Mettmann. Aktuell benötigen nach Angaben der Caritas mindestens 80 geflüchtete Menschen aus Mettmann, die in den städtischen Unterkünften leben, darunter mehrere große Familien mit mehr als vier Personen, eine private Wohnung.
In 2022 konnte das Team Mettmann der Flüchtlingshilfe des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann mehr als 50 Personen bei der Vermittlung in Wohnraum unterstützen. Davon konnten 44 Menschen insgesamt zwölf Wohnungen in Mettmann beziehen, neun Personen davon fünf Wohnungen in benachbarten Städten.
Im Mai 2021 hatte die Stadt Mettmann den Caritasverband beauftragt, Geflüchtete aus den fünf örtlichen Unterkünften bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Grundvoraussetzung ist die Berechtigung zum Auszug aus den Unterkünften gemäß des jeweiligen Aufenthaltsstatus. Nur wenige dieser Personen haben keine sogenannte Wohnsitzauflage für die Stadt Mettmann mehr und könnten damit auch in andere Städte ziehen. So muss für den Großteil dieser Menschen Wohnraum in Mettmann gefunden werden.
„Grundsätzlich ist bei uns die Wohnungsvermittlung Team-Arbeit. In enger Abstimmung werden Wohnungssuchende und Wohnungsvermieter zusammengebracht. Eine Liste mit den Wohnungssuchenden wird in Rücksprache mit den Beteiligten bezüglich Aufenthaltsstatus und Wohnsitzauflage sowie Wohnortwunsch laufend aktualisiert“, erläutert der Leiter des Caritas-Fachdienstes für Integration und Migration, Martin Sahler.
„Steht eine Wohnungsbesichtigung an, bereiten unsere Mitarbeitenden die Geflüchteten auf das Gespräch mit dem Vermieter vor und erklären, ohne stigmatisieren zu wollen, Grundzüge, etwa, dass das Handy beim ersten persönlichen Kontakt mit dem Vermieter ausgeschaltet wird oder wie man sich dann richtig verhält. Ebenso werden Pflichten und Rechte im Mietverhältnis intensiv thematisiert“, so Sahler weiter.
Berater unterstützen alle beteiligten Parteien
Die Berater der jeweiligen Geflüchteten bleiben auch während der bürokratischen Vorgänge und im späteren Mietverhältnis persönliche Ansprechpartner für Mieter, Vermieter und gegebenenfalls das Jobcenter, um ein reibungsloses Wohnverhältnis in beiderlei Interesse zu gewährleisten. Die Vermieter finden im Team jeweils Ansprechpartner, wenn aus ihrer Sicht etwas schiefläuft und geklärt werden muss.
Nicht zuletzt versucht die Caritas, Geflüchtete, die bereits über gute Deutschkenntnisse verfügen, zu befähigen, eigenständig nach Wohnungen zu suchen und begleitet sie dann im Bewerbungsprozess und bei der Erledigung bürokratischer Hürden.
„Als Russland im Februar die Ukraine überfallen hat und daraufhin bis heute 976.000 Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland kamen, davon aktuell etwa 380 in Mettmann, hatten wir große Sorge, dass die Wohnungssuche für die bereits hier lebenden Geflüchteten noch schwieriger werden würde. Der Wohnungsmarkt in Mettmann ist einfach angespannt“, sagt Sahler. So waren die Vermittlungszahlen von 2021 noch durchaus verhalten, als das Team der Caritas von Mai bis Dezember 16 Menschen beim Umzug begleiten konnte. „Unsere Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet möglicherweise haben mehr Vermieterinnen und Vermieter ihre Herzen für Geflüchtete allgemein geöffnet, weil der Ukraine-Krieg zeigt, dass Menschen nicht freiwillig fliehen, sondern aus konkreten Notlagen heraus. Sicherlich hilft hier auch das mittlerweile gute Netzwerk zwischen Vermietenden und den Caritas-Kolleginnen und Caritas-Kollegen.“
Dennoch sei die Lage angesichts der stetigen Neuzuweisungen in Mettmann immer noch beschwerlich. So zeigte die aktuelle Untersuchung der örtlichen Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus, dass es speziell für Menschen mit arabisch klingenden Namen aufgrund von Vorurteilen immer noch sehr schwierig sei, überhaupt zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden.
Wie wichtig für die Geflüchteten eine eigene Wohnung ist, zeigt der Fall des 34-jährigen Familienvaters A. aus Syrien. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern lebte er drei Jahre in einer städtischen Unterkunft, zunächst in einem, dann in zwei Zimmern, plus Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbad mit einer weiteren Familie. Im vergangenen Jahr konnte die Familie eine Vierzimmer-Wohnung in Mettmann beziehen. „Es gab in der Unterkunft immer Probleme, wenn die Kinder für die Schule lernen oder Hausaufgaben erledigen mussten. Es war kein Platz für Lernen und Spielen, auch die Schlafmöglichkeiten waren beengt.“ Inzwischen hat sich die Familie in der neuen Wohnung eingelebt, und die Situation sei insgesamt wesentlich entspannter, was sich bei den Kindern auch an guten schulischen Leistungen niederschlage.
Wohnungsangebote für Geflüchtete aus den Mettmanner Unterkünften nimmt der Fachdienst für Integration und Migration des Caritasverbands gerne entgegen; Ansprechpartner ist Heiko Richartz, 02104 79493-202.