Ein Kind spielt mit Bausteinen. Foto: pixabay/symbolbild
Ein Kind spielt mit Bausteinen. Foto: pixabay/symbolbild

Ratingen. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder stellt alle Kommunen vor große Herausforderungen. Auch die Stadt Ratingen drückt beim OGS-Ausbau schon seit Jahren aufs Tempo und ist entsprechend weit gekommen.


„Wir sind mit Blick auf den OGS-Rechtsanspruch bereits heute sehr gut aufgestellt.“ So lautete das Gesamtfazit des Schuldezernenten Patrick Anders in einer Vorlage, mit der er den Rat über den aktuellen Sachstand zum Offenen Ganztag informierte.

Der Rechtsanspruch tritt ab dem Schuljahr 2026/27 in Kraft und gilt zunächst für Schülerinnen und Schüler der ersten Jahrgangsstufe. In den folgenden Jahren wird dieser Anspruch um jeweils eine Klassenstufe erweitert, sodass er ab dem Schuljahr 2029/30 für alle Grundschüler gilt.

In Ratingen ist die Nachfrage nach OGS-Plätzen deutlich höher als in anderen Kommunen. Seit der Einführung des Offenen Ganztags vor mehr als 20 Jahren investiert die Stadt Ratingen massiv in den Ausbau. Um den Rechtsanspruch erfüllen zu können, sind immer weitere Kraftakte nötig. Die Stadt geht die Herkulesaufgabe aktuell auf mehreren Wegen an. An einigen Schulen wird neu gebaut (Heinrich-Schmitz-Schule, Johann-Peter-Melchior-Schule, Wilhelm-Busch-Schule), dazu wird ein schulübergreifendes Gesamtkonzept zur multifunktionalen Nutzung von Räumen verfolgt.

Die erforderliche Ausweitung der OGS-Kapazitäten bedeutet außerdem einen deutlich höheren Personalbedarf, der dauerhaft und ganzjährig abgesichert werden muss – einschließlich Vertretungsreserven für Urlaubs- und Krankheitszeiten. Denn während die OGS-Mitarbeitende bislang ihren Urlaub weitgehend in den schulfreien Zeiten nehmen mussten, wird dies künftig schon rein rechnerisch nicht mehr möglich sein. Grund ist eine Verkürzung der Schließungsdauer auf nur noch vier Wochen in den Schulferienzeiten. Die OGS-Maßnahmenträger werden ihr Personal daher künftig aufstocken müssen. Um sie bei den Personalkosten zu unterstützen, hat der Rat der Stadt Ratingen bereits zum 1. August 2025 eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse an die Maßnahmenträger der offenen Ganztagsschulen um 80 Euro pro Kind beschlossen. „Nur so können wir unsere Träger in die Lage versetzen, ihr Personal zu halten und auch neues Personal zu gewinnen“, erklärt Anders.

In Ratingen nutzen bereits heute 70 Prozent der Grundschulkinder die Angebote der Offenen Ganztagsschulen. Diese Zahl konnte Ende 2024 unter anderem durch die Eröffnung zusätzlicher Gruppen an der Karl-Arnold-Schule erreicht werden. Weitere neun Prozent der Kinder nehmen an der Übermittagsbetreuung teil. Damit lag die Gesamtquote der nachschulischen Betreuung zum Jahresende 2024 bei ansehnlichen 79 Prozent.

Für das Schuljahr 2025/2026 wird mit einer weiteren Steigerung gerechnet – auf etwa 72 Prozent OGS-Anteil. Möglich macht dies unter anderem die Schaffung von 50 zusätzlichen Plätzen an der Wilhelm-Busch-Schule in Hösel. Die Stadt geht davon aus, dass bei einer OGS-Versorgungsquote von 90 Prozent bis spätestens 2029 der Rechtsanspruch faktisch erfüllt werden kann – auch vor dem Hintergrund, dass längst nicht alle Eltern ein Ganztagsangebot für ihr Kind wünschen. Wie es mit der stark nachgefragten Übermittagsbetreuung nach Inkrafttreten des OGS-Rechtsanspruchs weiter geht, bleibt abzuwarten. Die Erfahrungen aus den Kitas zeigen, dass Flexibilität in den Betreuungszeiten auch künftig eine Rolle spielen wird