Ein Protestbanner auf einer Klimaschutzdemo. Foto: Volkmann
Ein Protestbanner auf einer Klimaschutzdemo. Foto: André Volkmann

Ratingen. Klimaschutz, Klimafolgen, Energieeinsparung – die jüngste Sitzung des Jugendrates hatte einen klaren thematischen Schwerpunkt. 

Die Klima-Herausforderungen machen jungen Menschen besonders Sorgen. Ein simpler Grund: Sie müssen viel länger als die erwachsenen Entscheidungsträger mit den Auswirkungen und Folgen der Klimakrise leben.

Die Jugendlichen zeigten sich wie immer informiert und suchten kreativ nach gangbaren Wegen. Einmal mehr musste das Jugendgremium erfahren, dass es neben Geduld auch ein hohes Maß an Frustrationstoleranz braucht. So etwa bei den Fragen an die Verwaltung nach den Sachständen zu klimarelevanten Anträgen des Jugendrates: Stichwort Fahrradreparaturstation: bereits vor zwei Jahren abgesegnet, Umsetzung erst „Mitte 2023‟.

Stichwort Trinkwasserspender in Schulen und öffentlichen Bereichen: beschlossene Sache, es müssen noch die „passenden Standorte‟ gesucht werden. „Es ist frustrierend zu erleben, wie lange selbst bei Kleinigkeiten die Umsetzung dauert‟, sagt Jugendratsmitglied Konstantin Westhoff. Stichwort Nachhaltiges Schulessen: Die Anträge des Jugendrates vom August 2020 müssen nach geschärft werden. Die Definition von „regionalem“ Essen sei juristisch heikel.

Stichwort Flächenentsiegelung der Schulhöfe: Dafür gibt es keine personellen Kapazitäten. Apropos Flächenentsiegelung: Das geplante Förderprogramm der Stadt, das die Entsiegelung in Gewerbegebieten voranbringen soll, wurde von der Jugendvertretung einhellig begrüßt. Dass dafür das Solarförderprogramm komplett eingestampft werden soll, lehnte der Jugendrat ab. Das Argument der Verwaltung, Photovoltaik sei wegen der hohen Nachfrage ein Selbstläufer, wollte nicht einleuchten.

Auch dass die Stelle des Sachbearbeiters, der Mitte nächsten Jahres in den Ruhestand geht, wegfallen soll, stieß beim Jugendgremium auf großes Unverständnis. Zumal der Mitarbeiter zusätzlich für Umweltpädagogik zuständig ist. „Viel zu wichtig, gerade in heutigen Zeiten‟, befand der Jugendrat und beantragte deshalb, die vorgesehene Stellenstreichung aufzuheben und das Solarprogramm samt Budget nur auszusetzen, aber auf keinen Fall zu beenden.

Vielfach kam das Thema der Energieeinsparung auf, so würden die Schulgebäude laut Verwaltung zu den größten Energieschleudern zählen. Gespannt lauschten die Mitglieder, was künftig in welchem Maße geplant sei. Große Worte kamen da: „europaweite Ausschreibung für ein Energiespar-Contracting“ mit energetischen Sanierungen und intelligenter Heizungssteuerung in allen Räumen. Zu einem regelrechten „Bruh-Moment“ (Jugendsprache für etwas, was so unerwartet ist, dass als Reaktion nur ein seufzendes Stöhnen „Bruh“ kommt) führte dann jedoch die Antwort, auf die Nachfrage, was denn an den Schulen angesichts der Energiekriese und vor dem Hintergrund vom Corona-Lüften getan würde: „kurzfristigen Lösungen bei Spagat zwischen Energieeinsparung und Coronamaßnahmen‟ sein nicht möglich. Das brauche nicht nur Zeit, sondern auch Personal, was vorne und hinten fehlt.

Die gleiche Antwort gab es auch für Nachfragen hinsichtlich der Ausstattung städtischer Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen. Die Mitglieder im Jugendrat kritisierten deutlich, dass es nicht reicht, ein Klimaschutzkonzept zu beschließen, es müsse auch umgesetzt werden. „Für die Umsetzung braucht es eine Lösung des Personalproblems, sonst schaffen wir es nicht klimaneutral zu werden.“, sagen die Sprecher vom Jugendrat, Magdalena Lepper und Claus Köster.