Das Konrad-Heresbach-Gymnasium an der Laubacher Straße 13. Foto: André Volkmann
Das Konrad-Heresbach-Gymnasium an der Laubacher Straße 13. Foto: André Volkmann

Mettmann. In der vergangenen Woche besuchte der ehemalige Schulleiter Rudolf Kirschner die Klasse 9d des Konrad-Heresbach-Gymnasiums im Geschichtsunterricht. Thema war der Zweite Weltkrieg.


Die Klasse 9d behandelt aktuell den Zweiten Weltkrieg im Fach Geschichte. Passend zum Thema hatte der ehemalige KHG-Schulleiter Rudolf Kirschner angeboten, ein altes Tagebuch seines Vaters Walter mitzubringen und vorzustellen.

Walter Kirschner war zur Zeit des Krieges Sanitärunteroffizier der Wehrmacht und behandelte Verwundete. 80 Jahre hatte das Tagebuch seinen Dornröschenschlaf geschlafen, wie Rudolf Kirschner berichtete, bevor er es las, digitalisierte und transkribierte, damit unser Unterrichtsprojekt daraus entstehen konnte.

Bei dem Besuch erhielt jede Schülerin und jeder Schüler einen anderen Teilauszug als Kopie, wodurch die SchülerInnen einen intensiven Einblick in Phasen des Westfeldzuges bekamen und sich folglich einen authentischen Eindruck von der Vergangenheit verschaffen konnten. Anhand der historischen Quelle haben die Schülerinnen und Schüler geprüft, inwiefern die nationalsozialistische Darstellung der Kriegshandlungen mit dem Handeln und den Einschätzungen Walter Kirschners übereinstimmte.

Der Düsseldorfer Kirschner nahm am West- und Ostfeldzug teil, geriet nach schwerer Verwundung im Kessel von Bobruisk (Weißrussland) in russische Kriegsgefangenschaft und erfuhr erst bei seiner Freilassung 1950, dass er 1944 Vater geworden war, seine Frau Lotti jedoch bei einem Fliegerangriff im selben Jahr getötet wurde. Welche Stellungnahme er dazu formulieren würde, dass 2020 die weltweiten Militärausgaben mit 1,83 Billionen Dollar ein Rekordniveau erreicht haben, wurden abschließend diskutiert.

Für die Schülerinnen und Schüler war es aufregend die Erinnerungen einer Person zu lesen, die die damaligen Ereignisse hautnah miterlebt hat. Insbesondere die Gedankengänge mitzuverfolgen und sowohl die örtliche Umgebung als auch die Gefühlslage Walter Kirschners kennen zu lernen, sorgte für großes Erstaunen, regte aber genauso zum Nachdenken an. Schließlich bezog sich das Wissen der SchülerInnen bis jetzt nur auf den Inhalt des Unterrichts und aus Schulbüchern.

Schülerin Rania Dönges sagt dazu: „Für mich persönlich waren die Berichterstattungen Walter Kirschners sehr beeindruckend, vor allem deshalb, da sie im Gegensatz zu gewohnten Lehrbüchern ungefiltert waren und wir auch von weniger schönen Momenten erfuhren. Der Besuch von Herrn Kirschner war eine Bereicherung für unsere historische Bildung, weil er unmittelbare, neue Erkenntnisse zu der Zeitspanne zwischen 1939 bis 1945 ermöglichte.“