Anne-Katrin Reinl Wülfratherin ist Vize-Europameisterin in ihrer Altersklasse geworden. Foto: privat
Anne-Katrin Reinl Wülfratherin ist Vize-Europameisterin in ihrer Altersklasse geworden. Foto: privat

Wülfrath. Der „Ironman“ in Frankfurt ist dieses Jahr ein Hitzerennen gewesen – die Distanzen über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer auf dem Fahrrad und 42,2 Kilometer Laufen hat Anne-Katrin Reinl mit einer guten Platzierung absolviert: die Wülfratherin ist Vize-Europameisterin in ihrer Altersklasse geworden.


Für Anne-Katrin Reinl startete der Wettkampf kurz nach den Profi-Männern um 6.42 Uhr im Langener Waldsee. Aufgrund der hohen Wassertemperatur gab es auch bei den Altersklassenathleten ein Neoverbot. Zudem musste man den größten Teil der Schwimmstrecke gegen die Sonne schwimmen. Hier hatte Reinl leider überhaupt keine Orientierung und musste nach fast 4 km mit Blick auf die Uhr eine sehr schlechte Schwimmzeit hinnehmen (1:18:51). Nach diesem suboptimalen Auftakt ging es jetzt auf die 180 Km lange Radstrecke mit knapp 1400 Höhemeter. Zunächst lief alles nach Plan – nach gut 32 Kilometern kam „The Hell“: eine 800 Meter lange Kopfsteinpflaster Passage mit einem ordentlichen Anstieg. „Hier hatte ich leider mein komplettes Werkzeug verloren. In der Hoffnung das kein Defekt eintreten wird habe ich es liegen lassen, aber das ist natürlich auch immer ein Risiko“, berichtet Reinl.

Bei Kilometer 60 hat dann ein Mitstreiter eine Zeitstrafe bekommen. Eine Diskussion mit dem Kampfrichter schloss sich an. „Da ich ihn nicht überholen konnte wollt ich rechts vorbeifahren“, so Reinl. In dieser Sekunde hat der Kampfrichter nur laut gerufen ‚Zeitstrafe‘, da überholen auf der rechten Seite verboten ist“. Reinl war verunsichert. „Normalerweise wird gepfiffen und eine Karte gezeigt und die jeweilige Startnummer des Athleten genannt. Das war bei mir nicht der Fall. Trotzdem wollte ich eine Disqualifikation nicht in Kauf nehmen, nur weil ich eine eventuelle Zeitstrafe nicht abgesessen habe. Daher habe ich am nächsten Penalty-Zelt gehalten und dort drei Minuten gewartet bis es wieder auf die Strecke ging.“

Besonders kurios: Die Wülfratherin weiß bis heute nicht, ob sie überhaupt eine Strafe bekommen hatte.

Mit etwas Wut im Bauch ging es dann erneut durch die Mainmetropole vorbei an der bekannten Skyline auf die zweite Radrunde. Anne-Katrin Reinl machte Druck. Sieben Kilometer vor der zweiten Wechselzone folgte die nächste Überraschung. Die Schrauben des Getränkesystems hatten sich aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse in der Stadt gelöst. „Ich musste nun mit einer Hand das System festhalten und mit der anderen Hand den Lenker“, so Reinl. „Gerade auf dem letzten Stück nach Frankfurt in die Innenstadt hätte man nochmal schön Druck machen können, aber hier musste ich versuchen sicher die zweite Wechselzonen zu erreichen.“

„Ein wahnsinniges Gefühl“

Nach 5:03:13 und einen 35er-Schnitt war Schluss auf dem Rad. Es folgten die 42,2 Kilometer auf der Laufstrecke – entlang der Partymeile direkt am Main. „Die Stimmung war wirklich überragend und meine Familien, Freunde und Bekannte gut auf der Strecke verteilt“, freut sich die Wülfratherin. Als Sechste ging sie auf den abschließenden Marathon und konnte direkt auf den ersten zwei von insgesamt vier Laufrunden einige Plätze gut machen. „Mein Pacing war konstant und ich konnte mich gut fokussieren“ – und auch mit den Temperaturen um 35 Grad konnte Reinl umgehen.

Nach 3:26:04 erreichte sie die Finishline am Römerberg. „Ein wahnsinniges Gefühl“, freut sie sich.

Trotz der ganzen Überraschungen ist Anne-Katrin Reinl mit 9:57:12 unter zehn Stunden auf der Langdistanz geblieben. Das sei ein „echter Traum“. Mit der erreichten Zeit stand Reinl auf dem siebten Platz bei der Europameisterschaft der Frauen in der Gesamtwertung und wurde zudem Vize-Europameisterin in ihrer Altersklasse.

Damit nicht genug: Die Hawaii-Qualifikation gab es auch noch. „Allerdings habe ich den Slot nicht angenommen, da ich drei Wochen nach Kona bei der 70.3 WM in Marbella starte“, erklärt die sportliche Wülfratherin. „Beides funktioniert leider nicht ohne Sponsoren“.