Eine Szene aus dem Stück "Dogville". Foto: Matthias Jung
Eine Szene aus dem Stück "Dogville". Foto: Matthias Jung

Essen. Die Theater und Philharmonie Essen (TUP) darf ich über die Verleihung von gleich zwei Theaterpreisen „Der Faust“ freuen: Am Samstagabend haben im Thalia-Theater Hamburg sowohl Regisseur David Hermann für seine Inszenierung der 2023 am Aalto Musiktheater uraufgeführten Oper „Dogville“ von Gordon Kampe als auch Regisseur Thomas Krupa und VR-Artist Tobias Bieseke für ihren 2022 unter der Intendanz von Christian Tombeil am Schauspiel Essen entstandenen VR-Film „Die Wand (360°)“ die renommierte Auszeichnung erhalten.


In der Jury-Begründung zur Auszeichnung von David Hermann heißt es: „In enger Zusammenarbeit mit seinem Team Jo Schramm und Tabea Braun schafft David Hermann das Vexierbild einer Gesellschaft, hinter deren Fassade bürgerlichen Anstands sich zunehmend Abgründe auftun. Dabei gelingt es ihm, die zahlreichen Figuren, denen sich Hauptfigur Grace auf ihrem Passionsweg in eine dunkle Welt der Ausbeutung und Demütigung ausliefert, intensiv, präzise und detailreich zu zeichnen. Die albtraumhafte Erzählung entfaltet eine starke Sogwirkung und kulminiert in einem großen effektvollen Finale.“

„Die Wand (360°) zu einem grandiosen doppelten Spiel, in dem sich der Inhalt der Romanvorlage mit dem gewählten Erzählformat ständig neu spiegelt und kommentiert. Der Produktion ist anzumerken, mit wieviel Spaß an der Erkundung dieses innovativen Formats sie entwickelt, wie detailreich sie erdacht und umgesetzt wurde. Es gibt kein Backstage – alles kann gesehen und erkundet werden. Regie, Schauspiel, Bühnenbild, Ausstattung und Soundscape verweben sich zu einem beeindruckenden Gesamterlebnis“, so die Jury in ihrer Begründung zur Auszeichnung für Thomas Krupa und Tobias Bieseke.

Dr. Merle Fahrholz, Intendantin des Aalto Musiktheaters, freut sich über die Verleihung: „David Hermanns intensive Inszenierung hat maßgeblich zum großen Publikumserfolg von ‚Dogville‘ beigetragen – nicht zuletzt in der Verbindung mit Jo Schramms ebenfalls nominiertem spektakulären Bühnenbild. Diese großartige Auszeichnung gilt auch dem gesamten Bühnen- und Produktionsteam des Aalto-Theaters, das diese anspruchsvolle Produktion zu einer perfekten Umsetzung gebracht hat. Ebenso freue ich mich für meinen Vorgänger Hein Mulders, der die Uraufführung von Gordon Kampes Oper auf den Spielplan des Aalto Musiktheaters gebracht hat.“

Der Deutsche Theaterpreis ist ein Preis von Theaterschaffenden für Theaterschaffende. Er wird seit 2006 verliehen und ehrt herausragende künstlerische Leistungen, die die Vielfalt der Theaterlandschaft in Deutschland widerspiegeln. Seit 2022 wird er in zwölf Kategorien vergeben. Über die Nominierungen entscheidet eine Jury aus Kultur- und Theaterexperten, darunter Ballettdirektoren, Dramaturgen, Intendanten, Kulturpolitiker und Regisseure, den Mitgliedern der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sowie des Künstlerischen Ausschusses des Deutschen Bühnenvereins.