
Ratingen. Drei Jahre ist es her, dass in Ratingen die Altpapierabfuhr umgestellt wurde. Zwei Ziele standen bei der Systemumstellung im Vordergrund: erstens eine Service-Verbesserung für die Bürgerinnen und Bürger, zweitens die Pflege des Stadtbildes.
Dafür werden die blauen Tonnen seit dem 1. Juli 2022 doppelt so häufig geleert (14-täglich statt zuvor alle vier Wochen) und zugleich wurden die meisten Altpapiercontainer an öffentlichen Standorten abgebaut, wo es regelmäßig zu einer starken Vermüllung gekommen war. Die Umstellung habe sich “grundsätzlich bewährt”. Zu diesem Ergebnis kommt das Amt für kommunale Dienste in einer umfassenden Bestandsaufnahme für den Rat.
Blick zurück: Die Ankündigung, dass Altpapier-Depotcontainer zeitnah reduziert werden und die Nutzung der blauen Tonne für die Entsorgung von Altpapier künftig für Wohngrundstücke verpflichtend ist, führte dazu, dass Bürgerinnen und Bürger rund 2.100 Altpapiertonnen – vor allem 120-Liter-Gefäße – neu bestellten. Der Behälterbestand wuchs damit um zwölf Prozent. Das Angebot wurde gut angenommen: Inzwischen haben die blauen Tonnen einen Anteil von 90 Prozent am gesamten Altpapieraufkommen, früher lag er bei 70 Prozent.
Seit der Systemumstellung hat sich das wöchentliche Gesamtbehältervolumen der blauen Tonnen mehr als verdoppelt (+ 114 Prozent). Den Bürgerinnen und Bürgern stehen somit deutlich mehr Kapazitäten für die haushaltsnahe Entsorgung ihrer Altpapierabfälle zur Verfügung als zuvor. Dass dies für die derzeitige Altpapiermenge mehr als ausreichend ist, zeigt sich auch beim Blick auf den so genannten Befüllungsgrad der Papiertonnen und daran, wie häufig sie zur Leerung an die Straße gestellt werden. Stichprobenartige Kontrollen ergaben, dass etwa 85 Prozent der Altpapiergefäße auch tatsächlich alle 14 Tage geleert werden. Die Verwaltung stellte zudem fest, dass die blauen Tonnen durchschnittlich zu 79 Prozent befüllt waren. „Das zeigt, dass trotz des Abzugs der meisten Depotcontainer allein bei den blauen Tonnen noch ausreichende Reservekapazitäten vorhanden sind“, sagt Umweltdezernent Bert Wagener.
Der Abzug der Altpapierdepotcontainer bis auf wenige Standorte erfolgte zeitverzögert im September des Jahres 2022. Aktuell stehen den Bürgerinnen und Bürgern, verteilt im ganzen Stadtgebiet, noch 35 Depotcontainer an insgesamt 15 Standorten (vormals 72 Standorte) zur Verfügung, die jeweils zweimal wöchentlich entleert werden. Wurde vor der Systemänderung noch etwa ein Drittel des Altpapiers, nämlich 29 Prozent, über die Container eingesammelt, sind es nun nur noch acht Prozent.
Der Abzug der Altpapiercontainer war erwartungsgemäß mit einem längeren Gewöhnungsprozess verbunden. Vor allem in den ersten Monaten nach Entfernung dieser Container war an allen – auch an den ehemaligen – Standplätzen noch eine erhebliche Altpapier-Vermüllung zu beobachten. Inzwischen sind die öffentlichen Depotstandorte ohne Altpapier eindeutig sauberer geworden, und der Reinigungsaufwand an diesen Standorten hat sich spürbar reduziert.
Anders sieht es allerdings an den verbliebenen 15 Standorten aus, an denen sich auch weiterhin Altpapierdepotcontainer befinden. Hier sind regelmäßig immer noch wilde Ablagerungen festzustellen. Auch der Reinigungsaufwand ist an diesen Standorten weiterhin höher als an den Standplätzen ohne Altpapiercontainer. Recherchen und Beobachtungen des Reinigungspersonals und auch von Bürgerinnen und Bürgern lassen vermuten, dass hierfür insbesondere auch Gewerbebetriebe sowie gelegentlich auch Einwohner aus Nachbarstädten verantwortlich sein könnten. Eine rechtssichere Nachverfolgung im Rahmen von Ordnungswidrigkeitsverfahren ist wegen der benötigten Beweislast allerdings nur in wenigen Fällen möglich.
Eine dritte Möglichkeit der Altpapierentsorgung bietet der städtische Wertstoffhof, das Zentralmateriallager (ZML) in Tiefenbroich an der Robert-Zapp-Straße 3. Beim ZML wurden im Zusammenhang mit der Systemumstellung die Annahmekapazitäten für größere Kartons und Papiermengen verdoppelt. Aktuell landen hier zwei Prozent (vorher ein Prozent) der Gesamtmasse an Altpapier. Das Angebot haben in den letzten Jahren zwar immer mehr Bürger genutzt, die vorhandenen Kapazitäten aber sind längst noch nicht ausgeschöpft, es stehen noch deutliche Reservekapazitäten zur Verfügung. Daher der Tipp der Verwaltung: Kartonagen und größere Papiermengen einfach beim Wertstoffhof abgeben, große Kartons werden dort auch kostenfrei zerkleinert.
Grundsätzlich fällt das Fazit des Amtes für kommunale Dienste positiv aus: Durch die Systemumstellung der Altpapierentsorgung in Ratingen hat sich der Abfallstrom von den Depotcontainern hin zu den blauen Tonnen wie beabsichtigt verschoben. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass es für die aktuelle Altpapiermenge genügend Kapazitäten zur Entsorgung gibt, insbesondere auf dem Wertstoffhof. Auch die zweite Intention der Systemumstellung, nämlich eine Verbesserung des Stadtbildes an den Depotcontainerstandplätzen, wurde zumindest an den Standplätzen ohne Altpapier erreicht. Dagegen hat sich an den 15 verbliebenen Standorten gegenüber früher leider nicht viel geändert. „Dennoch wollen wir diesen Service zunächst beibehalten und nach Auslaufen des aktuellen Entsorgungsvertrages im Herbst die Leistung noch einmal für zwei Jahre ausschreiben“, kündigt Umweltdezernent Bert Wagener an – in der Hoffnung, dass die Verlagerung zu den blauen Tonnen und zum Wertstoffhof weitergeht und die öffentlichen Plätze mittelfristig nicht mehr überlastet werden.