Sophia Dowling und Peter Beyer im Austausch. Foto: Büro Beyer
Sophia Dowling und Peter Beyer im Austausch. Foto: Büro Beyer

Ratingen. Seit August lebt die 18-jährige US-Amerikanerin Sophia Dowling aus dem Bundesstaat Georgia bei einer Gastfamilie in Hösel.


Bis Ende Juni 2026 bleibt sie im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts Programms (PPP) in Deutschland. Ihr Pate ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Beyer, der ehemalige Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung und Fachmann für das Thema im Bundestag.

Das PPP ist ein gemeinsames Programm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses. Es soll jungen Menschen Einblicke in Alltag, Sprache und politische Kultur des jeweiligen Partnerlandes ermöglichen. Wer als US-Stipendiatin oder Stipendiat nach Deutschland kommt, lebt typischerweise in einer Gastfamilie und ist je nach Programmzweig in Schule, Ausbildung oder berufsorientierten Stationen eingebunden.

Dowling nimmt am berufsorientierten Teil des Programms teil. Die Highschool hat sie in den USA bereits abgeschlossen. Zu Beginn ihres Aufenthalts absolvierte sie einen Vorbereitungskurs in Bonn, in dem Sprache und Orientierung eine zentrale Rolle spielen. Deutschkenntnisse hat sie allerdings schon mitgebracht, so dass sie sich in Hösel gut einleben konnte, berichtet sie Beyer, der sie kürzlich bei Ihrer Gastfamilie besuchte.

Im Alltag in Hösel lebt sie in einer Familie mit zwei Gastschwestern. Zu der einen habe sie einen sehr engen Kontakt, die andere sei nach dem Abitur bereits ausgezogen. Zum Haushalt gehört auch die Labradorhündin Joy, die den Einstieg in das Familienleben zusätzlich erleichtert habe.

Bemerkenswert ist, wie schnell Dowling angekommen sei, so Beyer. Sie nutze Bus und Bahn intensiv, knüpfe viele Kontakte und organisiere ihren Alltag weitgehend selbstständig. Dass die S Bahn Linie 6 wieder regelmäßig fahre, spiele dabei für sie eine spürbare Rolle.

Ab Anfang 2026 will Dowling ein Praktikum an der St. Suitbertus Grundschule in Heiligenhaus beginnen und dort im Unterricht unterstützen. Im Gespräch über ihre Zukunft deutet sich eine klare Richtung an: “Lehrerin ist mein Berufswunsch”.

Auch politisch bleibt ihr Blick wach. Sie interessiere sich für das deutsch-amerikanische Verhältnis und beobachte Unterschiede in der öffentlichen Debattenkultur. Sie habe den Eindruck, dass in Deutschland Meinungen gesellschaftlich und politisch offener geäußert würden, während in den USA die starke Polarisierung dazu führe, dass Menschen häufiger zurückhaltend seien, um Konflikte im eigenen Umfeld zu vermeiden. Daraus leite sie auch ab, dass viele Menschen hierzulande Entwicklungen in Politik und Gesellschaft aufmerksam verfolgen und besser informiert wirkten.

Für Beyer sind genau solche Erfahrungen der Kern des Programms. “Die transatlantische Partnerschaft ist nicht auf politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit beschränkt. Sie besteht nicht nur zwischen Berlin und Washington, sondern zwischen den Menschen in Deutschland und den Vereinigten Staaten.” In Hösel bekommt diese Formel ein Gesicht. Eine junge Frau aus Georgia lebt für ein Jahr am Rand des Ruhrgebiets, lernt Schule von innen kennen, fährt mit dem Nahverkehr durch die Region und diskutiert politische Kulturunterschiede nicht als Theorie, sondern als Alltagserfahrung. “Ein Programm mit Wirkung”, bilanziert Beyer.