Vor Ort protestierten die Akteure für den Standorterhalt. Foto: IG Metall Velbert
Vor Ort protestierten die Akteure für den Standorterhalt. Foto: IG Metall Velbert

Velbert. IG Metall, Betriebsrat und die Belegschaft kämpfen gemeinsam für den Erhalt des Velberter Standortes des Dormakaba-Konzerns. 


Ende August habe der Dormakaba-Konzern bekanntgegeben, unter anderem den Standort in Velbert schließen zu wollen, erklärt Daniel Ullsperger, Gewerkschaftssekretär der IG Metall. In Zusammenarbeit mit dem Werk im thüringischen Bad Berka produzieren die insgesamt knapp 75 Beschäftigten mechanische und elektronische Schlösser. Nun soll die Produktion nach Mexiko verlagert werden, “obwohl die beiden Werke hochprofitabel sind”, so Ullsperger. „Es ist ein Skandal, dass knapp 75 Familien ihre Existenzgrundlage verlieren, obwohl die Werke in Velbert und Bad Berka derzeit zweistellige Renditen erwirtschaften. Die Beschäftigten sind wütend, dass sie ihre berufliche Zukunft verlieren, obwohl sie alles richtiggemacht haben. Auch in der Zukunft ist die Auftragslage sehr stabil. Aktuell werden sogar Aufträge in Millionenhöhe abgelehnt. Dadurch nimmt der Konzern den Beschäftigten absichtlich ihre hart erarbeiteten Zukunftschancen. Der Konzern muss umgehend umdenken“, empört sich der IG-Metall-Gewerkschaftssekretär.

Die Beschäftigten tragen nun ihren Frust gegenüber der Konzernspitze auf die Straße. Viele haben soziale Abstiegsängste, denn Dormakaba ist ein attraktiver Arbeitgeber und die Belegschaft fühlt sich im Stich gelassen.

„Die geplante Werksschließung ist unfassbar und enttäuschend für mich. Meinen vier Töchtern habe ich noch nichts erzählt, denn sie sollen nicht das fühlen was ich fühle: Zukunftsangst, Perspektivlosigkeit und als Mensch unwichtig zu sein. Hier wird ein kerngesundes Unternehmen kaputt gemacht, nur damit der Aktienkurs noch höher schnellt. Mensch und Familien sind egal“, sagt Enrico Rasch.

Auch Andrea Hanel (58) ist empört: “Ich arbeite seit genau 29 Jahren, die Hälfte meines Lebens, in dieser Firma. Es ist nicht nur eine Arbeitsstelle, sondern auch ein Lebensinhalt. Für mich bricht eine Welt zusammen und es tut weh. Mich trifft es doppelt hart, da auch mein Mann im Betrieb arbeitet. Und wir stehen beide kurz vor der Rente.”

Nach Angaben der IG Metall arbeiten Gewerkschaft, Konzernbetriebsrat und die örtlichen Betriebsräte eng zusammen. Sie haben bereits eine Wirtschaftsberatungsgesellschaft engagiert, wollen so Gegenkonzepte entwickeln: „Unser Unternehmen ist kerngesund und hat auch zukünftig attraktive Marktchancen. Wir erarbeiten gerade Alternativkonzepte und hoffen, unseren Arbeitgeber davon überzeugen zu können. Die Beschäftigten rücken aktuell eng zusammen und wir werden für den Erhalt unserer Arbeitsplätze jedes uns zur Verfügung stehende Mittel einsetzen“, der der Betriebsratsvorsitzende André Wollmann.

“Wir werden uns gegen die Standortschließung wehren”, so der Gewerkschaftssekretär Ullsperger. “Der Konzern muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden und den Standorten eine positive Perspektive bieten. Statt die Unternehmen zu schließen, könnten durch ein Management-by-out oder einen Verkauf die gewinnträchtigen Unternehmen fortgeführt werden. Gerade hier in Velbert gibt es unzählige Schloss- und Beschlagfirmen, die sicherlich Interesse hätten”.