Sonnenstrom vom Dach. Foto: pixabay
Sonnenstrom vom Dach. Foto: pixabay

Wuppertal. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien stellt die Stromnetzbetreiber vor große Herausforderungen. Bei Sonnenschein und starkem Wind gibt es ein Überangebot an Strom, denn die wachsende Anzahl von Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen speist das Stromnetz dann mit großen Mengen klimafreundlicher elektrischer Energie. So erfreulich dies für den Klimaschutz ist, sorgt es bei den Netzbetreibern auch für neue Herausforderungen.


Das große Stromangebot gefährdet die Stabilität der Stromnetze. Es drohen Systeminstabilitäten, die im schlimmsten Fall zum Blackout, also einem flächendeckenden unkontrollierten Stromausfall führen können. In letzter Zeit häufen sich Medienberichte, dass eine so genannte Hellbrise zu einer solchen Situation führen könnte. „Hellbrise“ meint eine starke Sonneneinstrahlung bei gleichzeitig kräftigem Wind. Optimale Bedingungen für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, aber eben auch eine Herausforderung für die Netzbetreiber. Problematisch sind besonders Feiertagswochenenden im Frühjahr und Sommer, wie etwa Pfingsten, denn dann mag es zwar viel Strom im Netz geben, aber wenig Nachfrage. Großverbraucher wie Industriebetriebe nehmen an arbeitsfreien Tagen weniger Leistung ab. Das kann gravierende Folgen für die Stromversorgung haben. Ein Stromüberschuss ist für die Netzstabilität genauso gefährlich wie Strommangel. Es muss zu jeder Zeit genauso viel Strom in das Netz eingespeist werden, wie von den Verbrauchern verbraucht wird.

Die Netzbetreiber kennen das Problem und sind darauf vorbereitet. Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, mit denen die Netzbetreiber auf drohende Systeminstabilitäten reagieren können. Vor einem absehbaren Einspeiseüberschuss werden verschiedene marktbasierte Maßnahmen getroffen, um Erzeugungskapazitäten herunterzufahren, zusätzliche steuerbare Lasten einzuschalten oder Strom ins benachbarte Ausland zu liefern. In der Regel bekommen die Letztverbraucher, also die Stromkunden, davon gar nichts mit. Anders ist das beim letzten Mittel, das die Netzbetreiber anwenden müssten, um einen Blackout zu verhindern, wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen: die Abregelung von Erzeugungsanlagen z. B. auch kleinere PV-Anlagen in Wuppertal.

Eine solche Maßnahme wird von den Übertragungsnetzbetreibern ausgelöst. Der für Wuppertal zuständige Übertragungsnetzbetreiber ist Amprion. Amprion würde im Ernstfall der WSW Netz GmbH als lokalem Verteilnetzbetreiber mitteilen, in welchem Umfang im Wuppertaler Netzgebiet Einspeise-Leistung reduziert werden muss. Dafür könnten auch kleinere PV-Anlagen im WSW-Stromnetz abgeregelt werden.

Deutschlandweit können derzeit nur etwa 40 Prozent der PV-Anlagen von den jeweiligen Netzbetreibern abgeregelt werden, hier besteht zukünftig Handlungsbedarf. Insbesondere muss die Abregelbarkeit der Anlagen künftig jährlich getestet werden, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Falls es deutschladweit nicht gelingen sollte mit allen internen Mitteln das System stabil zu halten, ist Deutschland glücklicherweise elektrisch sehr gut verbunden mit vielen direkten Nachbarländern in allen Richtungen, die uns mit großen regelbaren Erzeugungskapazitäten unterstützen können, um das kontinentale Stromverbundnetz stabil zu halten.

Beim Stromausfall am 28. Mai 2025 in Spanien und Portugal am Rande des Europäischen Kontinents mit nur einem wesentlichen Nachbarland Frankreich, hat sich gezeigt, dass hier die interkontinentalen Verbindungen zu schwach waren, um plötzliche Erzeugungsausfälle in Spanien ausreichend zu kompensieren. Die Ereignisse in Spanien und Portugal haben gezeigt, dass ein flächendeckender Stromausfall erheblichen Einfluss auf das öffentliche Leben haben kann.

Jeder Mensch sollte sich mit ausreichend notwendigen Medikamenten und Trinkwasser zu Hause ausstatten. Welche vorsorgenden Maßnahmen die Bevölkerung für den Fall eines Stromausfalls treffen kann und sollte, darüber informiert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seiner Website.

Da die Kommunikation bei einem Blackout nur unzureichend gegeben ist, sollte man ein stromunabhängiges Radio (Batterie oder Kurbel) bereithalten, Radio Wuppertal kann dank Notstromaggregat auch bei Stromausfall wichtige lokale Informationen weitergeben. Für den Notfall sind auf der Rückseite des AWG Abfallkalenders 53 Notrufmeldestellen der Feuerwehr Wuppertal markiert.