Eine Szene aus dem Stück. Foto: Matthias Jung
Eine Szene aus dem Stück. Foto: Matthias Jung

Essen. Erstmals seit 15 Jahren präsentierte das Aalto-Musiktheater wieder eine Uraufführung: Die Oper „Dogville“ von Gordon Kampe hat am vergangenen Samstag ihre Premiere im Aalto-Theater gefeiert.

Das Libretto basiert auf dem gleichnamigen, mehrfach ausgezeichneten Film des dänischen Regisseurs Lars von Trier aus dem Jahr 2003. Der aus Herne stammende Gordon Kampe hat lange an der Folkwang Universität der Künste gewirkt und sich längst als einer der wichtigsten Komponisten seiner Generation etabliert – davon zeugen nicht zuletzt der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung oder das renommierte Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Musikalisch verantwortlich ist Generalmusikdirektor Tomáš Netopil, der diese Uraufführung maßgeblich mitinitiiert hat. Auf die Bühne bringen wird das in 18 Bildern komponierte Werk das Regieteam um David Hermann (Bühne: Jo Schramm, Kostüme: Tabea Braun). Die Uraufführung war bereits für die Spielzeit 2020/2021 vom früheren Intendanten Hein Mulders geplant und kommt nun endlich unter der seit Beginn dieser Saison amtierenden Intendantin Dr. Merle Fahrholz zur Premiere.

Bei dem titelgebenden Dogville handelt es sich um einen fiktiven, abgeschiedenen Ort irgendwo in den Bergen, ein in sich geschlossener Kosmos. Nur Tom Edison hat hier so etwas wie Ambitionen. Der Alltag wird durchbrochen, als eines Tages die junge Grace, die vor Gangstern auf der Flucht ist, um Asyl bittet. Widerwillig gewährt man ihr Unterschlupf. Tom erwirkt schließlich, dass Grace sich bewähren darf, indem sie für alle Dorfbewohner*innen niedere Dienste verrichtet. Zum einen will er seinen Mitbürger*innen damit eine Lektion in Sachen Moral erteilen, zum anderen hat er sich in Grace verliebt und will sie in seiner Nähe behalten. Der Plan scheint zunächst aufzugehen, doch allmählich kippt die Stimmung in Dogville. Grace wird zunehmend erniedrigt und gedemütigt, muss sich in ihrer Not jedoch auf alles einlassen. Schließlich gibt es aber doch noch eine überraschende Lektion in Sachen Moral.

Gordon Kampes fesselnde Neukomposition emanzipiert sich von Lars von Triers Film, indem darin ein deutlicher Fokus auf die Figur der Grace gelegt wird. Die Musik gibt Einblick in die menschliche Psyche und konfrontiert das Publikum mit dem Unsagbaren der archaischen Stoffvorlage. Auch Regisseur David Hermann konzipiert seine Inszenierung als Leidensweg der Grace, der am Ende zur Katastrophe führt. Lars von Triers minimalistisch-distanzierter Filmausstattung begegnet Bühnenbildner Jo Schramm mit einem Bühnenraum, der die sich zuspitzende und sich immer weiter dramatisierende Situation der Protagonistin Grace nachvollziehbar macht. Tabea Brauns Kostüme spüren der ernüchternden, prekären Lebensrealität einer dörflichen Lebensgemeinschaft nach.

In einer der beiden Hauptrollen zu erleben ist die junge Sopranistin Lavinia Dames, die neben ihren Partien als Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein (u.a. Pamina in „Die Zauberflöte“, Susanna in „Le nozze di Figaro“ und Musetta in „La bohème“) als Gast etwa an der Königlichen Oper Stockholm (Susanna) und an der Komischen Oper Berlin (Lauretta in „Gianni Schicchi“ und Pamina) zu Gast war. Die Hauptrolle des Tom Edison übernimmt Bariton und Ensemblemitglied Tobias Greenhalgh, der zuletzt u. a. als Papageno in „Die Zauberflöte“ oder als Gubetta in „Lucrezia Borgia“ am Aalto-Theater zu erleben war.

Weitere Vorstellungen am 23. und 26. März; sowie am 1., 16. und  30. April. Tickets unter www.theater-essen.de.