Ratingen. Das Oberschlesische Landesmuseum soll zum Jahresende in das Ruhrmuseum in Essen integriert werden. Diesen Grundsatzbeschluss hat der Vorstand der Stiftung Haus Oberschlesien gefasst. Sie ist bislang Betreiberin des Museums in Ratingen-Hösel. Es bleibt lediglich kurz eine Hintertür offen.
„Der Beschluss ermöglicht, das Kulturgut der Oberschlesier sichtbar zu erhalten sowie die Verflechtungen zwischen Oberschlesien und Nordrhein-Westfalen anschaulich zu machen. Des Weiteren erhalten die Beschäftigten bei einem renommierten Arbeitgeber eine Zukunftsperspektive“, erklärt Vorsitzender Sebastian Wladarz. Zu den Gründen führt er aus: „Die Entscheidung ist notwendig geworden, weil die wirtschaftliche Situation eine Restrukturierung notwendig macht. Wir haben im Haushalt perspektivisch eine Unterdeckung. Handeln wir nicht rechtzeitig, riskieren wir unsere Existenz.“
Neben der Haushaltslage gebe es auch immense Investitionsbedarfe, „die uns finanziell zermalmen könnten“. Beide Immobilien seien sanierungsfällig. Der Oberschlesier Sebastian Wladarz skizziert: „Um das Museum in die Zukunft zu führen, muss der Museumsbetrieb auf dessen Grundstück zusammengefasst werden. Weiterhin bedarf es einer neuen und modernen Dauerausstellung. Die vorhandene ist fast 30 Jahre alt. Für notwendige Um- / Anbaumaßnahmen sind Investitionsmittel in Millionenhöhe erforderlich, die wir nicht imstande sind, zu leisten.“
Die möglichen Finanziers konnten bislang nicht weiterhelfen. Das Land NRW, das den Museumsbetrieb institutionell fördert, hat zusätzliches Geld kategorisch ausgeschlossen. Zum einen habe man erst 2018 die Förderung um 124.000 Euro jährlich erhöht. Zum anderen sehe das Land die Förderzwecke, möglichst viele Menschen zu erreichen, an diesem nachteiligen Standort perspektivisch als nicht erfüllt. „Man konnte uns auch für die Zukunft keine Zusagen machen“, bedauert Wladarz.
Der Bund wiederum habe sich, nach einer Prüfung des Hauses, bereits 2001 aus der Förderung verabschiedet. Zu den Aussichten einer Neuauflage erhielt der Stiftungschef vom Bund bislang keine Aussage. „Sollte sich in der Hinsicht etwas tun, hat sich der Vorstand eine Hintertür offengelassen. Wenn wir bis Ende August seitens der Direktion ein durchfinanziertes Konzept bekommen, dass den Betrieb des Museums auf seinem Grundstück langfristig sicherstellt, können wir uns vorstellen, am nachteiligen Standort zu verbleiben“, so Wladarz.
„Auch wenn die Aufgabe von Strukturen nicht leicht fällt, wir hatten die Wahl zwischen einer abgespeckten Lösung und einer perspektivischen Schließung, ohne Auffanglösung“, betont der Vorstandschef und verspricht, dass die Stiftung auch in Zukunft mit ihren Partnern im In- und Ausland weiter in den deutsch-polnischen Beziehungen ein gewichtiger Player bleiben will.