Eine Haltestelle im öffentlichen Nahverkehr. Foto: Volkmann
Eine Haltestelle im öffentlichen Nahverkehr. Foto: Volkmann

Ratingen. 324 Haltestellen für Bus und Stadtbahn gibt es in Ratingen. Viele davon sind weder barrierefrei noch bieten sie Sitzmöglichkeiten oder Wetterschutz und selbst an großen Haltestellen fehlen digitale Abfahrtsanzeiger. CDU und SPD machen nun einen gemeinsamen Aufschlag für eine groß angelegte Modernisierungsoffensive.


Der ÖPNV in Ratingen soll attraktiver werden, da sind sich Stefan Heins und Christian Wiglow, die Vorsitzenden der CDU- und SPD-Fraktionen im Stadtrat, einig. Neben einem engen Fahrplan und zuverlässigen Routen sehen die beiden Parteien insbesondere bei den Haltestellen im Stadtgebiet deutlichen Verbesserungsbedarf.

„Ein Großteil der Haltstellen in Ratingen genügt nur einfachen Anforderungen. Das bedeutet, es gibt kein Wartestellenhäuschen, keine Sitzbank und keinen ‚CAP‘, also einen barrierefreien Einstieg“, erläutert Gerold Fahr, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. Gero Aschenbroich, Ratsherr der SPD, ergänzt; „Zudem fehlen selbst an stark frequentierten Haltestellen dynamische Fahrgastinformationen (DFI), also Abfahrtsanzeiger.“

Ein Zustand, den die Christ- und Sozialdemokraten für nicht haltbar ansehen. Bereits in der Vergangenheit wurde mehrfach versucht, die Haltestellen zu modernisieren. Das beschlossene kleine Maßnahmenpaket wurde teilweise umgesetzt. Nun wollen beide Parteien einen neuen Versuch starten, diesmal mit einem Stufenplan, der die Modernisierung je nach Nutzungsfrequenz, Umsteigehaltepunkt, Einstiegshaltestelle und Umgebungsnutzerpotential wie beispielsweise Krankenhäuser oder öffentliche Einrichtungen priorisiert. Dabei sollen die Haltestellen allesamt barrierefrei werden, wie es per Gesetz erfolgen muss. 2026 wird voraussichtlich die letztmalig verlängerte Investitionsförderung des Landes NRW enden, die bei Neubau, Ausbau und Modernisierung mit gleichzeitiger Leistungsverbesserung 90 Prozent der förderfähigen Kosten übernimmt.

„Diese Förderung sollten wir unbedingt vor Ablauf aller Fristen ausschöpfen, da ansonsten die Finanzierung sich deutlich schwieriger gestalten wird“, so Aschenbroich. Gleichzeitig schlagen beide Parteien vor, auch die Möglichkeit von werbefinanzierten Haltestellen in Betracht zu ziehen. Mehr als 50 davon gibt es bereits entlang belebter Straßen in Ratingen. Diese haben den Vorteil, dass sie nicht nur vom Anbieter beschafft und errichtet werden, sondern auch dass sie sich langfristig um die Pflege und Instandhaltung kümmern. Das Auslaufen des Vertrages hierzu 2024 soll rechtzeitig mit in den Blick genommen werden.

Doch die Parteien fordern mehr als nur die gesetzlich erforderliche Barrierefreiheit. „Wir wollen eine spürbare Verbesserung bei den Haltestellen erreichen. Wartehäuschen als Witterungsschutz, Sitzbänke und an passenden Stellen auch Fahrradständer sollen die Aufenthalts- und Nutzungsqualität steigern“, erklärt Fahr. Zudem sollen die bereits vom Rat beauftragten dynamischen Fahrgastinfotafeln an zentralen Punkten wie beispielsweise den Ratinger S-Bahnhöfen die Orientierung erleichtern und einen Echtzeitüberblick über Abfahrten sowie Informationen zu Störungen, Umleitungen und Baustellen geben.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität (StaMA) beantragen CDU und SPD nun dieses Modernisierungskonzept mit Berücksichtigung der werbefinanzierten Wartehäuschen und der Einbindung externen Unterstützung. Als Errichtungszeitraum schlagen sie eine realistische Zeitspanne von 2024 bis 2026 vor, das Umsetzungs- und Priorisierungskonzept soll die Verwaltung im ersten Halbjahr 2023 intern erarbeiten.