Schülerinnen und Schüler können im Rahmen des Projekts ihre Ideen für regionales Marketing einbringen. Foto: Neanderthal-Museum
Schülerinnen und Schüler können im Rahmen des Projekts ihre Ideen für regionales Marketing einbringen. Foto: Neanderthal-Museum

Mettmann.  Im Rahmen eines innovativen Erasmus+-Projekts kommen aktuell Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte aus Südtirol und dem Kreis Mettmann zusammen, um das Potenzial zweier historischer Persönlichkeiten – Ötzi und dem Neandertaler – für das regionale Marketing zu erforschen. Ziel ist es, die Bedeutung archäologischer Figuren für kulturelle Identität, Tourismus und Bildung zu beleuchten und in praktische Konzepte zu überführen.


Die Idee für das Projekt entstand durch Peter Enzenberger vom Berufskolleg Neandertal des Kreises Mettmann und Louis Vosse vom Neanderthal-Museum. Inspiriert durch ein vorangegangenes Heimat-Projekt im Erasmus-Rahmen erschien es beiden als logische Fortsetzung, die Figuren Ötzi und Neandertaler als Identifikationsfiguren in einem internationalen Schulkontext zu untersuchen. Da Louis Vosse im Bereich Marketing tätig ist, entstand rasch der Gedanke, die Rolle der beiden „starken Typen“ im regionalen Marketing zu hinterfragen und die Erkenntnisse in einem gemeinsamen Projekt zusammenzutragen.

Beteiligt sind neben dem Neanderthal-Museum das Berufskolleg Neandertal sowie das Amt für Kultur und Tourismus des Kreises, das unter der Marke „Neanderland“ auftritt. Die internationale Zusammenarbeit wird ergänzt durch die Fachschule für Hauswirtschaft in Tisens, die Dachmarke Südtirol, das Archäologische Museum Bozen sowie das Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (WIFO). Gemeinsam bringen sie ihre Expertise aus Wissenschaft, Bildung, Tourismus und Kultur ein. Während das Museum Inhalte und Anforderungen aus wissenschaftlicher wie didaktischer Perspektive liefert, vermittelt das Tourismusamt Einblicke in Strategie, Markenbildung und touristische Kommunikationsarbeit. Das Berufskolleg nutzt das Projekt zur praxisnahen Umsetzung von Unterrichtsinhalten und fördert bei den Jugendlichen Schlüsselkompetenzen wie Selbstwirksamkeit, Kooperationsfähigkeit und Kreativität.

Die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen sind zwischen 15 und 17 Jahre alt. Sie kommen mit großer Neugier in das Projekt: Neugier auf neue Menschen, auf interkulturelle Begegnungen, auf kreative Formen des Lernens. Noch ist vielen nicht bewusst, wie eng ihre Aufgaben mit zukünftigen Berufsperspektiven verknüpft sind – umso bedeutender ist die Erfahrung, im Projekt aktiv an realen Fragestellungen zu arbeiten. Die Aufgaben der Jugendlichen bestehen darin, Informationen zu Regionalmarketing und kultureller Identitätsbildung zu sammeln und auszuwerten, museumspädagogische Inhalte zu erarbeiten und eigene Präsentationen zu gestalten. Dabei lernen sie, zwischen „interessant“ und „relevant“ zu unterscheiden und entwickeln ein erstes Verständnis für projekt- und berufsbezogene Anforderungen. Gleichzeitig knüpfen sie Netzwerke, die ihnen bei Ausbildung und Praktika von Nutzen sein können.

Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Begonnen hat es in dieser Woche mit einem fünftägigen Auftaktprogramm in Mettmann. Auf dem Programm standen u. a. eine Führung durch das Neanderthal-Museum, Workshops zur Kriminalbiologie und zur Herstellung von Steinwerkzeugen, ein Impulsvortrag zum Thema Marketing, Gruppenaktivitäten in Düsseldorf und Mettmann sowie die gemeinsame Entwicklung von Ideen für den Gegenbesuch in Südtirol. Im September folgt dann der Besuch in Tisens und Bozen. Für März 2026 ist ein weiteres Treffen geplant, bei dem in kleinerer Runde die Antragstellung vorbereitet wird. Beantragt wird eine sogenannte Small Scale-Partnerschaft mit einem Fördervolumen von 30.000 Euro. Das Geld soll insbesondere für zwei Mobilitäten sowie die Erstellung von Abschlussprodukten verwendet werden. Im Herbst 2027 werden die Ergebnisse im Rahmen einer Präsentation vorgestellt und an die Erasmus+-Einrichtung berichtet.

Ziel des Projekts ist es, Jugendliche für archäologische und kulturelle Inhalte zu begeistern, ihnen konkrete Lernerfahrungen und Selbstwirksamkeit zu ermöglichen und gleichzeitig den Wert historischer Figuren als identitätsstiftende Elemente im Regionalmarketing zu untersuchen. Damit verbindet das Projekt auf vorbildliche Weise Bildung, Kultur, Wirtschaft und Tourismus – über Ländergrenzen hinweg.