Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Foto: IHK Düsseldorf/Felix Gemein
Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Foto: IHK Düsseldorf/Felix Gemein

Düsseldorf. Die Wirtschaftslage in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zeigt laut Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer im Frühling 2025 eine leichte Erholung. Ein Aufschwung sei allerdings noch nicht in Sicht.


Der Geschäftslageindex bleibt weiter im negativen Bereich, steigt aber immerhin von minus 8,2 auf minus 5,7 Punkte. Dies geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein hervor. „Die wirtschaftspolitischen Risiken für die Unternehmen haben sich verlagert und haben jetzt zunehmend ihre Ursache im Ausland“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Der Konjunkturbericht basiert auf einer Blitz-Umfrage, an der sich bis Mitte April mehr als 600 Unternehmen mit mehr als 60.000 Beschäftigten beteiligt haben.

Aktuell bewerten 21,3 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, während 27 Prozent eine schlechte Lage melden. Aus dem Saldo ergibt sich der Geschäftslageindikator von minus 5,7 Punkten. Damit befindet er sich zum vierten Mal in Folge im negativen Bereich, ist aber immerhin zum zweiten Mal in Folge gestiegen.

„Wir beobachten eine zaghafte Erholung, aber noch keinen Aufschwung“, erläutert Berghausen. Schließlich bleibt die Stimmung der Unternehmen auch eher pessimistisch, sodass sie zurzeit noch nicht mit einem Wiederanspringen der Konjunktur in diesem Jahr rechnen. 18,2 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 26,5 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Geschäftserwartungsindikator liegt damit bei minus 8,3 Punkten. „Damit ist die Erwartung deutlich weniger pessimistisch als zu Jahresbeginn mit minus 15,7 Prozent“, so Berghausen.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer führt die etwas positiveren Erwartungen auch darauf zurück, dass die Regierungsbildung bis jetzt weniger holperig verlief als von vielen Betrieben befürchtet. So wurden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Januar noch von 63 Prozent der Betriebe als wesentliches Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung bewertet, mittlerweile sind es 50 Prozent. „Im Koalitionsvertrag gibt es Spielraum für wichtige wirtschaftspolitische Weichenstellungen“, so Berghausen. Sinnvolle Vorhaben wie Bürokratieabbau, Ausbau der Infrastruktur mit beschleunigten Planungsverfahren, Reformen beim Bürgergeld, einer Flexibilisierung der Höchstarbeitszeit, Sonderabschreibungen und Entlastungen bei den Energiekosten müssten allerdings erst einmal umgesetzt werden. „Sofern diese Maßnahmen bis zur Sommerpause umgesetzt werden, kann sich die Stimmung in der Wirtschaft bessern“, so Berghausen.

Impulse aus dem Ausland sehen die exportierenden Betriebe indes nicht – im Gegenteil: Inzwischen geben 43 Prozent der Betriebe der Exportwirtschaft die Nachfrage aus dem Ausland als ein wesentliches Geschäftsrisiko an – dieser Wert liegt deutlich über dem Zehn-Jahres-Schnitt und über dem Wert der Vorumfrage (36 Prozent). „Die geopolitischen Spannungen haben direkte Auswirkungen auf die Wirtschaft vor Ort.

Die Handelskonflikte und eine weltweit sinkenden Investitionsdynamik belasten die exportstarken Branchen in der Region Düsseldorf besonders schwer“, sagt Berghausen. Zuletzt hatte die erratische US-Zollpolitik für Turbulenzen auf den Aktienmärkten und für eine Verteuerung deutscher Produkte in den Vereinigten Staaten gesorgt. So rechnen mittlerweile 35 Prozent der exportierenden Betriebe mit einem Rückgang ihres Auslandsabsatzes, nur 12 Prozent mit einer Steigerung. Zu Jahresbeginn waren die Exporterwartungen weniger pessimistisch.

In der Summe können sich die Betriebe in der Region daher noch nicht dazu durchringen, ihre Investitionsausgaben wieder zu steigern. Sie bleiben angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven zunächst weiter sehr vorsichtig. Zwar sind die Vorhaben nicht mehr ganz so restriktiv wie zu Jahresbeginn, doch insgesamt bleibt das Investitionsklima gedämpft. 23 Prozent der Betriebe planen ein größeres Investitionsbudget, 30 Prozent beabsichtigen Kürzungen. Am Arbeitsmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Gesamtkonjunktur: Es gibt keine eindeutige Trendwende, aber auch keine weitere Verschlechterung. Zwar planen 19 Prozent der Unternehmen einen Beschäftigungsabbau, doch ist der Anteil dieser Betriebe rückläufig. 16 Prozent der Betriebe wollen Beschäftigung aufbauen. Angesichts dieser Werte befürchtet die IHK eine weiterhin moderate Steigerung der Arbeitslosenquote.

In der Summe zeigen die Daten aus Sicht von IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen, dass die Koalition aus CDU/CSU und SPD bei den wirtschaftspolitischen Reformen direkt zu Beginn der Legislatur ihren Worten Taten folgen lassen müssen. „Wir sind zwar noch deutlich von einem nachhaltigen Aufschwung entfernt. Aber wenn die Regierung Tempo macht und erste Erfolge der wirtschaftspolitisch positiven Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag schnell sichtbar werden, kann sich die Stimmung bereits im Sommer drehen.“