Ratingen. Besondere Orte erfordern eine besondere Gestaltung. Deshalb wird ab dem nächsten Jahr eine in der Tat besondere Brücke den historischen Stadtgraben neben dem Dicken Turm überspannen – eine Brücke, die nicht nur funktional die Angerstraße mit der Turmstraße verbindet, sondern auch einen attraktiven Akzent setzt an diesem stadthistorisch bedeutsamen Ort. Im Rahmen eines Wettbewerbs kürte die hochkarätig besetzte Fachjury einen Entwurf des belgischen Ingenieurbüros Ney & Partners zum Sieger. Er wurde in der letzten Sitzung des Bezirksausschusses Ratingen-Mitte präsentiert.
Im Gegensatz zur ehemaligen Brücke an dieser Stelle wird das neue Bauwerk keine Holz-, sondern eine Stahlkonstruktion. Mit einer gewissen Patina-Anmutung greift der Entwurf jedoch das historische Flair des Standorts auf. Gestalterisches I-Tüpfelchen des Brücken-Unikats sind die künstlerisch durchlöcherten Brüstungen. Das so entstehende abstrakte Muster ist einem Fresko des Kölner Künstlers und Illustrators Thomas Heinz nachempfunden und soll ein interessantes Licht- und Schattenspiel erzeugen.
Die funktionalen Parameter überzeugten die Jury ebenfalls. Mit einer Breite von 2,50 Metern (ein Meter mehr als die frühere Brücke), sowie ihrer ebenen und rutschfesten Oberfläche wird die Brücke barrierefrei und bequem zu begehen sein, die Kopfhöhe für Spaziergänger im Stadtgraben wird mit 2,65 Metern ebenfalls größer sein als früher, und die Brücke ist robust und resistent gegen Vandalismus.
Die 1979 errichtete alte Holzbrücke musste 2023 kurzfristig abgerissen werden, weil das Tragwerk marode war. Im Zuge der Planung für eine neue Brücke entstand dann mit Blick auf das 750-jährige Stadtjubiläum im Jahr 2026 der Wunsch, an diesem stadthistorisch bedeutenden Ort ein bleibendes Ausrufezeichen im Stadtbild zu setzen. Sieben Arbeitsgemeinschaften aus Tragwerksplanern und Architekten beteiligten sich an dem ausgelobten Wettbewerb und stellten sich dem Votum der Auswahlkommission, der Fachleute, Vertreter des Rates und der Ratinger Jonges angehörten. Den Vorsitz hatte Professor Martin Trautz vom Lehrstuhl für Tragkonstruktion der RWTH Aachen inne, Jan Richarz, Dombaumeister zu Aachen, ordnete die Belange des Denkmalschutzes fachkundig ein. Ausgewählt wurde der Entwurf von Ney & Partners. Das Büro aus Brüssel hat in seiner Referenzliste zahlreiche interessante bis spektakuläre Fuß- und Radbrücken in Europa und Japan vorzuweisen.
Das städtische Tiefbauamt hat bereits ergänzende Grundlagenarbeiten (Baugrunduntersuchung, Baumgutachten) erledigt, so dass Ende März die vertiefenden Planungen beginnen können. Die Fertigstellung ist für Sommer 2026 vorgesehen, mitten im Jubiläumsjahr.