Jan Stieding, „Zelt mit Vorleger“, 1999, Öl auf Leinwand, 160 x 200 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Jan Stieding, „Zelt mit Vorleger“, 1999, Öl auf Leinwand, 160 x 200 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Ratingen. Der Düsseldorfer Künstler Jan Stieding zeigt im Obergeschoss des Museums Ratingen, Grabenstraße 21, eine Auswahl seiner Gemälde von 1995 bis heute.

Der Ausstellungstitel spielt dabei mit der vielfachen Bedeutung des Wortes: „Draußen“ als Ort in der Natur, des Unterwegsseins oder auch jenseits geschlossener Räume oder Gesellschaftssysteme. Die Ausstellung wird am Freitag, 31. März, um 19 Uhr eröffnet und ist anschließend noch bis zum 30. Juli 2023 zu sehen.

Jan Stieding, geboren 1966 in Bad Langensalza in Thüringen, begann 1990 sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und wechselte 1995 an die Kunstakademie Düsseldorf. Hier studierte er bei Hubert Kiecol und als Meisterschüler bei Jörg Immendorff.

Der Künstler entwickelt eine Malerei, die sich an der Grenzlinie zwischen figurativer und abstrakter Darstellung bewegt. Gesammeltes, Alltägliches, Erinnerungen in Verbindung mit Gruppen oder einzelnen Figuren bei unterschiedlichen Aktivitäten aus dem Fundus des Künstlers werden Motive, die Jan Stieding in seinen Gemälden verarbeitet. Mit Pinsel, Ölfarbe und Lackspray bearbeitet er in einer prozesshaften Malerei die Leinwand. Die Motive treten teilweise wie verblassende Erinnerungen hervor. Die Leinwand wird zur Projektionsfläche, auf der sich Reales und Imaginäres begegnen. Erkennbar ist eine neue Bildrealität, die zwischen Erinnerung und Gegenwart, Wahrheit und Fiktion rotiert.

Einige seiner Werke befinden sich bereits in der Sammlung des Museums Ratingen und wurden hier 2014 zum ersten Mal präsentiert. Die aktuelle Werkserie „Birken“ begann Jan Stieding im Lockdown des Jahres 2021. Sie besteht aus fortlaufenden kleinformatigen Gemälden, die der Künstler draußen in der freien Natur malt. Stetig wiederkehrendes Motiv ist der Birkenstamm. Im Atelier entstehen dann groß- und mittelformatige Bilder. Weiße Birkenstämme leuchten vor weißem Farbraum, mal in der Gestik der Äste, mal in ihren typischen Kontrasten, doch stets als lebendige Wesen. Wie Tagebuchnotizen geben sie eine subjektive Sichtweise auf eine Zeit im Ruhezustand wieder, die den konzentrierten Blick auf die umgebende Natur und das Private einfordert. Die Birke, verletzlich aber resistent, ein sich selbsterneuernder Baum, steht als Metapher und als rein visuelles Motiv einer forschenden Malerei zwischen Abstraktion und Figuration, Fläche und Raum.