Ratingen. Der „kleine Lampion“ – der neue Mottowagen der Lampisten ist fast fertig. Mit Knochenleim und kreativen Ideen verbinden die Lampisten Tradition und Innovation, um den Ratinger Straßenkarneval mit einem immer wieder neugestalteten Mottowagen zu bereichern.
Sehr genau wiegt Max Julius Werthebach die Champagner‑Kreide ab, um sie anschließend mit dem aufgequollenen Knochenleim zu vermischen und in einem Wasserbad zu erhitzen. Das Rezept der Lampisten für ihre Klebemixtur sei ein ebenso gut gehütetes Geheimnis wie das Motto des neuen Karnevalswagens selbst, so Andreas Kaufmann, Geschäftsführer des Winterbrauchtumsvereins.
Während die beiden die Masse anrühren, drahten Melanie Meyer, Vorsitzende der Lampisten, und Conny Kaltenborn am Motiv. Dafür schneiden sie einen besonderen Hasendraht auf einer Planschneidemaschine in Stücke und formen anschließend geschickt aus dem Draht Kugeln. „Bisher haben nur wir zwei mit dem Draht gearbeitet; seit vergangenem Jahr haben wir tatkräftige Unterstützung durch den Schirmherrn der diesjährigen Session Thomas Behrendt, Denise Schacht, Nicole van der Lest sowie Kerstin, Maria und Magdalena Fester.“
Da die DEKRA‑Prüfung für das Brauchtumsgutachten für ihren „kleinen Lampion“ – wie die Lampisten ihren ausgeschlachteten LKW‑Trailer nennen – gut gelaufen sei, gebe es keine sicherheitsrelevanten Arbeiten mehr zu tun, so Kaufmann. „Das war uns von Anfang an wichtig, dass der Wagen verkehrssicher ist, aber auch alle Vorschriften für fliegende Bauten und fahrende Stände erfüllt“, so Kaufmann.
In der Zwischenzeit ist der Leim auf Temperatur, und Niklas Golz, zweiter Vorsitzender, Anton Johann, Tobias Thrun, Rebecca Overmanns, Silke Kemper, Christian Lang, Jürgen Klöckner, Wolfgang und Paul Schmidt sowie Simone Werthebach stehen mit einem kleinen Eimer am heißen Topf, in dem die weiße Klebesuppe kocht, um Seidenpapier in der Masse zu tränken. Im Anschluss stehen sie auf Hockern oder Leitern und legen sowie streichen jedes Papier auf den vorgeformten Draht am Wagen.
In der großen hellen und beheizten Halle von Mitglied David Mecklenbeck herrscht in den letzten drei Wochen vor Rosenmontag jeden Abend bis in die Nacht reges Treiben. Auf die Frage „Was wird es denn?“, gibt es von jedem die Antwort: „Streng geheim“. Was sie aber verraten, ist, dass das Motto wieder eng mit Ratingen verbunden ist und das Wappentier der Stadt, der rote bergische Löwe, erneut die Hauptrolle spielen wird. Und es wird wieder ein Motto mit einem Augenzwinkern nicht ohne gesellschaftskritisch zu sein. So wie beim letzten Wagen, als es hieß: „Jeck mit Respekt“ und der Löwe als Superheld über die Blaulichtfamilie flog und einen Stein abwehrte, der die Helfer im Einsatz bedrohte.
Der kreative Kopf hinter allem ist Meyer. Sie entwirft, zeichnet und stiftet die Lampisten immer zu neuen „positiven Ideen“ an. Schon jetzt ist sie gedanklich mit dem neuen Motto für die kommende Session beschäftigt. Denn nach dem alten Motto sei vor dem neuen Motto. Im Vorfeld wurden gemeinsam im Verein Ideen ausgetauscht und Meyer bringt sie dann zu Papier. Die technischen Spielereien setzen Kaufmann, Daniel Georg und Janning Wagener um. Alle Arbeiten aus Holz macht Magnus Werthebach, der in diesem Jahr Unterstützung von Mats Warnking und Bastian Gotthardt hatte. Keiner der Lampisten sei im „wahren Leben“ Handwerker, so Kaufmann. Man habe einfach Spaß am kreativen Hobby.
„Mehr als 1.200 Stunden stecken auch wieder im neuen Gewand des ‚kleinen Lampion‘, bevor er am 1. März zur Wagenenthüllung auf dem Lintorfer Schützenplatz der Öffentlichkeit präsentiert wird – eine unglaubliche Teamleistung“, bilanziert Golz, der sich auf den Straßenkarneval mit seinen Lampisten schon heute freut.
Die Wagenenthüllung findet am Karnevalssamstag, 1. März, ab 16.30 Uhr auf dem Schützenplatz in Lintorf, Thunesweg statt. Die Veranstaltung ist öffentlich. Eingeladen ist unter anderem das Ratinger Prinzenpaar samt Entourage. Die Einnahmen über Getränke und Würstchenverkauf kommen dem Verein zugute, um den Wagenbau zu finanzieren. Der Mottowagen wird auf beiden Ratinger Karnevalsumzügen mitfahren.