In Berufskollegs soll nicht nur getestet werden, es sollen auch Bescheinigungen ausgestellt werden. Kritik kommt vom Lehrpersonal. Foto: pixabay
In Berufskollegs soll nicht nur getestet werden, es sollen auch Bescheinigungen ausgestellt werden. Kritik kommt vom Lehrpersonal. Foto: pixabay

Düsseldorf. An Berufskollegs solle jeder getesteten Person auf Wunsch eine Testbescheinigung ausgestellt werden kann, wenn diese Testung unter Aufsicht stattgefunden hat. Darüber informierte das NRW-Schulministerium in einer „Schulmail“. Bei den Berufsschullehrenden kam das gar nicht gut an.


Der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs (vlbs) kritisiert: „So sehr man auch reflexartig geneigt ist, diese vermeintliche Aufwertung der schulischen Corona-Testungen zu begrüßen, driftet Schule damit wieder ein Stück weiter von ihrem eigentlichen Sinn -nämlich Unterricht – ab.

 Lehrkräfte, die bisher ohnehin schon mit der Umsetzung von Hygiene-Konzepten und Corona-Testungen völlig schulfremde Aufgaben übernommen haben, werden mit zusätzlichem Verwaltungsaufwand belastet. Und dies passiert in Zeiten von Abschlussprüfungen und der Wiederaufnahme des vollständigen Präsenzunterrichts mit Schülerinnen und Schülern, die nach Distanz- und Wechselunterricht eine neue Qualität an pädagogischer Herausforderung darstellen.

Mit einer von der Schule auszustellenden Bescheinigung testen sich Schülerinnen und Schüler nun nicht mehr nur für den Schulbesuch, sondern sie testen sich in der Schule für weitere Tätigkeiten außerhalb der Schule frei. Berufskollegs werden damit zu kostenneutralen „Testzelten“, die im Gegensatz zu den „Goldgräbern“ und „Glückrittern“ am umsatzstarken Corona-Testmarkt (ca. 18 Euro pro Test!) kein Betrugspotential aufweisen. Gut für das Land! Schlecht für die Lernzeit!

Wir als vlbs wissen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen nicht in ein „Testzelt“, sondern in den Unterricht gehören, um die in der Coronapandemie angefallene Lerndefizite zu kompensieren. Dies kann nur in kleineren Klassen erfolgreich umgesetzt werden. An Stelle der „Karliczek-Nachhilfe“, muss eine substantiellere, nachhaltigere Versorgung mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften treten.
Eine zusätzliche Belastung durch weiteren Testaufwand wirkt hier kontraproduktiv!

„Die Belastungsgrenze der Lehrkräfte an Berufskollegs ist längst überschritten. Die wertvolle verbleibende Zeit sollte jetzt für guten Unterricht und nicht für das Ausstellen von Testbescheinigungen verwendet werden. Berufskollegs sind keine Testzentren. Der vlbs fordert für die Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg ein Testkonzept, welches auf mehr Eigenverantwortung bei den Schüler*innen setzt“, so vlbs-Vorsitzender Michael Suermann.

Der vlbs fordert eine Strategie des MSB, welche die Schulen kurzfristig aus den Testungen herausführt und nicht etwa weiter hineintreibt. Das sollte leicht möglich sein, da der der Markt mit Testmöglichkeiten aufgrund des lukrativen Geschäftsmodells „Corona-Testzelt“ nahezu gesättigt ist.

Zudem fordert der vlbs eine nachhaltige Strategie, um angefallenen Lerndefizite in den Schulen durch qualifizierte Lehrkräfte zu kompensieren. Die Stellensituation der Berufskollegs sollte in den Blick genommen werden bevor externe Träger und Nachhilfeinstitute referenziert werden.“