Ratingen. Das Oberschlesische Landesmuseum lädt zu einem besonderen Sommer der Geschichte ein: Gleich zwei bedeutende Wanderausstellungen machen in den kommenden Wochen Station in Hösel. Sie greifen zentrale Themen der deutschen Demokratie- und Regionalgeschichte auf und bieten spannenden Stoff zur Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart.
„Zwischen Hoffen und Bangen – Die ‚Grüne Freiheit‘ Angerland und die kommunale Neugliederung“ ist vom 15. bis 29. Juni im Museumsfoyer des Oberschlesischen Landesmuseums zu sehen. Zur Eröffnung am 15. Juni ab 15 Uhr gibt Andrea Niewerth exklusive Einblicke in die Ausstellung.
Vor 50 Jahren wurde das kommunale Gefüge Nordrhein-Westfalens tiefgreifend verändert. Die Wanderausstellung erinnert an die weitreichenden Folgen der kommunalen Neugliederung von 1975 – insbesondere für das historische Amt Angerland, das seine kommunale Eigenständigkeit verlor. Die Region, einst als „Grüne Freiheit“ bekannt, wurde im Zuge des sogenannten Düsseldorf-Gesetzes neu aufgeteilt. Die Foyer-Ausstellung in Roll-up-Format (zu sehen bis 29. Juni) beleuchtet anschaulich die Hintergründe und Auswirkungen dieser Reform und lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Wandel ein.
Vom 5. Juli bis 18. September folgt dann, ebenfalls im Museumsfoyer des Oberschlesischen Landesmuseums, die Wanderausstellung „Landesväter. Die Weimarer Republik in den Regionen“. Zur Eröffnung am 5. Juli ab 15 Uhr gibt. Marc Bartuschka exklusive Einblicke in die Ausstellung.
Ab Juli steht die föderale Vielfalt der ersten deutschen Demokratie im Fokus: Die mediale Installation „Landesväter. Die Weimarer Republik in den Regionen“ erinnert daran, dass auch die erste deutsche Demokratie ein föderaler Staat war – geprägt von regionaler Vielfalt, spezifischen Herausforderungen und eigenständigen politischen Akteuren. Im Mittelpunkt stehen die Länder und preußischen Provinzen als politische Räume mit eigener Geschichte. Der leicht bedienbare Medientisch bietet kompakte, reich bebilderte Einblicke in die regionalen Entwicklungen zwischen 1918 und 1933. Dabei werden auch bislang wenig beachtete Regionalpolitiker sichtbar gemacht und ihre Rolle im demokratischen Aufbauprozess hervorgehoben. Die mobile Ausstellung (zu sehen bis 18. September) richtet sich an ein breites Publikum und möchte ein oft übersehenes Kapitel der deutschen Demokratiegeschichte anschaulich und verständlich vermitteln. Der regionale Fokus macht nicht nur historische Unterschiede sichtbar, sondern zeigt auch, wie wichtig föderale Strukturen für das Funktionieren demokratischer Systeme sind – damals wie heute. Besonders die schlesischen Regionen stehen exemplarisch für das Spannungsfeld zwischen Demokratisierung, gesellschaftlichem Wandel und politischer Gewalt. Nach Stationen in bedeutenden Häusern wie der Bayerischen Staatsbibliothek, dem StadtPalais – Museum für Stuttgart sowie im Landtag Sachsen-Anhalt ist „Landesväter“ nun erstmals im Rheinland zu sehen.
Konzipiert wurde die Ausstellung von der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte (GEDG), die sich für eine breite, dezentrale Vermittlung demokratischer Geschichte einsetzt. Die GEDG verfolgt das Ziel, die Entwicklung und Bedeutung der Demokratie in Deutschland stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und fördert hierzu Bildungsangebote, Veranstaltungen und Forschungsprojekte in ganz Deutschland.