Ratingen. 65 Robinien im ganzen Stadtgebiet werden in den nächsten Wochen systematisch darauf hin kontrolliert, ob sie noch sicher stehen. Es handelt sich um 30 bis 50 Jahre alte Straßenbäume, die nachweislich geschädigt sind. So genannte Zugversuche sollen jetzt zeigen, ob die Bäume trotzdem noch verkehrssicher sind. Start der Reihenuntersuchung ist am Freitag, 11. August, 9 Uhr an der August-Wendel-Straße in Höhe der Hausnummer 8.
„Durch diese sehr aufwendige Untersuchung erhalten wir eine fundierte Abschätzung, ob eine Fällung notwendig ist oder ob wir die Bäume erhalten können“, sagt Umweltdezernent Professor Dr. Bert Wagener. „Bäume sind enorm wichtig fürs Stadtklima, deshalb versuchen wir alles, um jedes einzelne Exemplar zu erhalten. Wenn aber der Zugversuch ergibt, dass ein Baum bei Wind nicht mehr bruchsicher ist, dann haben wir keine Wahl.“
Robinien waren vor allem in den 80er Jahren sehr beliebte Straßenbäume und wurden in vielen Städten in großer Zahl gepflanzt. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Baumart sehr empfindlich auf die typischen Standortbelastungen in einem städtischen Umfeld reagieren: Streusalz, Hunde-Urin und Verletzungen der Wurzeln im Zuge von Aufgrabungen setzen den Bäumen zu. Sie werden anfällig für Pilzbefall. Die Fäule breitet sich dann vom Kern des Wurzelstocks nach außen zu den Haltewurzeln hin aus und beeinträchtigt irgendwann die Standsicherheit. Gleichzeitig sehen die betroffenen Bäume auf den ersten Blick noch gesund aus, da sie mit Nährstoffen und Wasser aus den Fein- und Nebenwurzeln versorgt werden, die sich in dem äußeren, ca. zwei Zentimeter starken Splintholz befinden.
Wegen der inzwischen bekannten Probleme werden die Robinien von den städtischen Baumkontrolleuren systematisch untersucht. Im Frühjahr dieses Jahres schaltete das Amt für Kommunale Dienste in einem weiteren Schritt ein Sachverständigenbüro für Bäume ein, das an 100 Robinien im Alter zwischen 30 und 50 Jahren im Stadtgebiet eine Bohrwiderstandsmessung durchgeführt hat. Dabei wird die Holzdichte im Stammfußbereich mit Hilfe einer dünnen Metallnadel gemessen, die in den Stamm gebohrt wird. Während des Bohrvorgangs wird der Widerstand des Holzes gemessen, der Rückschlüsse darauf zulässt, ob und ab welchem Punkt das Holz im Stammesinneren morsch ist.
Bei diesen Voruntersuchungen wurde festgestellt, dass ein Baum sofort gefällt werden musste. Bei 65 weiteren Robinien ergab die Bohrwiderstandsmessung kritische Werte. Bei diesen Bäumen muss nun festgestellt werden, ob sie einen Sturm überstehen würden.
Dafür wird in einem Zugversuch eine windähnliche Belastung simuliert, indem an einem in der Krone befestigten Seil gezogen wird. Auf die Belastung reagieren Stamm und Wurzelplatte mit geringfügigen Verformungen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, von hochauflösenden Messgeräten aber erfasst werden. „Die Messung ist für den Baum unschädlich, und es besteht auch keine Gefahr, dass er dabei einfach umstürzt“, erklärt Michael Götze, Sachgebietsleiter Baum in der Abteilung Stadtgrün. Mittels einer Hochrechnung der Messwerte und einem Abgleich mit dem Baumumfeld wird schließlich ermittelt, ob der Baum auch im Sturm bruchsicher ist.
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