorstellbaren Bedingungen mit zwei Brüdern und dem Vater die Flucht in den Westen antrat.

Anita Schäfer freute sich als kleines Mädchen immer, wenn sie von ihrem Onkel auf den Markt mitgenommen wurde, weil sie dann immer Kräuterbonbons bekam. „Damals die
einzigen Süßigkeiten.“ Der ehemalige Bürgermeister Ottokar Iven und Horst Kareter,
beides gebürtige Mettmanner, erinnerten sich ebenfalls an das Kriegsende in Mettmann. „Wir haben die letzten Kriegswochen im Keller gehaust. Ich habe als Kind auf der Kartoffelkiste geschlafen und in der Waschküche wurde gekocht“, so Iven. Dass er ohne Vater aufwuchs, der im Krieg gefallen war, sei nicht ungewöhnlich gewesen, da viele seiner
Schulkameraden auch keinen Vater mehr hatten. „Wie schlimm es war, ohne Vater aufzuwachsen habe ich erst realisiert, als ich selbst Vater wurde“, sagte er. Horst Kareter
erinnerte sich, wie er von amerikanischen Soldaten Kaugummi geschenkt bekam.

Eine Schülerin und ein Schüler aus dem Geschichtskurs von Lehrer Stefan Castelli nahmen auch an dem Gespräch teil. „Es ist uns ein Anliegen, auch die jüngeren Generationen
einzubeziehen und ihnen zu zeigen, welche Auswirkungen der Krieg auf die Zivilbevölkerung hatte. Diese Ausstellung bietet die Möglichkeit, Geschichte hautnah zu erleben und zu reflektieren“, sagte Bürgermeisterin Pietschmann und mahnte wie Ottokar Iven angesichts des Kriegs in der Ukraine, „wachsam zu sein und unsere Demokratie zu
schützen“.