Ein Mann in einem Arztkittel. Foto: pixabay/symbolisch
Ein Mann in einem Arztkittel. Foto: pixabay/symbolisch

Ratingen. Um die weitere Zukunft der beiden Ratinger Notdienstpraxen (für Erwachsene und für Kinder) ging es in der Ratssitzung am 1. Oktober. Ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, welche die Notdienstpraxen nicht nur in Ratingen, sondern in den gesamten Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln betreibt, gab einen Zwischenbericht zur Situation nach der Schließung des St.-Marien-Krankenhauses.


Es zeigte sich, dass die Notdienstpraxen an der Mülheimer Straße nach wie vor gut in Anspruch genommen werden. Insofern steht fest, dass sie bis zum zunächst vereinbarten Zeitpunkt, dem 31. März 2025, auf jeden Fall geöffnet bleiben. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest, dazu laufen intensive Gespräche auch unter Beteiligung des NRW-Gesundheitsministeriums, der Bezirksregierung und der umliegenden Krankenhäuser.

Ursprünglich sollten die Notdienstpraxen an der Mülheimer Straße wegen der Schließung des St.-Marien-Krankenhauses schon in diesem Sommer ihren Betrieb einstellen. Hintergrund war, dass bei der medizinischen Notfallversorgung in NRW das Prinzip der so genannten Portalpraxen verfolgt wird. Das bedeutet: Notdienstpraxen werden zwar von der KV betrieben, und Praxisärzte versorgen die Patienten, doch sind sie an oder in der Nähe von Krankenhäusern angesiedelt, so dass man die Patienten leichter steuern kann, je nach dem Schweregrad der Beschwerden.

Eine rechtliche Verpflichtung zur strikten Anwendung des Portalpraxisprinzips gibt es jedoch nicht. Daher intervenierten Rat und Verwaltung der Stadt Ratingen bei der KV und bei Gesundheitsminister Laumann und machten deutlich, dass Ratingen unbedingt notfallmedizinisch versorgt bleiben müsse. Schließlich einigte man sich einvernehmlich darauf, die Notdienstpraxen über den Winter hinaus zu betreiben und in dieser Zeit zu beobachten, wie sich die Nachfrage entwickelt.

Nachdem die Besucherzahlen im späten Frühjahr, als das Krankenhaus geschlossen wurde, zunächst sogar stiegen, sind sie seitdem leicht rückläufig. Dies dürfte jedoch auch mit den Sommerferien zu tun haben, insgesamt gibt es keine auffällige Veränderung zum selben Zeitraum des Vorjahres.

Der Vertreter der KV wies vor dem Rat jedoch erneut auf die Vorteile von Portalpraxen hin. Die Ratinger Notdienstpraxen sind die einzigen im gesamten KV-Gebiet, die keine direkte Anbindung an ein Krankenhaus hätten. Man registriere im Schnitt jede Woche einen Fall, der aus der Notdienstpraxis wegen eines schwerwiegenderen Verdachts mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus transportiert werden müsse.

Man werde die Besucherzahlen jetzt weiter beobachten, denn jetzt zu Beginn der Erkältungssaison werden sie auch aussagekräftiger. Dabei gebe es einen ständigen Austausch mit allen wesentlichen Akteuren des Gesundheitswesens zu der Frage, wie es nach dem 31. März 2025 in Ratingen weitergeht. Bis Dezember wisse man vielleicht schon mehr.

Bürgermeister Klaus Pesch und der Erste Beigeordnete Patrick Anders bewerten die Situation so: „Es ist eindeutig, dass Ratingen eine gute Lösung für die notfallmedizinische Versorgung auch über den 31. März 2025 hinaus braucht. Das zeigen die Besuchszahlen, aber auch die Berichte umliegender Krankenhäuser und der Rettungsdienste, die seit der Schließung des St.-Marien-Krankenhauses deutlich stärker beansprucht werden. Wir setzen da große Hoffnungen auf den konstruktiven Austausch mit allen relevanten Akteuren des Gesundheitswesens.“

Zum Hintergrund:

Die beiden Notdienstpraxen an der Mülheimer Straße in Ratingen sind für dringende medizinische Fälle gedacht, die nicht lebensbedrohlich sind, aber nicht bis zur regulären Öffnung der Arztpraxen warten können (zum Beispiel bei Hexenschuss, schwerem Erbrechen oder Durchfall, starken Ohrenschmerzen, Mandelentzündung, hohem Fieber).

Hier die Öffnungszeiten:

Notdienstpraxis für Erwachsene, Mülheimer Straße 37, Ratingen

Mo., Di. und Do.: 19 bis 22 Uhr

Mi. und Fr.: 16 bis 22 Uhr

Sa., So. und an Feiertagen: 8 bis 22 Uhr

Kinderärztliche Notdienstpraxis, Mülheimer Straße 37, Ratingen

Mi. und Fr.: 16 bis 19 Uhr

Sa., So. und an Feiertagen: 10 bis 13 Uhr und 16 bis 19 Uhr

Außerhalb dieser Öffnungszeiten und der üblichen Praxiszeiten kann in entsprechenden Fällen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter Telefon 116117 angerufen werden.

Bei akuten, potenziell lebensbedrohlichen medizinischen Notfällen, zum Beispiel schweren Unfällen, Bewusstlosigkeit, Verdacht auf Schlaganfall oder Herzinfarkt, starker Atemnot oder bei starken Verbrennungen sollte der Rettungsdienst über den Notruf 112 gerufen werden.