Auf der Autobahn werden Arbeiten durchgeführt, es kommt zu Beeinträchtigungen. Foto: pixabay
Auf der Autobahn werden Arbeiten durchgeführt, es kommt zu Beeinträchtigungen. Foto: pixabay/symbolbild

Hamminkeln. Aktuell saniert die Autobahn GmbH Rheinland die A3 zwischen den Anschlussstellen Hamminkeln und Wesel.

Seit Mitte März werden auf dem rund vier Kilometer langen Abschnitt Fahrbahnen einschließlich der kompletten Straßenausstattung (Entwässerung, Schutzeinrichtungen, Beschilderung etc.) erneuert und zwei Brückenbauwerke ertüchtigt. Um aktuellsten Anforderungen an den Lärmschutz Rechnung zu tragen, wird zudem die Deckschicht der Fahrbahn mit besonders lärmarmen Splittmastixasphalt (so genanntem SMA LA), ausgeführt, der dank seines höheren Hohlraumgehaltes die Geräuschemission um bis zu vier dB (A) senkt.

Derzeit wird der Verkehr in einer so genannten „1:1-Verkehrsführung“ durch die Baumaßnahme geleitet, d.h. der Verkehr ist komplett auf die Richtungsfahrbahn Arnheim umgelegt, den Verkehrsteilnehmenden steht nur eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung. Vor allem in Stoßzeiten sorgt dies für – leider unvermeidbare – Staus. Eine digitale Stauwarnlage zeigt diese frühzeitig an, kann sie aber natürlich nicht verhindern. Die „1:1-Verkehrsführung“ ist alternativlos, da der Standstreifen der Richtungsfahrbahn Arnheim für den rollenden Verkehr nicht ausreichend tragfähig ist.

Ab Juni wird sich die Situation innerhalb der Baustelle indes verbessern: Zum einen erfolgt zeitgleich mit der Umlegung des Verkehrs auf die Richtungsfahrbahn Oberhausen die Erweiterung auf eine „variable 2:1 – Verkehrsführung (Wechselverkehrsführung)“. Den Verkehrsteilnehmenden stehen also zwei Fahrspuren in die eine und eine Fahrspur in Gegenrichtung zur Verfügung, wobei diese Anordnung in der Regel zweimal täglich – je nach Verkehrssituation – gewechselt wird.

Premiere in NRW: Automatisierte Wechselverkehrsführung

Erstmalig werden dabei vor Ort Verkehrszahlen und Geschwindigkeiten minütlich erfasst und zur Einstellung der Wechselspur verwendet. In Zusammenarbeit mit der Verkehrszentrale in Leverkusen und der Zeppelin Rental GmbH, dem mit der Verkehrssicherung beauftragten Unternehmen, wurde ein Algorithmus erarbeitet, der diese Verkehrsdaten verarbeitet und entscheidet, für welche Fahrtrichtung die Wechselspur freigegeben wird. Dieser Algorithmus ermöglicht, dass die Anlage in Verwaltungshilfe durch Zeppelin Rental gesteuert werden kann.

Zur Umstellung der Wechselspur werden eine Reihe verschiedener telematischer Systeme intelligent miteinander vernetzt. Zuerst wird der herannahende Verkehr mithilfe von Geschwindigkeitsbeschränkungen abgebremst. Anschließend wird die linke Fahrspur gesperrt und der Verkehr mithilfe von Anzeigetafeln am Fahrbahnrand und Überkopfbeschilderung auf einen Fahrstreifen geleitet. Die variabel nutzbare, mittlere Fahrspur wird so vom Verkehr freigehalten und zusätzlich mit einer Schranke abgesperrt. Im Anschluss kommt das Kernstück, eine Weiche, zum Einsatz.

Die 35 Meter lange und tonnenschwere Weiche wird vollautomatisch über integrierte Fahrwerke angehoben und mittels Rollen quer über die Fahrbahn bewegt. Damit die Konstruktion stabil bleibt und einer möglichen Kollision standhält, rastet das bewegliche Element in der Endposition an einem Bolzen ein. In der Gegenrichtung wird die Fahrstreifenbegrenzung anschließend aufgehoben und der Verkehr kann die mittlere Fahrspur befahren.

Die Fertigstellung der Baumaßnahme ist für Ende 2023 vorgesehen.