Das Oberschlesische Landesmuseum in Hösel. Für viele kulturelle Interessierte ein Anlaufpunkt. Foto: Alexander Heinz
Das Oberschlesische Landesmuseum in Hösel. Für viele kulturelle Interessierte ein Anlaufpunkt. Foto: Alexander Heinz

Ratingen. Die rund 900.000 Euro des Bundes für das Oberschlesische Landesmuseum sollen die Dauerausstellung am Standort in Hösel erhalten. Stiftungschef Sebastian Wladarz zeigt sich allerdings nur verhalten optimistisch. Ihm wäre eine andere Investition lieber gewesen. 


“Das Oberschlesische Landesmuseums in Ratingen ist gerettet!”, freut sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Beyer angesichts des Haushaltsbeschlusses, nach dem das Museum mit insgesamt 870.000 Euro unterstützt wird, um die Dauerausstellung am Höseler Standort neuzugestalten. Zuvor hatte sich das Ringen um Gelder als Zerreißprobe erwiesen, vor allem zwischen dem Stiftungsrat und dem Vorstand der Stiftung. Uneinigkeit herrschte insbesondere bezüglich der langfristigen Sicherung des grundsätzlichen Museumsbetriebs angesichts des gestiegenen Kostendrucks. Hier sieht Stiftungschef Sebastian Wladarz noch eine zentrale Herausforderung – und ist deshalb verhalten optimistisch ob der verkündeten Rettung des Museums.

Der Vorstand der Stiftung Haus Oberschlesien habe lediglich aus den Medien erfahren, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages 870.000 Euro für die Neukonzeption der Dauerausstellung des Oberschlesischen Landesmuseum zur Verfügung gestellt hat, so der Vorstandsvorsitzende Sebastian Wladarz: „Dass wir lediglich über Medien informiert werden ist betrüblich. Dennoch danke ich insbesondere Dr. Bernd Fabritius und PstS Christoph de Vries für Ihren Einsatz. Die Vorstandsmehrheit hat den klaren Beschluss gefasst, dass ein Standorterhalt des Oberschlesischen Landesmuseums infrage kommt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Eine davon ist eine finanzielle Beteiligung des Bundes. Wenn dieser nun beschlossen hat, in einen nachteiligen Standort zu investieren, dann werden wir das positiv prüfen”. Es sei auch die Folge des konsequenten Beschlusses der Vorstandsmehrheit, sich alle Optionen offen zu halten und den Druck auf die Bundestagsvertreter aufrechtzuerhalten.

“Mir persönlich, da bleibe ich dabei, wäre eine Investition des Bundes am Standort Zollverein für die Zukunftssicherung der Einrichtung als zielführender erschienen”, so Wladarz. Die Bundestagsabgeordneten hätten sich mit der Dauerausstellung  eine von vielen Baustellen ausgesucht und dafür Finanzmittel bereitgestellt. “Es ist bedauerlich, dass für die weitaus gravierendere Baustelle, nämlich den von enormen Kostensteigerungen betroffenen institutionellen Haushalt, keine Mittel bereitgestellt werden”, so der Stiftungschef. Bereits die nächste Tariferhöhung im kommenden Jahr werde zu einer Zitterpartie, weil “das Land Nordrhein-Westfalen klargemacht hat, die Lohnsteigerungen nicht kompensieren zu können”, so Wladarz. Insofern sei die Standortsicherung nicht gleichbedeutend mit einer Zukunftssicherung.

“Für diejenigen, denen lediglich an einer Standortsicherung gelegen war, ist heute sicher ein guter Tag”, teilt Sebastian Wladarz mit. “Bei denjenigen, die an einer Zukunftssicherung gearbeitet haben, bleiben dennoch viele Fragen offen.”

Das Konzept für die Dauerausstellung müsse erst vom Vorstand beschlossen werden. Der wissenschaftliche Beirat, der die Konzeption begleiten sollte, sei auch noch nicht gegründet. Schließlich müssten auch noch die Zahlen verifiziert werden.

Wladarz gibt zu bedenken: “Ob das zur Verfügung gestellte Finanzvolumen dazu ausreicht, alle nötigen Investitionen abzudecken, um den Museumsbetrieb vollständig ins Museumsgebäude zu verlagern, bleibt abzuwarten. Es stehen uns noch viele rechtlich-strukturelle und finanzielle Herausforderungen ins Haus. Ich bin gespannt, ob uns der Bund bei der Lösung dieser Themen helfen wird. Denn zur keiner Zeit wurden bei mir Unterlagen zur wirtschaftlichen Situation der Stiftung angefragt”

Man wolle das Beste daraus machen. “Wenn die Bundespolitiker sich aber nun hinstellen und behaupten, sie hätten die Zukunft des Oberschlesischen Landesmuseums gesichert, so ist das nicht ganz richtig. Die Hauptlast wird bei den Mitarbeitenden liegen und beim Vorstand. Bis das Geld fließt, wird noch viel Zeit vergehen. Ob die Zukunft der Einrichtung tatsächlich für die Zukunft gesichert ist, wird sich erst in einigen Jahren herausstellen. Das ist kein bewusster Pessimismus, nicht dass es falsch verstanden wird, sondern ein klarer Blick auf die Herausforderungen. Für Lobeshymnen ist es insoweit noch viel zu früh.”