Solingen. Die Kinobetreiber Anja und Meinolf Thies sowie Lutz Nennmann haben in ihren sechs Kinos eine monatelange Wiederaufführung von „Schindlers Liste“ für Schulen initiiert. Nach einer mehrwöchigen Anmeldephase für interessierte Schulen hat die Durchführung der Vormittagsvorstellungen am 7. Januar begonnen.
Ihre Motivation beschreiben die drei Kinomacher so: „Kein Schüler sollte von der Schule abgehen, ohne Schindlers Liste gesehen zu haben!“ Ziel sei es, bis zu den Osterferien den Film so vielen Schülern ab 12 Jahren wie möglich in Schulvorstellungen an Vormittagen kostenlos zugänglich zu machen – samt beliebig vieler Lehrkräfte.
Die drei Kinobetreiber mit Filmtheatern in Lünen, Solingen, Düren, Osnabrück, Kamp-Lintfort und Bergen auf Rügen verzichten auf jegliche Einnahmen, denn auch die Gastronomieeinheiten der Kinos bleiben während der Veranstaltungen geschlossen. Eine
Getränkeversorgung für alle Besucher während des über dreieinhalbstündigen Kinoaufenthaltes sei dennoch sichergestellt durch die Ausgabe von kostenlosem Mineralwasser.
Für die nötigen rund 20.000 Flaschen Wasser habe man, so die Betreiber, einen Sponsor gefunden. Bei diesem Projekt arbeiten Nennmann und das Ehepaar Thies mit der Universal Pictures International Germany GmbH zusammen, die „Schindlers Liste“ 1994 in die Kinos gebracht hat. Steven Spielberg, der das unvorstellbare Ausmaß und die unermessliche Tragödie des Holocaust zeigt, erzählt in seinem Film die wahre Geschichte des Fabrikanten Oskar Schindler, der über 1.100 Juden das Leben rettete.
Lutz Nennmann meint, dass wenn man mit offenen Augen die Entwicklungen in Deutschland, aber auch darüber hinaus verfolge, dann sei doch klar, dass man als Mensch mit intaktem Herz und Hirn etwas tun müsse gegen diese unfassbaren und
menschenverachtenden Bewegungen und deren Unterstützer. Die Kraft der „Kultur- und Begegnungsstätte Kino“ sowie Spielbergs Meisterwerk „Schindlers Liste“ dafür zu nutzen, liege auf der Hand. „Wenn die Kultusministerien mit Blick auf die Lehrinhalte an den Schulen zu diesem Thema weiterhin derart fahrlässig am Leben und am Hier und Jetzt der Realität vorbei gehen, dann kann dieses Versagen noch verheerende Folgen haben für die Zukunft aller Generationen.“
Meinolf Thies: „Rund 17.000 Schüler und Lehrer haben sich bislang zum Besuch der Vorstellungen angemeldet, die wir nun begonnen haben durchzuführen. Die Schulen kommen tatsächlich auch aus den Umkreisen unserer Kinostandorte und es gibt auch weiterhin die Möglichkeit, sich noch anzumelden – auch kurzfristig. Je mehr Schüler Schindlers Liste sehen, desto weniger von Ihnen werden schon in wenigen Jahren oder schon sehr bald falsch wählen gehen!“
„Von Lehrern wissen wir, dass sie die Schüler auf diesen besonders intensiven Kinobesuch gut vorbereitet haben und dass das Thema in der Vor- und Nachbereitung des Films ausführlich im Unterricht behandelt wird. Genau das war es, was wir uns -unter anderem-
erhofften!“, führt Anja Thies weiter aus. Das Echo der Lehrkräfte sei überwältigend und man zeige viel Dankbarkeit für diese für alle gebuchten Klassen kostenlose Möglichkeit. „Aber natürlich gab es auch schon Hassparolen in den Online-Netzwerken. Ich will sie hier
bewusst nicht sozial nennen! Das Internet ist das Medium der Feiglinge. Man braucht keinen Namen und kein Gesicht. So tönen vereinzelte fehlgeleitete Köpfe rum, was uns allerdings -leider- nicht überrascht hat“, fügt Nennmann hinzu.
Auch die Reaktionen der Schüler, aber auch der Lehrkräfte, auf den Film seien nicht überraschend, wie Meinolf Thies berichtet, aber mehr als nachhaltig beeindruckend. „Schüler sind während der Filmvorführungen immer wieder mal kurz im Foyer zu sehen, wenn es ob des gerade Gesehenen zu viel war und sie eine kurze Pause oder frische Luft brauchen. Man sieht viele Tränen. Die jungen Leute sind ergriffen und sichtlich geschockt!“ „Dass dies genauso zu beobachten ist, zeigt uns, dass die Politik in diesem Bereich noch sehr viel Luft nach oben hat und dass das Medium Film und hier ganz besonders Spielbergs Meisterwerk in der Lage ist zu zeigen, was gezeigt werden muss und was noch so eindringliche Worte niemals werden vermitteln können. Nicht grundlos heißt es, dass Bilder
mehr sagen als tausend Worte. Dieser Film gehört verpflichtend auf den Lehrplan!“, ergänzt Anja Thies.
Die Kinobetreiber zitieren die Aussage eines Theaterleitungs-Assistenten eines der Kinos, der die Reaktionen derzeit fast täglich und hautnah miterlebt: „Die Intention, mit diesem Vorhaben ein Zeichen des Nichtvergessens setzen zu wollen, nimmt seinen Weg…“
- Redaktion
- Kontakt
…knipst oft Fotos in Schräglage, um die Lokalnachrichten aus dem Kreis Mettmann zu bebildern und nennt das dann „Fotokunst“. Spezialgebiete sind Rechtsthemen, Internet, Technik und Unterhaltung. Er ist mit der Kamera oft in Neviges unterwegs. Spielt Brettspiele und Videogames.
Motto: „Online ist für alles Platz“
Mag: Spiele| ÖPNV | Wetter | Natur
Sie möchten wöchentlich den Gruß aus der Redaktion erhalten? Abonnieren Sie unseren Newsletter: Kostenlos dabei sein.