
Ratingen/Herford. „Ein Mann – zwei Päpste“, titelten die Gazetten. Sie bezogen sich dabei auf die persönlichen Begegnungen mit Benedikt XVI und Franziskus im Vatikan. Eine mit Leo XIV wird es nicht mehr geben, denn ein oberschlesisches Herz hat am vergangenen Dienstag aufgehört, zu schlagen.
Im 82. Jahr seines Lebens verstarb der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier, Klaus Plaszczek, der auch langjähriges Vorstandsmitglied der Stiftung Haus Oberschlesien (beide mit Sitz in Ratingen-Hösel) war. Über 30 Jahre stand der gebürtige Hindenburger an der Spitze des Verbandes der Oberschlesier, doch zuletzt ließen die Kräfte nach. Plaszczek erlag in seiner Wahlheimat im westfälischen Herford seiner tückischen Krankheit.
„Wir sind unendlich traurig, auch wenn wir sicherlich absehbar damit rechnen mussten. Die Krankheit hat den ansonsten so lebensfrohen und hoffnungsvollen Menschen Klaus Plaszczek letztlich zermürbt. Wir verlieren nicht nur einen Freund und Wegbegleiter, sondern ein oberschlesisches Unikat. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Renate, seinen Töchtern und Enkeln sowie weiteren Angehörigen“, erklärt der Stiftungsvorsitzende Sebastian Wladarz.
Man würde der Person von Klaus Plaszczek nicht gerecht, wenn man seine Lebensleistung in Zahlen und Daten „herunterbetet“, meint Sebastian Wladarz, selbst gebürtiger Oberschlesier. „Es waren seine verlässliche Art, Persönlichkeit und der Umgang mit seinem Gegenüber, die ihn ausmachten. So vermochte er die Menschen in seinem Umfeld für Oberschlesien zu begeistern und zusammenzuhalten. Basierend auf einem christlichen Fundament, war seine Arbeit geprägt vom Glauben an das Gute und die Menschen“, beschreibt der Ratinger Ratsherr.
Plaszczek und ihn verbinden über 20 Jahre enge und teils sehr intensive Zusammenarbeit. Angefangen habe alles beim Tag der Oberschlesier 2004 in Rheinberg, „wofür ich ein Grußwort von Jürgen Rüttgers besorgt habe“, erinnert sich Wladarz. Plaszczek habe damals zunächst wegen Zeitmangel angespannt reagiert, „aber anscheinend bin ich ihm dadurch aufgefallen“, schmunzelt der Ratinger. Die Zusammenarbeit wurde dann enger mit Stationen unter anderem in Berlin, Brüssel, Straßburg, gemeinsamen Besuchen in der Heimat. Immer ging es dabei um die Oberschlesier dies- und jenseits von Oder und Neiße, sowie den deutsch-polnischen Dialog. Höhepunkt seiner Amtszeit waren sicherlich die persönlichen Begegnungen mit Papst Benedikt XVI. und seinem Nachfolger Franciscus. „Da war er wirklich stolz darauf, denn sowas gelang, mit Ausnahme der Donauschwaben, keiner weiteren Landsmannschaft“, betont Sebastian Wladarz, der die beiden Reisen damals organisiert hat.
Insgesamt könne Klaus Plaszczek zufrieden sein mit dem Erreichten, meint sein Wegbegleiter. Viele Initiativen seinen in der gemeinsamen Zeit angestoßen worden, mündeten früher oder später in Realpolitik, und zwar sowohl für Oberschlesier dies als auch jenseits der Oder und Neiße. Dass sich die Landsleute auf beiden Seiten der Grenzflüsse wieder als zwei Seiten einer Medaille begreifen, sei unter anderem seinem stetigen Appell an den Zusammenhalt und dem praktischen Vorleben dieses Prinzips zu verdanken.
Auf die Frage, welches Bild von Plaszczek er in Erinnerung behalten werde, antwortet Sebastian Wladarz: „Auf unseren Dienstreisen nach Berlin hatten wir ein Stammhotel. Dort konnte man bis in die tiefe Nacht hinein gemütlich in einer Art Wintergaren sitzen. Ich vergesse nie, wie er mit einem Glas Pils, einer Zigarette in der Hand und mir als Gegenüber streckenweise um halb zwei in der Nacht dort saß, die geführten Gespräche analysierte und Pläne schmiedete. Er gab sich stets bodenständig. Ein echter Kumpeltyp. Das habe ich an ihm immer geschätzt.“ Auch wenn er Christdemokrat war, habe Plaszczek doch auch etwas von Helmut Schmidt gehabt: „Zum einen war er lange Kettenraucher, selbst bei 180 km/h auf der A2 nach Berlin, zum anderen fackelte er bei Herausforderungen nicht lange, sondern packte direkt an. Und sein Wort hatte Gewicht“. Wladarz verabschiedet sich so wie Plaszczek und er immer auseinandergingen: „Klaus, mach et jut. Komm‘ jut nach Hause. Glück auf!“ Selbst in diesem Abschiedsgruß trafen alte und neue Heimat aufeinander.
Ein Kondolenzbuch wird in der nächsten Woche im Haus Oberschlesien, Bahnhofstraße 71, 40883 Ratingen (Hösel) ausgelegt, in das man ich in den Zeiten zwischen 9 und 17 Uhr eintragen kann.