
Ratingen. Am vergangenen Donnerstag hatten die Ratinger Grünen zu einer Lesung mit der Ratinger Journalistin und Aktivistin Georgine Kellermann eingeladen. Die Resonanz ist positiv ausgefallen, freut man sich beim Ortsverband.
Die ehemalige WDR-Studioleiterin las aus ihrem Buch „Georgine – Der lange Weg zu mir selbst: Meine Befreiung als trans* Frau nach über 60 Jahren“ und begeisterte das Publikum mit ihrer offenen und positiven Art. NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul und die queerpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, İlayda Bostancıeri, informierten zum Selbstbestimmungsgesetz und aktuellen politischen Initiativen.
„Bemerkenswert und inspirierend war Georgines Aussage, dass sie sich in Ratingen, so wie sie ist, sehr wohl fühlt, und auch in der Öffentlichkeit so akzeptiert wird“, schildert Jörn-Eric Morgenroth, Grünen-Bürgermeisterkandidat für Ratingen, seine Eindrücke. „Es ist wunderbar zu hören, wieviel Offenheit und Vielfaltsliebe in dieser Stadt steckt. Ich glaube, alle Teilnehmenden sind danach ganz beseelt aus der Veranstaltung gegangen.“
Kellermann, die über vier Jahrzehnte beim WDR ein berufliches Doppelleben führte, schilderte ihren Weg mit großer Offenheit und wechselte Lesung aus ihrem Buch mit persönlichen Geschichten. In Ratingen in einer Zeit aufgewachsen, in der man das Wort ‚queer‘ noch nicht kannte und niemand wusste, wie man damit umgehen sollte, schilderte sie dennoch ihre vor allem positiven Erfahrungen.
Die zahlreich erschienenen Gäste erlebten eine inspirierende Mischung aus persönlichen Einblicken und politischem Diskurs. Denn im Anschluss an die Lesung diskutierten NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul und die queerpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, İlayda Bostancıeri, gemeinsam mit Kellermann über die praktische Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes und das geplante NRW-Antidiskriminierungsgesetz. Dabei wurde deutlich: Das neue Gesetz ist ein wichtiger Schritt, aber nur der Anfang eines gesellschaftlichen Wandels.
„Es ist gut zu hören, dass das Land Beratungsstellen für queere Menschen weiterhin fördern wird. Denn diese Unterstützungsangebote sind für viele Menschen lebensverändernd. Leider haben wir in Ratingen bislang kein solches Beratungsangebot. Circa 0,6 Prozent der Menschen bezeichnen sich als trans* – das heißt, allein in Ratingen hätten über 500 Menschen potentiell Bedarf an einer Beratungsstelle, doch nicht alle politischen Akteurinnen und Akteure scheinen das Thema auf der Agenda zu haben. Deshalb haben wir in unser Kommunalwahlprogramm die Einführung eines Beratungsangebotes für queere Jugendliche und Erwachsene aufgenommen“, betonte Julia Merkelbach, Sprecherin der Ratinger GRÜNEN, die gemeinsam mit Co-Sprecher Michael Schäfer durch den Abend führte.
Die Veranstaltung vermittelte Wissen zum Selbstbestimmungsgesetz und schuf eine Atmosphäre der Akzeptanz und des gegenseitigen Verständnisses, so der Grünen-Ortsverband. „Georgine Kellermanns positive Ausstrahlung und ihre Lebensgeschichte sind eine Ermutigung für alle, authentisch zu leben“, resümiert Jörn-Eric Morgenroth den gelungenen Abend.