Schlüsselübergabe auf der Wache (von links): Bürgermeisterin Sandra Pietschmann, Arne Vieweg, Abteilungsleiter Technik der Feuerwehr, Sebastian Thews, kommissarischer Leiter des Amtes für Brandschutz und Rettungswesen, Linda Mai, Vorsitzende Blau-Gelbes Kreuz, Otto Grochtdreis und Roman Ganovschii, Blau-Gelbes Kreuz. Foto: Kreisstadt Mettmann
Schlüsselübergabe auf der Wache (von links): Bürgermeisterin Sandra Pietschmann, Arne Vieweg, Abteilungsleiter Technik der Feuerwehr, Sebastian Thews, kommissarischer Leiter des Amtes für Brandschutz und Rettungswesen, Linda Mai, Vorsitzende Blau-Gelbes Kreuz, Otto Grochtdreis und Roman Ganovschii, Blau-Gelbes Kreuz. Foto: Kreisstadt Mettmann

Mettmann. „Die Kinder weinen nicht mehr…“, sagt Linda Mai. Angriffe, Detonationen, Zerstörung und Tod sind selbst für die Kleinsten nach drei Jahren Krieg in der Ukraine Alltag geworden.


Linda Mai, die Vorsitzende und Gründerin der deutsch-ukrainischen Hilfsorganisation Blau-Gelbes Kreuz, hat bei ihrem Besuch in Mettmann am Donnerstag eindringlich und bewegend geschildert, wie die Menschen in
ihrer Heimat nach drei Jahren Krieg gegen Russland mit dem
alltäglichen Schrecken und der ständigen Angst vor Bomben
und Granaten umgehen.

Während die Kinder zu Beginn des Krieges im Bunker noch ihre Angst in bunten Bildern verarbeitet hätten, würden sie inzwischen sich selbst mit ihren Vätern in Uniform malen, wenn sie im Bunker auf Entwarnung warten. „Die Kinder sind sehr stolz, dass ihre Väter für die Freiheit der Ukraine kämpfen.“ Dagegen würden viele Erwachsene mit einem
ausgeprägten schwarzen Humor dem Kriegsalltag begegnen. Die Bereitschaft, für sein Land und für die Freiheit zu kämpfen, sei in der Bevölkerung enorm groß. Selbst Frauen und Männer, die für den Kriegsdienst eigentlich zu alt seien, würden sich für den Einsatz melden. Linda Mai: „Vor allem Eltern, die ihre Kinder im Krieg verloren haben, haben
nichts mehr zu verlieren. Sie sind zu allem bereit.“

Sie selbst erlebte die Schrecken des Krieges hautnah bei ihren Besuchen in der Ukraine. Per Handy wurde sie vor russischen Drohnenangriffen gewarnt, erlebte ohrenbetäubende Explosionen von Granaten und Bomben
und traf Menschen, die auf der Straße um ihre Angehörigen weinten, die bei einem russischen Angriff getötet wurden.

„Man entwickelt ein ganz sensibles Gehör für die Geräusche, die Gefahr bedeuten können, Drohnen, Flugzeuge oder Geschosse. Zurück in Deutschland, brauche ich immer eine Woche, um das wieder abzulegen“, sagt sie und schaut plötzlich nach oben, als auf der Wache der Gong ertönt, der einen Einsatz für die Feuerwehr ankündigt.

Die Vereinsvorsitzende war zusammen mit Roman Ganovschii, dem Leiter Logistik im Blau-Gelben Kreis und Sascha Fadeyeyer, Verwaltungs- und Finanzverwalter, nach Mettmann gekommen, um einen ausgemusterten
Mannschaftstransporter der Feuerwehr entgegenzunehmen, der künftig in der Ukraine im Kriegsgebiet zum Einsatz kommen wird. Bereits Anfang Juni war ein Transporter der Feuerwehr an den Verein gespendet worden, der seitdem rund 3000 Kilometer entfernt im Osten der Ukraine im Einsatz
ist. Wo der zweite VW-T4-Transporter zum Einsatz kommen wird, steht noch nicht fest, „das müssen wir noch entscheiden“, sagt Roman Ganovschii.

Fahrzeugspende der Feuerwehr für die Ukraine Der Rat hatte beschlossen, dass die Einsatzfahrzeuge an die Ukraine gespendet werden. Den Kontakt zum Verein hatte der Mettmanner Otto Grochtdreis geknüpft, der sich in
Mettmann für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzt. Als er erfuhr, dass die Feuerwehr die Transporter ausmustert, regte er an, dass die Wagen als Spende in die Ukraine kommen. „Damit wollen auch wir als Stadt einen kleinen Beitrag zur Unterstützung Ihres Landes leisten“, erklärte Bürgermeisterin Sandra Pietschmann bei der Fahrzeugübergabe. „Das ist so großartig, dass Sie uns helfen. Ich bin gerührt“, dankte Linda Mai.
Als Russland 2014 die Krim annektierte, gründete die Ukrainerin mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann den Verein Blau-Gelbes Kreuz, der Hilfsgüter in die Ukraine brachte. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine organisierte der Verein ein Sachspendenlager in Köln. Von
dort werden seit Jahren Spenden, Hilfsgüter und Fahrzeuge in die Ukraine transportiert. „Allein in diesem Jahr haben wir schon 115 Fahrzeuge bekommen“, so Linda Mai: „Wir sind sehr stolz auf Deutschland. Ihr Land ist unser bester Unterstützer.“ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Linda Mai für ihre Verdienste mit dem „Goldenen Herzen“ ausgezeichnet und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat ihr den Verdienstorden des Landes NRW überreicht.

Nach der Fahrzeugübergabe auf dem Hof der Feuer- und Rettungswache trug sich Linda Mai ins Goldene Buch der Stadt ein. „So etwas habe ich tatsächlich noch nie gemacht. Das ist wirklich eine sehr große Ehre“, sagte sie und dankte Bürgermeisterin Pietschmann im Namen aller Ukrainerinnen
und Ukrainer für die Unterstützung aus Mettmann.