Aufgrund der Corona-Pandemie durfte das Graffiti-Event nicht zelebriert werden - gesprüht wurde im kleinen Kreis. Die Botschaft ist dennoch unmissverständlich. Foto: Volkmann
Aufgrund der Corona-Pandemie durfte das Graffiti-Event nicht zelebriert werden - gesprüht wurde im kleinen Kreis. Die Botschaft ist dennoch unmissverständlich. Foto: Volkmann

Mettmann. In einer gemeinsamen Aktion machen Schüler des Konrad-Heresbach-Gymnasiums sowie ihre Lehrkräfte und die Caritas sich für Demokratie stark.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so steht es im ersten Artikel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland – und so steht es ab sofort auch auf einer Wand an der Einmündung von der Talstraße in die Beethovenstraße. Das triste Grau des Mauerwerks musste der Farbe aus Sprühdosen weichen. Schlagwortartig und abstrakt sind die Grundrechte gehalten, unmissverständlich wirkt die Botschaft hingegen an einer der viel befahrenen Straßen auf Mettmanner Stadtgebiet.

„Plakativ aktiv für Demokratie“, lautet das Motto, unter dem das Konrad-Heresbach-Gymnasium und der Caritasverband nun die erste Hälfte des gemeinsamen Projekts vollendet haben. Später als geplant. Corona.

„Jetzt, wo diese Farben leuchten, wird im Kontrast zu der restlichen Wand erst deutlich, wie knallgrau dieser Bereich vorher war. Zahlreiche vorbeikommende Passanten zeigten während der Sprüh-Arbeiten große Freude an diesem neuen Farbtupfer“, sagt Heiko Richartz. Er ist im Fachdienst für Integration und Migration der Caritas zuständig für die Kampagne „vielfalt. viel wert.“ und hat das Projekt entwickelt.

Schüler engagieren sich in Workshops

Viel Überzeugungsarbeit leisten musste man bei der Caritas nicht, am KHG war man begeistert von der Aktion. Das traf nicht nur auf die betreuenden Lehrkräfte Carolin Velsink und Alexander Engel zu, sondern vor allem auf die Schülerinnen und Schüler. 15 von ihnen haben in Workshops über Grundrechte diskutiert, sich kritisch mit den Inhalten jener grundlegenden Freiheits- und Gleichheitsrecht mit Verfassungsrang auseinandergesetzt und an der Gestaltung des übergroßen Graffito gearbeitet. „Wir waren überrascht von dem Engagement der Schüler“, meint Carolin Velsink. Ebenso von der Kreativität, ergänzt die Latein- und Sportlehrerin. Ihr Kollege Alexander Engel, er unterrichtet unter anderem Politik, lobt die Relevanz des Themas und den Umgang der Schüler damit: „Die Schüler haben das Bedürfnis zu sprechen“, sagt Engel und meint damit auch: „über Demokratie“.

Auf die Theorie folgte die Praxis: Ann Christine und Amelie (beide 15) waren es, die sich mit Sprühdosen an der Wand austoben konnten. Als Graffiti-Aktion im Gruppenverband geplant, war es ein Virus, das die ursprünglichen Pläne verändert hatte. Statt 15 Schüler sprühten letztendlich zwei, den Einsatz ihrer 13 Mitschüler darf man dabei allerdings nicht vergessen. „Es war ein kreativer Prozess“, erklärt Lehrerin Carolin Velsink. Angefangen bei der Erarbeitung der einzelnen Motive bis hin zur Ausführung an der Mauer, beim letzten Schritt gab es allerdings professionelle Anleitung von dem Velberter Graffiti-Künstler David Augustyniak von „Art-Letics“. Den beiden Schülerinnen hat die Aktion übrigens gefallen. „Am Anfang war es kompliziert“, erklärt Ann Christine. Vor allem gerade Linien zu sprühen sei schwierig gewesen. Und die Sache mit der unantastbaren Menschenwürde? „Ist nicht so verbreitet, wie sie sein sollte“, meint die 15-Jährige. „Vor allem Fremden gegenüber sollten wir viel mehr Respekt zeigen!“

Beendet ist das durch die Pandemie ausgebremste Projekt nicht. Die zweite Hälfte wird sich im nächsten Jahr – „sofern Corona es zulässt“, so Heiko Richartz von der Caritas – an einem großen Brückenpfeiler im Neandertal abspielen, den die Regiobahn zur Verfügung gestellt hat: „Alle Menschen sind gleich“, heißt es dann, angelehnt an den ersten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.